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Fünf Hunde im Gepaeck

Fünf Hunde im Gepaeck

Titel: Fünf Hunde im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ibbotson
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Garderobe kam, sah sie, dass jemand einen Zettel unter ihrer Tür durchgeschoben hatte, und ihr Herz wurde schwer. Er war bestimmt von Henry. Nicht dass sie seinen Geburtstag vergessen hatte, im Gegenteil. Sie hatte ein Geschenkset im Kaufhaus Hamleys und ein zweites bei Harrods in Auftrag gegeben. Dort stellte man Passendes für einen Jungen in Henrys Alter zusammen und lieferte es pünktlich am Abend vorher. Bisher hatte das immer wunderbar funktioniert. Ein stadtbekannter Partyservice würdedas Essen bringen, aber was die Party selbst betraf, so tat sich Henry schwer damit, in der neuen Schule, die für ihn in jeder Hinsicht die bessere war, auch Freunde zu finden.
    Sie hob den Zettel auf. Hoffentlich geht es nicht wieder um das eine, dachte sie.
    Doch, das tat es und sie würde ihm wieder erklären müssen, wie unmöglich das war, und müsste dann sehen, wie er sich wegdrehte und auf seiner Unterlippe herumbiss und dabei aussah wie ein armes Waisenkind und nicht wie ein Junge, der alles auf der Welt hätte haben können.
    »Es ist so ungerecht«, sagte sie zu ihren Freundinnen, als die sie am Vormittag auf einen Kaffee besuchten und Henry vom Kindermädchen in seinen Freizeitclub gebracht worden war. »Ich tue wirklich alles für den Jungen, aber meint ihr, er wäre mir dankbar?«
    Ihre Freundinnen, deren Namen alle mit G begannen – Glenda, Geraldine und Gloria –, waren wie immer voller Mitgefühl. »Aber er sieht ziemlich blass aus«, sagte Gloria. »Ich sag dir mal was, ich hab gelesen, dass es Leute gibt, die Kindern Grußbotschaften an ihrem Geburtstag überbringen. Die sind dann als Affe oder irgendein anderes Tier verkleidet, singen ein lustiges Liedund gratulieren. Vielleicht findest du jemanden, der als Hund verkleidet kommt?«
    Nachdem ihre Freundinnen gegangen waren, rief Albina im Büro ihres Mannes an und bat die Sekretärin, ihm in Dubai eine Nachricht zu hinterlassen. »Erinnern Sie ihn bitte daran, dass Henry am Freitag Geburtstag hat. Vielleicht kann er ein Geschenk für ihn im Duty Free besorgen.«
    Mehr konnte sie nun wirklich nicht tun, dachte Albina und griff nach einer der Wohnzeitschriften, die in einem großen Stapel auf dem Couchtisch lagen. Es hieß, die angesagteste Farbe in diesem Jahr wäre Beige, sie musste unbedingt den weißen Teppich im Esszimmer loswerden … obwohl es sich eigentlich nicht mehr lohnte. Es war doch wirklich eine Schande, dass sie noch immer in einem Haus ohne Swimmingpool wohnten.
    Bis zur letzten Minute hoffte Henry auf ein Wunder. Er stellte sich vor, wie er am Morgen die Augen öffnete und vor der Tür wäre ein Schnüffeln zu hören und dann käme auch schon der Hund in sein Zimmer gestürzt … Manchmal war der Hund braun und flauschig, manchmal weiß mit glattem Fell. Aber eigentlich war es Henry egal, wie der Hund aussah, Hauptsache, er warlebendig und gehörte ihm und würde da sein, wenn sein Vater in Dubai war, seine Mutter unterwegs mit ihren Freundinnen und er allein im Haus mit einem Kindermädchen, das praktisch jeden Monat wechselte und immer nur Heimweh hatte und traurig war.
    Aber der Hund in seiner Fantasie blieb ein Phantom. Niemand kratzte am Geburtstagsmorgen an seiner Tür und das Bellen, bei dem Henrys Herz heftig zu schlagen begann, kam von einem Hund auf der Straße.
    Henry zog sich an und ging hinunter, wo seine Mutter schon neben dem mit Geschenken überladenen Frühstückstisch auf ihn wartete. Hamleys war nicht umsonst der bekannteste Spielzeugladen von ganz London, sie hatten die aktuellste Spielkonsole geschickt, das neueste Brettspiel, eine Laserpistole und ein ferngesteuertes Auto mit eingebautem Metalldetektor. Von Harrods stammte ein iPod, ein riesiger Chemiekasten und ein Spielzeugroboter …
    »Na, freust du dich?«, fragte seine Mutter, während sie ihm dabei zusah, wie er die Pakete öffnete, und Henry nickte. »Ja, ich freue mich.« Sie sagte, dass am Abend sein Vater zurückkommen und ihm etwas vom Flughafen mitbringen würde.
    »Ist etwas von Opa und Oma gekommen?«, fragte Henry, woraufhin Albina seufzte und ihm ein kleines, in braunes Papier gewickeltes Päckchen reichte.
    Die Eltern ihres Mannes waren nicht reich, sie lebten im Norden Englands in einem kleinen Häuschen an der Küste. Als Henry noch klein gewesen war, waren sie einmal zu Besuch gekommen. Schon der Koffer war eine Zumutung gewesen, abgeschabt und mit einer Strippe zugebunden, wie peinlich! Sie waren nie mehr wiedergekommen, aber dafür schickten sie

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