Fünf Freunde und der Zauberer Wu
-tick. »Das klingt doch wie eine Uhr oder so etwas Ähnliches«, sagte Brummer, und er kroch suchend im Stroh umher. Womöglich war Mr. Wus dicke goldene Uhr in Charlies Behausung gefallen? Seine Hand fühlte einen kleinen Gegenstand, rund und glatt, auf dem Boden des Käfigs.
Er zog ihn unterm Stroh hervor und betrachtete ihn entgeistert.
Charlie sah ihm leise grollend dabei zu, und im nächsten Augenblick riß er ihm das Ding wieder aus der Hand, um es im Stroh zu verbergen.
»Woher hast du diese Uhr, alter Junge?« fragte Brummer leise.
»Ich werd’ verrückt! Ist ja schon gut, du darfst das Weckerchen ja behalten. Paß gut drauf auf, ja? Ich bin gleich wieder da!«
Rasch schlüpfte Brummer aus dem Käfig, kletterte über den Zaun und rannte auf das Haus zu. Die Kinder saßen noch immer beim Frühstück.
»Was ist denn los?« empfing ihn Dick.
»Jetzt hört mal gut zu!« forderte Brummer die Tafelrunde atemlos auf. »Ich weiß, wer der Dieb war, der zum Turmfenster hineingeklettert ist! Ich weiß es jetzt ganz genau!« wiederholte er und schrie fast vor Erregung.
»Wer denn?« fragten alle wie aus einem Munde.
»Charlie! Ganz einfach Charlie«, antwortete Brummer. »Warum haben wir nie zuvor an ihn gedacht? Wo er doch ohne weiteres überall hinaufklettern kann. Für ihn ist es nicht einmal ein Kunststück, die glatte Turmwand rauf zuklettern, wenn er sich an ein paar Weinranken abstützt und dann an den rauhen, unebenen Steinen festkrallt. Dann muß er durchs offene Fenster in die Stube gesprungen sein und so viel von den Papieren gegrapscht haben, als er fassen konnte. Danach ist er runtergerutscht…«
»Das war genau das Geräusch, das ich gehört habe«, bestätigte Jenny aufgeregt. »Ich hab’ja immer versucht, es euch zu beschreiben!«
»Und geflüstert hat Mr. Wu. Er hat ihm zugeredet, den Diebstahl auszuführen und die Turmwand hochzuklettern!« ergänzte Julian.
»Es ist nicht zu fassen, ich wette, der Halunke hat den armen, alten Charlie angelernt, so in jedes x-beliebige Fenster einzusteigen und irgendwelche Sachen herauszuholen. Dieser Wu muß gewußt haben, daß Brummers Vater all seine Ideen in der Turmstube ausarbeitet. Er konnte dem Affen mit Leichtigkeit beibringen, wie man Papier klaut«, fuhr er fort. »Aber natürlich konnte Charlie nicht den ganzen Stoß mitnehmen. Er hatte ja auch null Ahnung, welche Papiere wichtig sind. Er hat so viel, als er zusammenraffen konnte, ins Maul genommen. Den Rest ließ er untern Tisch fallen. Wer hätte das gedacht, daß ausgerechnet Charlie der Dieb ist!«
»Halt, mal langsam!« Dick schien noch nicht überzeugt zu sein. »Woher willst du so bestimmt wissen, daß es Charlie war? Es ist in der Nacht passiert, und keiner hat ihn gesehen.«
»Ich kann’s euch beweisen!« erklärte Brummer triumphierend.
»Ihr wißt doch, auf dem Kaminsims im Turmzimmer, da stand immer eine so hübsche kleine Weckeruhr. Und die ist doch in derselben Nacht mit den Papieren verschwunden. Und genau die Uhr hab’ ich gerade in Charlies Käfig gefunden! Unterm Stroh hatte er sie versteckt. Er war richtig wütend, als ich sie ihm wegnehmen wollte, deshalb hab’ ich sie ihm gelassen. Versteht ihr, die Papiere, die haben ihn nicht interessiert, die hat er Mr. Wu gegeben, aber die Uhr, die so schön tickt, die hat er behalten und versteckt! Und gerade durch das Ticken hab’ ich sie entdeckt!«
»Wenn sie wirklich ging, wer hat sie dann gestern abend aufgezogen?« fragte Anne.
»Die braucht man doch nicht aufzuziehen, die geht mit Batterie«, klärte Brummer das Mädchen kopfschüttelnd über soviel technischen Unverstand auf. »Wahrscheinlich hat der alte Charlie seinen Schatz immer ins Maul gestopft, wenn sich jemand von den Leuten näherte, die seinen Käfig saubermachen.«
»Nein, so was! Ich kann’s immer noch nicht fassen!« rief Jenny aus und schlug die Hände überm Kopf zusammen. »Bestimmt hat auch der Gauner Wu nichts davon gemerkt, als ihm der Schimpanse die Papiere vor die Füße gespuckt hat.«
»Kaum«, meinte Dick lachend. »Sein Maul ist hübsch groß.
Wenn man so mit ansieht, was für unwahrscheinliche Mengen Fressen er hineinstopft.«
»Allerdings. Mr. Wu war wahrscheinlich so gierig auf die Papiere, daß er nicht weiter auf Charlie geachtet hat«, fügte Georg hinzu.
»Der arme Charlie! Ich kann ihn mir so gut vorstellen, wie er sich den kleinen Wecker ans Ohr hält und ihn zärtlich streichelt.«
»Es hat heute morgen richtig so geklungen,
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