Fünf Freunde Im Zeltlager
hat dich hoffentlich nicht erschreckt.«
»Ein bisschen schon«, gab Anne zu. »Er hat einen Stein nach Dick geworfen und ihn am Kopf getroffen. Morgen wollen wir zu dem Bauern gehen und den Jungen dort fragen, ob er irgendwas weiß. Wir haben auch mit einem alten Schäfer gesprochen, der hat gesagt, er hört die Geisterzüge auch, aber er hat noch keinen gesehen.«
»Das hört sich ja alles sehr aufregend an«, erwiderte Herr Krabbler. »Weißt du, diese merkwürdigen Geschichten sind gewöhnlich ganz harmlosen Ursprungs. Und außerdem werden die Leute, die immer allein im Moor leben, oft ein bisschen wunderlich. Jetzt aber was ganz anderes – möchtest du gern mal sehen, was ich heute gefunden habe? Einen sehr seltenen und wertvollen kleinen Käfer.«
Der Professor öffnete einen kleinen viereckigen Behälter und zeigte Anne einen glänzenden Käfer. Er hatte grüne Fühler und einen feuerroten Fleck auf dem Rücken. Es war ein hübscher kleiner Kerl.
»Sieh, das ist sehr viel interessanter für mich als ein dutzend Geisterzüge«, erzählte Professor Krabbler Anne. »Geisterzüge halten mich nachts nicht vom Schlafen ab, aber der Gedanke an diesen kleinen Käfer tut es.«
»Ich mag Käfer nicht besonders«, sagte Anne. »Aber dieser hier ist sehr nett. Jagen oder beobachten Sie wirklich gern den ganzen Tag lang Insekten?«
»Ja, sehr gern«, bestätigte Herr Krabbler. »Ah, da kommen die Jungen mit dem Wasser. Wo ist Georg? Aha, sie zieht andere Schuhe an.«
Georg hatte sich eine Blase gelaufen und klebte sich gerade ein Pflaster auf ihre Ferse. Sie kam mit den Jungen herbei und der Kuchen ging reihum.
Sie saßen im Kreis, während die Sonne als rote Scheibe unterging.
»Morgen wird es wieder schön«, sagte Julian. »Was wollen wir unternehmen?«
»Zunächst gehe n wir einkaufen«, sagte Dick.
»Die Bäuerin hat doch gesagt, wir können noch mehr Brot haben, wenn wir gleich morgens kommen. Und Eier können wir auch gebrauchen. Wir haben heute acht hart gekochte mitgenommen und nun sind nur noch zwei übrig. Und wer hat all die Tomaten gegessen? Das möchte ich gern wissen.«
»Ihr alle zusammen«, sagte Anne sofort. »Drüber hergefallen seid ihr, wie die Kannibalen!«
»Ich fürchte, ich gehöre auch zu diesen Kannibalen«, sagte Herr Krabbler verlegen. »Anne hat mir, glaube ic h, drei Tomaten zum Frühstück mit zwei Spiegeleiern gebraten.«
»Das ist schon in Ordnung«, wehrte Anne ab.
»Sie haben trotzdem nicht so viel gehabt wie die anderen. Wir kaufen morgen mehr.«
Es war gemütlich, so zusammenzusitzen, zu schmausen und sich zu unterhalten. Alle waren müde und dachten schon mit heimlicher Freude an die warmen Schlafsäcke. Tim hob seinen Kopf, gähnte und ließ dabei eine riesige Menge Zähne sehen.
»Tim, ich konnte dir bis in den Magen gucken«, sagte Georg.
»Mach die Klappe zu. Du hast uns alle angesteckt.«
Und das stimmte, sogar Herr Krabbler musste gähnen. Er stand auf.
»Ich gehe schlafen«, sagte er. »Gute Nacht. Wir besprechen alles morgen früh. Zum Frühstück bringe ich euch Sardinen mit, wenn ihr welche mögt.«
»Prima!«, rief Anne. »Von dem Kuchen ist auch etwas übrig.
Hoffentlich passt das zusammen – Sardinen und Früchtekuchen.«
»Sehr gut!«, kam Herrn Krabblers Stimme schon von weit her. »Gute Nacht!«
Ein paar Minuten noch blieben die Kinder sitzen. Die Sonne war nun ganz verschwunden und es wurde schnell kühl. Tim gähnte wieder.
»Es ist Zeit zum Schlafengehen«, sagte Julian. »Gott sei Dank ist Tim letzte Nacht nicht in unser Zelt gekommen und auf mir rumgestiegen. Gute Nacht, ihr Mädchen.
Es ist ein wunderschöner Abend, aber viel werd ich davon nicht haben, mir fallen jetzt schon die Augen zu.«
Georg und Anne gingen zu ihrem Zelt und waren bald in ihre Schlafsäcke gehüllt. Kurz bevor sie einschliefen, spürte Anne wieder das Zittern der Erde, ein Zeichen, dass ein Zug vorbeifuhr. Sie hörte aber kein Rumpeln. Noch ehe sie darüber nachdenken konnte, war sie eingeschlafen.
Die Jungen schliefen aber noch nicht. Auch sie spürten das Zittern und es erinnerte sie an den alten Güterbahnhof.
»’ne komische Sache, diese Geisterzüge«, sagte Julian schläfrig. »Ich möchte wissen, ob etwas dran ist.«
»Quatsch, bestimmt nicht!«, antwortete Dick. »Morgen fragen wir den Jungen. Er lebt im Moor und er sollte doch etwas darüber wissen.«
»Wahrscheinlich sind das nur so Moormärchen. Der alte Holzbein-Samuel spinnt, das ist ja wohl
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