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Fuenf Maenner Fuer Mich

Fuenf Maenner Fuer Mich

Titel: Fuenf Maenner Fuer Mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meisl
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vor. Wir beide im Kino! Ich kann es mir gar nicht vorstellen. Wir waren einmal zusammen in einem Restaurant, einmal in einer Bar, aber sonst waren wir nie gemeinsam unter Menschen. Und dabei kennen wir uns schon seit einem Jahr!
    Ich, die Managerin, die auf der ganzen Welt zu Hause ist, immer auf Achse, auf Events in Monte Carlo und Abu Dhabi zu Gast, empfinde es als Abenteuer, mit Tekim in meinem Stadtviertel ins Kino zu gehen. Inzwischen ist es halb acht und ich schreibe: „Wann kommst du?“ Er antwortet: „Es tut mir leid, ich muss heute Abend arbeiten. Meine Mitarbeiterin ist krank.“
    Also nutze ich den Abend, um ein bisschen im Forum zu surfen. Zuerst schaue ich aber noch kurz in Tekims Hotel, via Überwachungskamera. Seit kurzer Zeit mache ich das regelmäßig. Es genügt mir zu wissen, ob er dort ist oder nicht. Das beruhigt mich. Ich fühle mich begleitet, weniger einsam, wenn ich ihn wie ein kleines Männchen, einem Comic entsprungen, auf dem kleinen Bildschirm meines Laptops oder meines Handys sehe. Nachts ist das ein großer Trost.
    Ich überlege mal wieder, was Liebe eigentlich ist. Füreinander da sein? Vertrauen? Sich begehren? Sich besitzen wollen? Jede freie Minute miteinander verbringen, ist es das? Immer aneinander denken? Die vielen Möglichkeiten verwirren mich. Ich notiere mir die Frage für später und denke an Viola, die neulich sagte: „Wahre Liebe ist vergleichbar mit der Liebe, die man zu den eigenen Kindern hat. Du bist glücklich, dass sie da sind. Freust dich an ihrem Wachstum, an ihrer Entwicklung und weißt dabei, dass ihr Weg von dir fortführt. Du liebst sie und lässt sie gleichzeitig los.“ Viola ist mir auch hier ein paar Schritte voraus. Fast kommt sie mir vor wie eine Heilige. Ich bin von solch tiefen Erkenntnissen noch weit entfernt.
    In der Liveübertragung sehe ich, dass seine Mitarbeiterin, die angeblich krank ist, gerade die kleine Rezeption betritt. Wie ein Blitz durchfährt mich der Gedanke, dass etwas nicht stimmt. Eigentlich müsste es mir egal sein. Schließlich können wir tun und lassen, was wir wollen. Ich schalte den Laptop wieder aus und trete kurz nach acht auf die Straße, um etwas frische Luft zu schnappen. Direkt vor der Türe seines Hotels treffe ich Tekim. Er steigt auf seinen Roller. Ich bin mir sicher, dass er mich wegen einer anderen Verabredung sitzen gelassen hat.
    Liebevoll fragt er: „Na, wohin gehst du?“
    Mit gereiztem Unterton antworte ich: „Spazieren.“
    „Alleine?“
    „Weiß noch nicht. Tschüss.“
    Widersprüchliche Gedanken schwirren mir durch den Kopf. Wir sind frei, also existiert kein Betrug. So einfach ist das, oder? Ich habe die Welt neu erfunden, für mich. Warum habe ich dann diese heftigen Emotionen? Auf dem Rückweg nach Hause analysiere ich die Situation und komme zum Schluss: Seine Mitarbeiterin ist sicherlich noch mal zurückgekommen, weil er irgendetwas erledigen musste, und das war zufällig um die Zeit, als wir eigentlich ins Kino gehen wollten. Wie übertrieben von mir, direkt eine andere Frau zu wittern. Hoffentlich hat er nichts von meiner seltsamen Anwandlung gemerkt. Schnell schreibe ich ihm eine SMS: „Schatz, ich war eben komisch zu dir, stimmt’s? Bitte entschuldige. Ich glaube, ich war ein bisschen enttäuscht. Ich gehe jetzt eine Runde joggen. Ich küsse dich.“
    Er antwortet sofort: „Nein, du warst nicht komisch.“
    Ich atme auf. Zum Glück hat er nichts gemerkt. Oder wollte er nichts merken?
    „Dann bin ich ja froh! Ich vermisse dich!“
    „Ist schon gut.“
    Ich laufe los. Höre auf meinem iPod die Lounge-Musik von Café del Mar und drehe meine Runden. Hinterm Kirchturm sehe ich ein strahlendes Licht. Der Mond geht auf, dunkelgelb, riesengroß. Ich lasse ihn nicht aus den Augen. Wünsche mir, dass unsere Beziehung immer weitergeht, ein Leben lang. Egal, was sonst passiert. Egal, welche Beziehungen jeder von uns eingeht. Eine irreale Insel der Liebe. Eine Insel, von deren Existenz nur wir wissen.
    Nach dem Joggen dusche ich, esse zu Abend und surfe im Internet. Schon wieder tippen meine Finger die Kameraadresse ein. Tekim sitzt hinter der Empfangstheke. Seine Mitarbeiterin ist verschwunden. Er hatte also wirklich kein anderes Date! Plötzlich läuft eine zweite Person ins Bild. Eine junge grazile Blondine mit beeindruckender Oberweite, ich erkenne sie wieder. Sie war schon vor einer Woche in seinem Hotel, ich hatte sie durchs Fenster gesehen und ihm eine SMS geschickt: „Hübschen Besuch hast

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