Fünf Hunde im Gepaeck
sein.«
»Vielleicht nich. Aber er sieht ihm verdammtähnlich und ’nen Versuch is es wert. Da steht die Telefonnummer.«
Die beiden Männer gingen weiter, und was sie sagten, war nicht mehr zu verstehen. Mick schaute Pippa und Henry an, denen die Angst im Gesicht stand.
»Ich will nicht neugierig sein, aber kann ich euch irgendwie helfen?«, fragte er. »Ich meine, wenn ihr auf der Flucht seid oder so?« Und als Pippa und Henry Blicke wechselten, sagte er schnell. »Ihr müsst mir nichts erklären, ich helfe euch auch so. Das macht keinen Unterschied.«
Henry zögerte nur einen Moment. Der rothaarige Junge konnte die 20 000 Pfund bestimmt genauso gut gebrauchen wie die beiden Stallburschen. Aber er fühlte, dass er Mick vertrauen konnte, dass der Junge aufrichtig, ehrlich und tapfer war. Er sagte: »Ja, vielleicht könntest du uns helfen. Wir müssen sofort von hier verschwinden, aber wir wissen noch nicht einmal genau, wo wir überhaupt sind. Wir müssten uns die Nacht über verstecken und, wenn es hell wird, weiterziehen.«
Pippa hörte Henry stirnrunzelnd zu. Normalerweise traf sie die Entscheidungen, außerdem wussten sie praktisch nichts über den Jungen.
»Ihr könnt die Nacht über bei uns im Heim bleiben«,sagte Mick. »Im Keller gibt es einen Heizungsraum. Da kommt nie jemand hin. Ich weiß, wo der Schlüssel ist. Ich schnapp ihn mir und dann besorg ich euch was zu essen und ein paar Decken. Nachts ist nur Mrs Platt da und die schläft wie ein Bär.«
»Willst du das wirklich tun?«, fragte Henry. »Es könnte klappen. Aber wie kommen wir zu euch? Seid ihr mit dem Bus gefahren?«
Mick schüttelte den Kopf.
»Wir sind gelaufen, es sind nur zwanzig Minuten. Ich zeichne euch den Weg auf.«
»Und was ist mit den anderen Kindern?«, fragte Pippa. »Können wir sicher sein, dass sie uns nicht verraten?«
»Ja«, sagte Mick. »Das könnt ihr.«
Sie hinterließen eine Nachricht für George. Es fiel ihnen schwer, jemanden anzulügen, der ihnen so geholfen hatte, aber sie hatten keine Wahl. Sie schrieben, dass Tante Elsa ihnen mitgeteilt hätte, dass sie nicht kommen könnte, da ihr Schwager im Krankenhaus läge, und sie nun den Nachtbus zurück nach London nehmen würden. Glücklicherweise waren Bill und Myra ins Kino gegangen, sodass die Kinder ihnen schriftlich Auf Wiedersehensagen und sich für alles bedanken konnten.
Dann packten sie schnell ihre Siebensachen zusammen und holten die Hunde.
Zuerst ging alles gut. Den Hunden gefiel der nächtliche Spaziergang. Sie merkten wohl, dass Pippa ihren Rucksack umschnallte und Henry seine Reisetasche mitnahm, außerdem trugen beide ihre Anoraks. Für Fleck, Otto, Li-Chee und Honey hieß das, dass sie auf dem Weg zu einem neuen Abenteuer waren, und sie freuten sich darauf.
Francine aber nicht. Francine wusste, dass das bedeutete, sie würden den Zirkus verlassen. Und mit dem Zirkus – Rupert.
Sie blieb, wo sie war, und rührte sich nicht. Sie warf ihren Kopf zurück und heulte. Es war ein Heulen der Verzweiflung und der Einsamkeit, die Kinder hatten solche schrecklichen Laute noch nie gehört.
Von Georges Wohnwagen, in dem Rupert schlief, kam Antwort. Und dann kam Rupert selbst.
Was nun folgte, war kaum zu ertragen. Die beiden Pudel standen nebeneinander in der Dämmerung. Ihre Körper waren so dicht beieinander, dass sie zu verschmelzen schienen. Sie belltennicht, sie jaulten nicht, sie zitterten nur, als ob ein großer Kummer sie schüttelte.
Henry und Pippa schauten sich fragend an. Durften sie Francine zwingen, mit ihnen zu kommen? Sie liebte das Zirkusleben und sie liebte Rupert.
Aber andererseits konnten sie auch nicht ohne Francine gehen. Diese Flucht hatte sie alle zusammengeschweißt und sie mussten sie gemeinsam durchstehen.
Die beiden Pudel standen still wie zwei Statuen. Außer ihnen beiden existierte nichts und niemand für sie. Otto machte ein paar Schritte auf sie zu und hielt inne. Francine und er waren seit Langem Freunde, aber jetzt musste sie selbst entscheiden.
»Komm, Henry«, sagte Pippa, die es nicht länger ertrug. »Wir müssen hier weg. Lass sie, sie hat ein Recht hierzubleiben.«
Die Kinder drehten sich um und gingen langsam über das von vielen Füßen zertrampelte Gras. Sie hatten gerade den Eingang des Zirkusgeländes erreicht, als Francine einen letzten, zu Herzen gehenden Heuler ausstieß. Dann riss sie sich von Rupert los und lief hinter ihnen her.
15. Kapitel
Im Heizungskeller
Mrs Platt lag im Bett und
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