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Fünf Hunde im Gepaeck

Fünf Hunde im Gepaeck

Titel: Fünf Hunde im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ibbotson
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dass die Flüchtlinge in Sicherheit waren.
    Im Schlafsaal nebenan saß Nini aufrecht in ihrem Bett. Sie hatte lange gewartet, doch nun schlug sie die Decke zurück. Sie nahm Kamm und Bürste von ihrem Nachttisch und schlich lautlos wie ein Geist den Korridor entlang.
    Auf dem obersten Treppenabsatz lief sie geradewegs Mick in die Arme, der Wache hielt.
    »Will zu kleinem Hund«, sagte sie. »Will zu Li-Chee.«
    Mick starrte sie an. Woher konnte sie wissen,dass der Hund im Haus war? Hatte sie etwas von dem mitbekommen, das er mit Henry und Pippa besprochen hatte, oder hatte sie andere Möglichkeiten, von Dingen zu erfahren? Wie auch immer, er konnte nichts riskieren. Selbst Mrs Platt würde bei einem von Ninis Wutanfällen aufwachen.
    Er nahm ihre Hand. »Du kannst Li-Chee sehen, aber du musst ganz, ganz leise sein oder sie bringen ihn weg. Verstehst du mich? Mucksmäuschenstill.«
    Nini nickte und er führte sie die Kellertreppe hinunter bis vor den Heizungsraum.
    Das kleine Mädchen bewegte sich absolut lautlos. Sie öffnete die Tür so leise, dass sich die Hunde kaum rührten und die Kinder weiterschliefen. Nur Li-Chee, der seinen üblichen Platz neben Otto Francine überlassen hatte, hob den Kopf.
    Er war überrascht, dass man ihn weckte, und zuerst glaubte er auch, das Mädchen sei wegen einem der anderen Hunde gekommen, bisher hatten sich nur alte Damen für ihn interessiert. Doch als Nini sich vor ihn hinkniete, begriff er, dass sie wirklich ihn meinte, und obwohl er sehr müde war und gern weitergeschlafen hätte, bemühte er sich, wach zu bleiben, und leckte ihr das Handgelenk.
    Und wieder machte das Mädchen keine Anstalten,den Pekinesen zu umarmen oder auf den Schoß zu nehmen. Stattdessen nahm Nini Bürste und Kamm und fing an, vorsichtig, sehr vorsichtig sein langes seidiges Fell zu kämmen und ihm die Haare aus den Augen zu streichen.
    Und während sie ihn bürstete und kämmte, fühlte sie sich zurück in ihre Heimat versetzt, wo sie den Tempeltänzerinnen geholfen hatte, die kleinen Wachhunde für die Feste vorzubereiten.
    Alles war auf einmal wieder da, alles, was sie so schmerzlich vermisste und tief in ihrem Inneren verschlossen hatte: den Geruch des Jasmin, die Tempelglocken, die leisen Stimmen der Nonnen im Waisenhaus … die Wärme, die Sonne auf ihrer Haut … und nicht zuletzt ihre eigene Sprache.
    Unaufhörlich kämmte und bürstete Nini den Pekinesen und murmelte dabei vor sich hin. Und während sie das tat, überwältigte sie das Heimweh, das sie in ein stummes, starres Wesen verwandelt hatte, und all die Tränen, die sie nicht hatte weinen können, liefen ihr die Wangen herunter.
    Vertrauensvoll stand Li-Chee vor ihr. Er hatte sie bereits ins Herz geschlossen. Sie hatte ihn gewählt und er hatte sie gewählt. Aber während sie ihn weiter striegelte, kam aus seiner Kehle ein leises Grollen und Nini legte die Bürste hin. Siekannte diesen Laut, auf seine Art wollte der Hund ihr zu verstehen geben, dass er nicht gebürstet und nicht verehrt werden wollte.
    Einen Moment lang saß Nini ganz still da und dachte nach. Dann schüttelte sie kurz den Kopf, als wollte sie all ihre Erinnerungen und ihren Kummer loswerden. Sie schaute sich in dem dämmrigen Raum um und sah die anderen Hunde. Sie dachte an das dünne Mädchen im Kindergarten, das sich an ihren Rock gehängt hatte und ihre Freundin sein wollte, an die Spiele, die sie im Garten von Greystoke House spielten, an das Eichhörnchen, das sie gezähmt hatten, an die Comics, die sie abends im Bett anschauten. Und sie dachte an Mick.
    Es war an der Zeit, einen Schritt vorwärts zu machen.
    »Warte auf mich«, sagte sie zu Li-Chee.
    Nini schlich aus dem Keller und hoch in Mrs Platts Wohnzimmer. Sie wusste wo die Scheren waren, ganz unten in Mrs Platts Nähkorb.
    Nini nahm sie und achtete darauf, dass sie sie mit den scharfen Spitzen nach unten hielt, so wie sie es gelernt hatte, dann ging sie zurück in den Heizungskeller. Es würde nicht leicht sein, aber sie wollte tapfer sein.
    Li-Chee saß immer noch an dem gleichen Platz.
    »Ich will dir nicht wehtun«, sagte Nini. »Beweg dich nicht.«
    Dann begann sie zu schneiden und zu schnippeln und wieder zu schneiden und der goldene Seidenvorhang, der Li-Chee so lange zum Gefangenen gemacht hatte, fiel geräuschlos auf den Boden.
    Pippa wachte als Erste auf und hatte Mühe, einen Entsetzensschrei zu unterdrücken.
    »Um Himmels willen, was hast du getan? Der arme, arme Hund!«
    Nini antwortete nicht,

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