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Fuenf Maenner Fuer Mich

Fuenf Maenner Fuer Mich

Titel: Fuenf Maenner Fuer Mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meisl
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du.“ Ich betrachte die Szene und versuche mich an einer Interpretation. Ist sie eine neue Mitarbeiterin, die er gerade einarbeitet? Sie steht vor dem Bildschirm hinter dem Empfangstresen, Tekim sitzt zwei Meter von ihr entfernt und schaut ihr zu. Ich spüre, dass sich mir gleich andere Bilder zeigen werden. Mein Herzschlag beschleunigt sich, als sie auf ihn zukommt. Er greift ihre Hand, zieht sie mit einem Ruck an sich. Sie schmiegt sich an ihn, küsst ihn in den Nacken. Er küsst sie auf den Mund. Dann sortieren sie gemeinsam Unterlagen ein. Sie bedient einen Hotelgast. Das Bild ist unscharf. Er müsste mal die Linse der Kamera reinigen. In der Mitte des Bildes sind zwei graue Flecken. Die junge Frau hat lange Haare, die sie zu einem Pferdeschwanz gebunden hat. Ich schätze sie auf Mitte 20. Mich durchfährt ein bitteres Gefühl der Kränkung. Welche Chance habe ich gegen ihre Jugend? Ich bin wesentlich älter. Meine Uhr tickt unaufhaltsam, wie nun mal die Uhren aller Menschen unaufhaltsam ticken. Ich muss froh sein, dass ich diese Liebesgeschichte mit einem zehn Jahre jüngeren Mann überhaupt leben darf. Meine Gedanken werden immer negativer. Ich zerfleische mich selbst und bemerke einmal mehr, dass ich an meinem Selbstwertgefühl arbeiten muss.
    Just in dieser Sekunde bekomme ich eine SMS von Sonja: „Was machst du gerade?“
    „Ich schaue dabei zu, wie mein Süßer eine andere küsst.“
    „Wie bitte …? Ruf mich sofort an!“
    Ich haspele die Geschichte atemlos ins Handy, während ich gebannt auf den Bildschirm starre. Sie geht vor ihm in die Hocke und ich weiß, was jetzt kommt. Allerdings verdeckt er mit seinem Rücken das restliche Bild. Mein Puls jagt in die Höhe. Ich bin erregt und eifersüchtig zugleich, möchte schreien: „Der gehört mir!“, und denke gleichzeitig: So sind die Spielregeln, was willst du eigentlich? Ich weiß doch, dass er andere Frauen hat, ich habe ja auch andere Männer! Das haben wir so ausgemacht. Aber der Unterschied, so etwas nur theoretisch zu wissen oder es live und in Echtzeit zu sehen, ist gewaltig!
    Sonja fragt: „Wie fühlst du dich?“
    Ich bin von dem Bild so gefangen, dass mir nichts einfällt. Ich höre mich argumentieren: „Ist doch in Ordnung, das ist so vereinbart. Er sagte, ich soll die Kamera einschalten, wann immer ich ihn sehen will.“
    Hat er damit gerechnet, dass ich ihn manchmal heimlich beobachte? Macht ihn das sogar scharf? Warum hat er mir die Adresse gegeben? Und warum tue ich das hier überhaupt, jetzt mal Hand aufs Herz!
    Ist es ein Geschenk des Himmels, dass ich aus allen Perspektiven checken kann, ob das „Projekt“ stimmig ist? Oder ist es eine brutale Strafe?
    Erregung packt mich. Ich kenne die Situation. Ja, sein Schwanz macht sie geil und mich auch. Auch sie findet den Mann meiner schlaflosen Nächte attraktiv. Ist sie ihm verfallen? Ich bin zugleich fasziniert und abgestoßen. Sie kniet nicht lange vor ihm. Pah, diese jungen Mädels haben einfach keinen Mumm! Sie steht auf und fängt an, ihn zu necken. Schüttelt dann lange und ausgiebig den Kopf. Was die beiden wohl reden? Schade, dass das Mikrofon nicht funktioniert.
    Ist es richtig, was ich hier gerade tue? Oder missbrauche ich sein Vertrauen? Versündigt er sich gerade an unserer Freundschaft? An unserer Liebe? Ach nein, das sind ja alles olle Kamellen, spießig und veraltet. Ich lebe mein 5L-Projekt, das ist frisch, modern und spritzig. Ich schalte meinen Computer aus, weil ich keine Lust habe, mich noch länger zu quälen, lege mich ins Bett und versuche zu schlafen. Das fällt schwer. Ich vermisse ihn, fühle mich verletzt und verraten, auch wenn ich das nicht so empfinden möchte. Die Wahrheit tut weh. Das ist der Preis der Freiheit. Wie viel Wahrheit kann ich ertragen? Jetzt hatte ich mich gerade mit den weißen Lügen arrangiert und nun das? Das Universum zwingt mich zu hundertprozentiger Wahrheit. Nach wenigen Stunden Schlaf wache ich auf. Ich taste im Dunkeln nach meinem Vibrator, diese Investition hat sich gelohnt, ich danke Sonja in Gedanken für diesen hilfreichen Tipp. Der Glücksspender brummt und ich lasse mich von einigen ausgewählten Szenen inspirieren, die ich in den letzten Monaten erlebt habe. Entspannt schlafe ich schließlich ein.

    Männer sind da, um mich glücklich zu machen
    Am nächsten Morgen erwache ich voller Tatendrang. Ich will alle Skrupel über Bord werfen. Ich finde, Männer sollten ab sofort nur noch dazu da sein, mich rundum glücklich zu

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