Fünf Freunde Im Zeltlager
dass es Geisterzüge sind, weil nie irgendwelches Personal zu sehen ist. Geht lieber nicht hin, so ganz geheuer ist’s dort nicht.«
Julian sah Annes entsetztes Gesicht und lachte laut.
»Das ist ja ein Märchen! Ich glaube nicht an Geisterzüge und Sie doch auch nicht, oder? Sie wollen uns bloß auf den Arm nehmen, stimmt’s? Dick, hast du die Picknicksachen in deiner Tasche? Von so vielen Geisterzügen bekommt man Hunger. Wir suchen uns ein nettes Plätzchen und stärken uns erst mal. Möchten Sie vielleicht auch was haben?«
»Nein, vielen Dank«, sagte er alte Mann und wandte sich zum Gehen. »Ich muss nach meinen Schafen sehen. Die wandern umher und da muss ich es auch tun. Viel Spaß noch, aber geht nicht wieder runter zum Bahnhof, das ist nichts für euch.«
Der Schäfer wanderte weiter und die vier setzten sich und machten Picknick.
»Das ist alles Unsinn«, erklärte Julian, der Anne beruhigen wollte. »Wir fragen morgen den Bauernjungen. Ich glaube eben doch, dass es eine erfundene Geschichte ist, die der Alte dem Schäfer weitererzählt hat.«
»Klar«, stimmte Dick ihm zu. »Der Schäfer hat die Züge ja nie gesehen, nur davon gehört. Bei Nacht täuscht man sich oft. Was die beiden hören, sind die Züge, die hier unterirdisch fahren. Irgendwo rattert im Augenblick sogar einer, ich spüre es!« Tatsächlich, es war ein komisches Gefühl, der Boden zitterte. Als die Erschütterung nachließ, tranken sie in Ruhe ihren Tee weiter und sahen Tim zu, der gerade versuchte Kaninchen aus einem Loch zu graben. Er bespritzte die Kinder mit Sand, während er immer tiefer grub; es konnte ihn aber niemand zum Aufhören bewegen. Er schien völlig taub zu sein.
»Wenn wir Tim jetzt nicht aus dem Loch rauskriegen, wird er bald so tief drinstecken, dass wir ihn am Schwanz rausziehen müssen«, sagte Julian und stand auf.
»Tim! Tim! Das Kaninchen ist schon längst fort. Komm her!«
Aber erst mit Georgs Hilfe gelang es ihm, den Hund aus dem Loch herauszubekommen. Dessen ganze Schnauze war voller Sand und seine ehemals rote Zunge sah aus wie ein paniertes Schnitzel.
Tim schüttelte sich kräftig und der Sand flog nur so aus seinem Fell. Er machte wieder einen Schritt auf sein Loch zu, aber Georg bekam ihn am Schwanz zu fassen und hielt ihn fest.
»Nein, Tim, jetzt gehen wir zu den Zelten zurück!«
»Er sucht einen Geisterzug«, sagte Dick, und alle, sogar Anne, mussten herzhaft lachen.
Etwas müde, aber gut gelaunt machten sie sich auf den Rückweg zum Zeltplatz. Tim folgte ihnen beleidigt. Bei ihrer Ankunft sahen sie Herrn Krabbler, der auf sie wartete. Der blaue Rauch seiner Pfeife kräuselte sich in der Luft.
»Hallo, hallo!«, grüßte er. »Ich hab mich schon gewundert, wo ihr so lange bleibt. Aber dann sagte ich mir, dass euer Hund euch jederzeit zurückbringen würde.«
Tim wedelte zustimmend mit dem Schwanz, stolzierte zu dem vollen Wassereimer und wollte seinen riesigen Durst löschen.
Anne konnte ihn gerade noch davon abhalten.
»Nein, Tim! Du darfst nicht von unserem Spülwasser trinken.
Dort ist deins, in der Schüssel.«
Tim gehorchte, aber er dachte, Anne sei doch sehr kleinlich.
Inzwischen erkundigte sich Anne bei Herrn Krabbler, ob er Hunger habe.
»Wir machen kein richtiges Abendessen«, erklärte sie.
»Wir haben gerade erst gepicknickt. Aber ich koche Ihnen gern etwas, Herr Krabbler.«
»Das ist sehr nett von dir, aber ich bin auch noch satt vom Mittagessen«, sagte Herr Krabbler.
»Ich habe einen Früchtekuchen mitgebracht, den teilen wir uns jetzt. Ich hab auch eine Flasche Zitronensaft, der schmeckt herrlich mit dem frischen Wasser vom Bach.«
Die Jungen liefen davon, um Trinkwasser zu holen. Anne schnitt inzwischen den Kuchen auf und verteilte die Teller.
»Nun, habt ihr einen netten Spaziergang gemacht?«, wollte Herr Krabbler wissen.
»Ja«, erwiderte Anne.
»Wir haben einen komischen, einbeinigen Mann getroffen, der behauptete, Geisterzüge zu sehen.«
Herr Krabbler lachte. »So, so! Das wird wohl der Vetter von einem kleinen Mädchen sein, das ich kenne und das behauptete, auf einem Vulkan zu sitzen.«
Anne musste kichern. »Sie wollen mich wohl ärgern? Nein, wirklich, dieser alte Mann hat behauptet, er muss einen Güterbahnhof bewachen, der aber nicht mehr gebraucht wird, und er hat gesagt, wenn die Geisterzüge kommen, will er sein Licht ausblasen und unter das Bett kriechen, damit sie ihn nicht fangen können.«
»Armer alter Kerl«, sagte Herr Krabbler.
»Er
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