Fünf Hunde im Gepaeck
House waren früh dran. Sie setzten sich in die erste Reihe. Mick setzte sich neben einen Jungen in seinem Alter, der einen weißen Hund auf dem Schoß hatte. Neben ihm saß Nini, ihre Beine reichten nicht auf den Boden.
»Gleich geht’s los«, sagte Mick zu ihr.
Aber in dem maskenhaft schönen Gesicht rührte sich nichts.
Henry, der Fleck auf dem Schoß hielt, war vor Aufregung ganz schlecht. In einer halben Stunde sollte die Hundenummer beginnen, und wenn die schiefging, würde man sie aus dem Zirkus werfen. Trotzdem lächelte er dem Jungen zu, der gerade mit einer Kindergruppe hereingekommen war und sich neben ihn gesetzt hatte. Er hatte rotblondes Haar und sah sympathisch aus.
Langsam gingen die Lichter aus, die Kapelle fing an zu spielen. Mr Charly, der Zirkusdirektor, ließ seine Peitsche knallen.
Die Pferde trabten in die Manege, es folgten die Clowns, die Akrobaten, Pauline mit ihren Papageien. Beifall brandete auf und die Vorstellung begann.
Zuerst kamen die Texas Cowboys hereingaloppiert. Die drei Männer sprangen von einem glänzenden Pferderücken zum anderen. Dann traten die Fantastischen Danielas auf, eine Gruppe von Mädchen, die einander auf die Schultern stiegen, bis sie eine hohe Pyramide bildeten. Es erschien das Lustige Pony, das seinem Herrn durch dieManege folgte, wobei es versuchte, ihm Zuckerstücke aus der Hosentasche zu stibitzen … und bei einem atemberaubenden Hochseilakt taten die Artisten so, als würden sie sich gegenseitig vom Seil schubsen.
Henry hielt den Atem an. Gleich war es so weit. Fleck jaulte kurz auf und Henry machte »Pscht!«.
»Und nun, meine Damen und Herren, freuen Sie sich auf Elsas weltberühmte Hundenummer!«, verkündete der Zirkusdirektor.
Die Clowns schoben eine mit Wasser gefüllte Badewanne herein und schleppten Eimer und eine Leiter herbei, um die Hochzeit vorzubereiten. Aber natürlich ging alles schief. Von dem Tisch, den sie schrubbten, brachen die Beine ab, die Ballons, die sie aufbliesen, platzten oder flogen davon und einer der Clowns plumpste rücklings in die Badewanne.
In der Nähe des Eingangs war ein Zelt aufgestellt worden, auf dem stand »Kirche«, davor wartete Rupert mit Schlips und seidenem Frack auf die Braut. Clowns auf Stelzen kamen herein, sie trugen Tabletts mit Wackelpudding und bunte Luftschlangen, in denen sie sich verhedderten, sie schlugen wie wild um sich und taten so, als würden sie in Tränen ausbrechen.
Und nun, begleitet von einem Fanfarenstoß, erschien der von Otto gezogene Wagen. Auf den Sitzen saßen Li-Chee mit Babymützchen und Honey mit Rüschenhaube. Francine aber stand auf ihren Hinterbeinen. Mit ihrem weißen Brautkranz und dem begeisterten Bellen gab sie perfekt die erwartungsvolle Braut ab.
Doch nun geschah etwas, womit die Kinder nicht gerechnet hatte, das Publikum fing an zu klatschen. Immer lauter wurde es in seiner Begeisterung, und Otto fing an zu zittern. In der Schweiz hatte er sich allen möglichen Gefahren gegenübergesehen, er war steile Felsen hochgeklettert und in gefährliche Gletscherspalten gestiegen, um eingeklemmte Bergsteiger zu retten, aber dieser Lärm war einfach nur unerträglich. Der Bernhardiner rollte mit den Augen und blieb auf der Stelle stehen.
Li-Chee sprang mit schief sitzendem Mützchen von seinem Sitz und verschwand zwischen Ottos Beinen. Er wollte seinen Freund nur beruhigen, aber es sah so aus, als wollte er nun den Karren ziehen, und alles lachte. Nun nicht mehr über die Clowns, sondern über den ritterlichen kleinen Hund.
In diesem Augenblick drehte sich Mick erstauntzu dem Mädchen neben ihm um. Nini lehnte sich gespannt nach vorn, ihr ganzes Gesicht leuchtete, die Augen hatte sie auf den Pekinesen gerichtet.
In der Manege wusste keiner, was er nun tun sollte. Otto stand mit gesenktem Kopf stocksteif da, keine zehn Pferde würden ihn dazu bringen, den Wagen bis zur Kirche ziehen.
Doch nun übernahm die bühnenerfahrene Francine, sie sprang von dem Karren, aber anstatt zu ihrem Bräutigam lief sie in die entgegengesetzte Richtung. Sie hatte kurzerhand das Drehbuch geändert und spielte nun die Braut, die sich nicht traut. Rupert begriff sofort und begann, Francine zu jagen, natürlich wollte er sich seine Braut nicht einfach durch die Lappen gehen lassen.
Er hatte die Hündin fast erreicht, da kletterte sie eine Leiter hoch und sprang von oben in die Arme eines Clowns. Rupert folgte ihr. Nun hatten auch die Clowns verstanden, worum es ging, und taten so, als
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