Fuenf Maenner Fuer Mich
Freitreppe ist rechts und links gerahmt von skurrilen Gestalten. Eine junge Frau mit bloßem Oberkörper trägt ein Plastikröckchen, auf ihren weiß geschminkten Brüsten prangen kreuzweise geklebte schwarze Tape-Streifen, eine Pagenkopf-Perücke umrahmt ihr Gesicht, um die Augen hat sie mit schwarzem Kajal dicke Linien gezogen. Paare kommen uns mit leicht entrücktem Blick entgegen und mustern uns von oben bis unten. Was in ihren Köpfen wohl vor sich geht? Im Inneren der Burg sind einige Räume mit Vorhängen zugehängt, das sind die Eingangskontrollen für die Liebeslogen. Hier sorgen ein paar resolute Türdamen dafür, dass man keine Getränke mit hineinnimmt (Verletzungsgefahr!) und nicht zu viele Leute gleichzeitig in einem Raum vögeln. Buddha erklärt mir, dass sie ständig Handtücher und Laken austauschen und mit Schutzhandschuhen bekleidet die gebrauchten Gummis wegräumen. Ich würde gerne mal spicken, traue mich aber nicht. Buddha beruhigt mich: „Man kann auch rein, ohne was zu machen. Reingehen, gucken, rausgehen. Oder: Reingehen, ein bisschen bleiben, gucken, rausgehen. Oder: Reingehen, ein bisschen mitmachen, rausgehen. Wie du willst.“
Ich möchte lieber die Besichtigung fortführen. Im zweiten Tanzsaal zappeln die Leute zu Popmusik aus den Achtzigern. In einer Ecke führt ein schmaler Gang zu einem Erker. Dort gucken einige Partygänger gebannt auf den Boden. Ich ziehe Buddha hinter mir her, bin neugierig geworden. Der Boden ist aus Glas und gibt den Blick frei auf die im Burgkeller befindliche Lovelounge. Drei Meter unter uns kniet eine junge Frau mit kurzem Schottenröckchen über einer anderen Dame, die sich auf dem Rücken rekelt und wohlig ihre Beine spreizt. Die junge Frau im Schottenrock küsst sie, während ein gut gebauter Typ ihre Muschi leckt. Mit Schwung beugt sie sich weiter nach vorne und „schwupp“ wippt das Röckchen hoch und gibt den Blick frei auf ihren geilen Arsch. Ein Schuss Erregung bemächtigt sich meiner. Buddha zieht mich weiter, er will tanzen, der Abend ist noch lang.
Wir gehen zurück zur Scheune, Treffpunkt der Gruppe „Sexy NRW“, eine Gruppe des Portals, bei der Buddha als Moderator aktiv ist. Nette Zeitgenossen, lustig und verspielt. Einer von den Jungs trägt einen schwarzen Umhang, dicke Ketten um den Körper und Handschellen am Gürtel. Mit den Ösen an seinen Ketten fängt er Mädels ein, die ein Hundehalsband tragen. Ich treffe drei alte Bekannte wieder, die ich von der „Party Pikant“ kenne, und fühle mich schon richtig integriert. Mit den dreien hatte ich vor Kurzem meine erste Orgie. Es sind die Raubkatze und zwei ihrer schönen Spielgefährten. Ich bin stolz, meine persönliche sexuelle Revolution schreitet mit Riesenschritten voran!
Solo, mono oder poly?
Ich habe auf der Webseite, die meine neue erotische Heimat ist, einen interessanten Artikel entdeckt: Er handelt von der neuen Bewegung der Polyamoris. Das sind Menschen, die unter der Vorgabe, niemanden zu betrügen, parallel mehrere Liebesbeziehungen leben. Alles ist erlaubt, aber alle sind ehrlich zueinander.
Sie lieben, was das Zeug hält und was ihr Herz und ihr Body hergeben. Sie nennen sich kurz „Polys“ und die anderen, die Normalos, heißen „Monos“. Es gibt sogar Diskussionsforen, auf denen sich Polys mit Monos austauschen. Wer weder mit dem einen noch mit dem anderen Konzept klarkommt, der lebt solo.
Ich überlege mir, unter welche Kategorie die Menschen fallen, die ich auf meiner nächsten Party treffen werde. Sie findet schon morgen statt und außer mir werden dort lauter Paare sein, die sich nicht auf einen Partner beschränken, sondern auch andere Paare in ihre Liebesbeziehungen mit einbinden. Allerdings immer im Duo. Ich mache mir eifrig Notizen, um für alle Eventualitäten gut vorbereitet zu sein.
Das Surfen im Internet lässt mich überraschend auf der Webseite landen, auf der man sich die Bilder von Tekims Überwachungskamera ansehen kann. Seit meiner Reise nach Bodrum schlummern die Zugangsdaten in meinem Computer. Tekim wollte, dass ich den Zugang nutze. Entgegen meines Vorsatzes, dies nicht zu tun, fasse ich mir jetzt ein Herz und logge mich ein. Es funktioniert tatsächlich! Ich sehe Tekim, wie er hinter seinem Empfangstresen steht. Er hat keine Ahnung, dass ich ihm gerade dabei zusehe, wie er seine Postkarten sortiert. Ich fühle mich wie eine Spionin und schalte die Webseite nach wenigen Sekunden wieder aus.
Wer ein Stück vom Kuchen will …
Udo ist
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