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Fünf Hunde im Gepaeck

Fünf Hunde im Gepaeck

Titel: Fünf Hunde im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ibbotson
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sich selbst, um es sich für die Nacht bequem zu machen. Fleck blieb abwartend an Henrys Seite. Aber er sah dabei nicht ängstlich aus wie früher, wenn er befürchten musste, vonseinem Herrn getrennt zu werden. Es schien eher, als ob er meinte, auf Henry aufpassen zu müssen. Bruder Malcolm erkannte das sofort.
    »Vielleicht sollte der Hund besser heute Nacht bei dir bleiben«, sagte er zu Henry.
    Zehn Minuten später lag Pippa im Bett in einem der kleinen weiß gekalkten Räume, die die Mönche für Gäste bereithielten. Henry schlief in dem Raum daneben, Fleck lag vor dem Bett auf dem Fußboden.
    Henry schlief sofort ein, doch nach einer Stunde wachte er davon auf, dass Fleck zu ihm ins Bett hüpfte.
    »Nein, Fleck, geh wieder runter«, befahl Henry mit Blick auf die schneeweiße Bettdecke. Er musste daran denken, wie sehr sich seine Mutter über Hunde im Bett aufgeregt hatte. Doch Fleck rührte sich nicht, also wiederholte Henry: »Hast du nicht gehört? Hunde dürfen nicht im Bett schlafen, das ist verboten!«
    Widerstrebend sprang Fleck zurück auf den Boden. Die Tür war nur angelehnt, er lief hinaus in den Flur und wieder zurück zu Henry.
    »Ich verstehe, du willst bei deinen Freunden schlafen«, sagte Henry und stieg aus dem Bett. »Ich bringe dich zu ihnen.«
    Doch als sie an der nächsten Tür vorbeikamen, die ebenfalls einen Spalt auf war, blieb Fleck stehen.
    »Was ist denn?«, fragte Henry und folgte Flecks Blick.
    Ein offensichtlich ziemlich beleibter Mönch lag im Bett und schnarchte leise. Quer über seinem Bauch hingen selig schlafend drei Welpen, eingelullt vom Rhythmus des sich hebenden und senkenden Brustkorbs.
    »In Ordnung, Fleck. Du hast gewonnen«, sagte Henry.
    In weniger als fünf Minuten war Henry wieder eingeschlafen und sein Hund lag zusammengerollt neben ihm im Bett.
    Erst am nächsten Morgen fand Pippa heraus, was es mit dem Kloster, in dem sie sich befanden, auf sich hatte.
    Am Abend zuvor war sie viel zu müde gewesen, um überhaupt etwas aufzunehmen, doch als sie jetzt aufwachte, schaute sie sich neugierig in ihrer Kammer um. Sie war sehr einfach möbliert, der einzige Schmuck war ein Ölbild an der Wand gegenüber dem Bett. Es zeigte einen Mann in Sandalen und langem Gewand, der einen Stab inder Hand hielt. Er hatte einen Heiligenschein um den Kopf und zu seinen Füßen saß ein Hund mit einem Stück Brot im Maul. Es war ein hübscher, schwarz-weiß gefleckter Hund, aber er schien sehr besorgt zu sein. Das Brot war nicht für ihn, das sah man deutlich. Es war für den Mann mit dem Heiligenschein gedacht.
    Unter dem Bild stand in goldenen Lettern St. Roc.
    Pippa schlug sich an die Stirn. »Natürlich, wie konnte ich nur so dumm sein?«
    Ihre Großmutter war sehr fromm gewesen und hatte ihr oft die alten Legenden von den Heiligen erzählt. Einer dieser Heiligen war ein Mann namens Roc gewesen, er hatte sich um die Pestkranken gekümmert, so lange, bis er selbst an der Pest erkrankte und sich zum Sterben in den Wald zurückzog. Doch er starb nicht, denn ein Hund brachte ihm die Reste vom Tisch seines Herrn, so lange, bis Roc sich wieder erholte. Heilige mussten ja oft sehr leiden, wurden mit Pfeilen beschossen oder aufs Rad geflochten und starben einen qualvollen Tod. Doch der heilige Roc starb nicht, er wurde von einem namenlosen Hund gerettet und seither galt er als Schutzpatron der Hunde.
    Ihm zu Ehren war dieses Kloster gebaut worden.
    Als Bruder Malcolm Pippa ihre trocknen Sachen brachte, erzählte er ihr, dass die Mönche versuchten, die Arbeit des heiligen Roc fortzusetzen und dass es in der Kapelle ein Bleiglasfenster gäbe, das ihn zeigte.
    Die Mönche hatten bereits gefrühstückt, als die Kinder ins Refektorium kamen, doch für sie waren noch zwei Gedecke da. Es gab frische Milch, selbst gebackenes Brot und Honig aus den Bienenstöcken des Klosters. Natürlich stand auch das Frühstück für die Hunde bereit.
    Doch von Otto fehlte jede Spur.
    Als sie mit Essen fertig waren, führte Bruder Malcolm Pippa und Henry durch eine Pforte im Kloster in einen ummauerten Garten. Das Wetter hatte sich beruhigt, nach dem Sturm war die Luft nun sanft und klar.
    Sie spazierten auf sauber geharkten Wegen zwischen Kräuterbeeten und Reihen von Gemüsesetzlingen entlang und kamen in einen Obstgarten voll blühender Apfelbäume. Unter den Bäumen stand ein Dutzend Bienenkörbe, um die die Hunde respektvoll einen Bogen machten.
    »Stimmt es, dass man den Bienen alles erzählensoll, was so

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