Fünf Hunde im Gepaeck
sie lächelte nur.
»Das ist sein Ende«, sagte Pippa. »Er wird nie wieder in einer Hundeshow auftreten können. Keiner wird ihn haben wollen.«
Doch nun erhob sich Li-Chee und schüttelte sich, um zu zeigen, dass es nichts mehr zu schütteln gab. Und dann gebärdete er sich wie toll. Er sauste kreuz und quer durch den Keller, wälzte sich auf den Rücken, streckte alle viere in die Luft und stieß dabei hohe Freudenschreie aus.
Li-Chee war glücklich. Er konnte sehen, er konnte sich bewegen, er war frei.
Endlich konnte er sich als der Hund zeigen, derer war. Ein Löwenhund, ein Kämpfer, der Wächter von Kaisern und kein verhätscheltes Spielzeug für alte Damen. Die leicht hervorstehenden Augen in seinem kleinen zerknautschten Gesicht glänzten vor Erwartung.
Jemand hatte ihn verstanden, jemand hatte entdeckt, wer er wirklich war!
Nun wachte auch Henry auf und sah, was passiert war, aber bevor er etwas sagen konnte, kam Mick herein und meinte, dass es höchste Zeit war, zu verschwinden.
16. Kapitel
Sprocket bekommt einen Anruf
Der Stallbursche verlor nicht viel Zeit. Sobald die Pferde für die Nacht versorgt waren, machte er seinen Anruf.
Curzon war allerdings schon längst nicht mehr im Büro. Er kehrte oft nach seiner langen Mittagspause nicht mehr zurück und Fiona ging dann natürlich auch. Also läutete das Telefon unten in Sprockets kleinem Kabuff.
Erfreut nahm er ab.
»Montgomerys Privatdetektei. Milton Sprocket am Apparat.«
Dann hörte er zu und wurde immer aufgeregter, während er versuchte, sich Notizen zu machen.
»Ich bin ganz sicher, dass er es ist«, sagte die Stimme am anderen Ende. »Sieht genauso aus wie auf dem Foto. Stimmt das mit den 20 000 Pfund? Is kein Scherz oder so?«
»Ja, das stimmt«, erwiderte Sprocket eifrig. »Sagen Sie mir bitte, wo genau Sie sich befinden. Geben Sie mir die Koordinaten durch.«
Aber der Stallbursche hatte noch nie was von Koordinaten gehört.
»Keine Ahnung, was Sie meinen, Chef. Wir sind in Todcaster mit Charlys Zirkus. Und Sie machen sich mal besser schnell auf den Weg, weil wir nämlich bald weiterziehen.«
Als er auflegte, war Sprocket in fieberhafter Aufregung. Ihm war klar, dass er sofort handeln musste. Er konnte nicht erst auf Curzons Anweisungen warten. Dazu kam noch, dass der Junge offensichtlich nicht gekidnappt worden war, wie jeder annahm, sondern weggelaufen. Es gab Kinder, die von zu Hause wegliefen, um zum Zirkus zu gehen, das wusste Sprocket, und das bedeutete in diesem Fall, dass der Junge sicher nicht wollte, dass man ihn ausfindig machte und nach Hause brachte. Und das wiederum bedeutete,dass Sprocket tief in die Verkleidungskiste greifen musste. Auch den Lieferwagen musste er tarnen, am besten wieder mit dem Gemüsehändlerspruch.
Sprocket lief zur Kommode und zog die oberste Schublade auf. Er gab sich große Mühe, keinen seiner Bärte zu bevorzugen, aber es gab einen, den er besonders mochte. Das war ein buschiger nussbrauner Schnauzbart, der sich auf seiner Oberlippe wie weiches Fell anfühlte. Er klebte ihn sich an und fühlte sich auf der Stelle bereit für ein großes Abenteuer. Dann packte er ein paar Perücken ein, ein Hörrohr und ein paar Pickel und Furunkel, aber keine Narben, man musste ja nicht gleich übertreiben. Zum Schluss steckte er noch die Flasche mit dem Kunstblut ein.
Sprocket rannte hin und her, um alles im Lieferwagen zu verstauen. Er installierte das neue Navigationsgerät, den Infrarotsensor, das Nachtsichtgerät …
Der Beutel, der Henrys Zahnbürste und seine Taschentücher enthielt, wanderte in ein Geheimfach hinter dem Fahrersitz.
Er entfernte das Schild, auf dem Was verlegt oder verloren? Nur die Ruh: Kommen Sie zu uns, wir finden es im Nu! stand, und ersetzte es durchdas andere mit dem Spruch Ist Ihr Hunger groß und mächtig? Unser Obst ist reif und prächtig !, als ihm einfiel, dass er Curzon eine Nachricht hinterlassen musste. Also ging er noch einmal zurück an seinen Computer und schickte Curzon eine verschlüsselte Mail, in der stand, wohin er fuhr.
Dann manövrierte er den Lieferwagen aus der Garage und fuhr in Richtung Autobahn. Unterwegs kam er an einer Reihe von geschlossenen Geschäften vorbei. In einem davon brannte noch Licht und er konnte lesen, was auf dem Schild im Schaufenster stand: Rent-a-Dog – Rassehunde zum Ausleihen.
Gleichgültig fuhr Sprocket an dem Laden vorbei, er machte sich nichts aus Hunden.
Eigentlich hätte bei Rent-a-Dog um diese Zeit kein Licht mehr
Weitere Kostenlose Bücher