Fuenf Maenner Fuer Mich
Buddha hat mich in seinem Cabrio mitgenommen.
Der Abend beginnt mit einem Auffahrunfall. Als wir in die Schlossauffahrt einbiegen wollen, werden wir von einer barschen Frau an der Eingangskontrolle abgewiesen. Wir müssen warten, bis unsere Zugangsberechtigung geklärt ist, und sollen dazu das Auto zurücksetzen, um den Weg für die anderen Besucher frei zu machen. Hinter uns wartet allerdings schon ein anderer Wagen und mit einem lauten „Rums!“ fahren wir gegen dessen Stoßstange. Ein großer junger Mann mit seitlich geschnürter schwarzer Lederhose steigt aus, eine dunkelhaarige Schönheit mit hochgeschnürten Brüsten und knappem Minirock öffnet die Beifahrertür. Die profane Diskussion über Haftung und Versicherungen verleitet mich zum Gedankenspiel, wie es wäre, direkt hier, an der Einfahrt, mit einem Vierer zu starten?
Endlich werden wir eingelassen. Überall lodert offenes Feuer. Schon von Weitem wird Buddha mit großem Hallo begrüßt. Seit zwei Jahren ist er Mitglied bei meinem Lieblings-Onlineportal. Man teilt ein gemeinsames Hobby, so wie andere Communitys auch. Hier hat man eben das gemeinsame Hobby Sex, in allen Varianten. Es gibt Foren für Sado-maso, für MMF (zwei Männer, eine Frau), für FFM (zwei Frauen, ein Mann), für Gruppensex, für Rubensdamen, für Sandwich, für Rollenspiele und für besondere Veranstaltungen.
Das Burgfest ist die frivole Jahresveranstaltung der Community, das „Annual Meeting“. Als Erstes werden wir Richtung Umkleide und Garderobe geschickt. Ich habe schon im Auto den Schlabberrock abgestreift und den Schal in Buddhas Sporttasche gepackt. Viele der Gäste tragen so gewagte Outfits, so wenig an ihrem Körper, dass ihre Teilnahme am öffentlichen Straßenverkehr sicherlich mit hohen Bußgeldern geahndet würde.
Eine Blondine, die aussieht, als sei sie gerade vom Playboy-Cover gesprungen, beschäftigt sich damit, den hauchdünnen String zwischen ihren straffen und ausladenden Pobacken zu platzieren. Sie streift ihn immer wieder genüsslich hin und her, als gäbe es tatsächlich eine noch bessere Position für das Bändchen. Herausfordernd wirft sie die Lippen auf, streckt die beeindruckenden Silikonbrüste vor und ist sichtlich erregt durch die allgemeine Aufmerksamkeit, die ihr hier im Eingangsbereich zuteilwird. Ihr Partner, ein älterer Herr mit langen Haaren, gezwirbeltem Schnurrbart und coolem Blick, betrachtet sie zufrieden und führt sie am Arm Richtung Schloss. Ihr polanges blondes Lockenhaar ist von einem braunen Schlapphut bedeckt, die perfekt geformten Füße stecken in aufregenden High Heels. Sie schwebt über das Kopfsteinpflaster.
„Also, die würde ich nicht ficken wollen“, sagt Buddha. „Die sagt wahrscheinlich mittendrin: ‚Liebling, nicht so doll, sonst verrutschen mir die Wimpern‘, oder sie zieht den Lidstrich noch mal nach, bevor es zum Endspurt geht.“
In der Burgscheune tobt der Bär, hier wummert die Elektromusik und die Gäste tanzen sich warm. Die Männer tragen kurze Lederhöschen und Stiefel, dazu Fliege oder Krawatte auf nackter Haut. Mich macht das nicht an, sondern amüsiert mich eher. Die Frauen finde ich erotischer mit ihren kurzen Röckchen, die eher die Funktion eines Schmuckgürtels erfüllen. Hier und da sieht man Korsagen. Besonders beeindruckt mich eine opulente junge Frau, die ihre geschätzten zwei Meter Brustumfang so eng eingeschnürt und bis unters Kinn hochgezogen hat, dass man darauf locker ein Tablett mit einer Flasche Champagner und sechs Gläsern abstellen könnte. Schade, Fotografieren ist hier verboten. Gerne hätte ich ein Bild von ihr gemacht und meinem Freund Gregor mitgebracht. Er liebt Frauen mit Mut zur üppigen Weiblichkeit. Das mag ich an ihm: Er schert sich nicht um Konventionen und seine originellen Ansichten sind oft für Überraschungen gut. Zu meinen fortwährenden Erotikabenteuern meinte er neulich: „Du wärst eine gute Puffmutter. Für ein neues Prostitutionskonzept: LustKunst oder so …“
Die meisten tragen Netzhemden und Netzstrümpfe, Netzkleider oder Netzröcke, die mich immer an Fische im Netz erinnern. So viel nackte Haut überfordert mich. Als ich mehrere Gestalten in historischen Burgkostümen entdecke, bin ich richtig erleichtert. Zugeknöpft bis oben: Rüschenhemden, Stiefel mit Gamaschen, Bundhosen, ausladende Federhüte, ein angenehmes Pendant zu der Reizüberflutung des nackten Fleisches.
Ich bitte Buddha um eine kleine Führung. Wir schreiten ins Hauptschloss, die
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