Fünf Schlösser
Wahrscheinlichkeit nach in den fünfziger Jahren schon, an den österreichischen Feldmarschall Heß , dessen Adjutant, Baron Diller , ein Schwager Graf Eulenburgs war. Als Heß starb, kam das Gipsmedaillon an die damals schon verwitwete Baronin Diller, geborene Rothkirch, die, bei Gelegenheit eines Besuches in Liebenberg, ihrem Schwager Eulenburg das kleine Relief, als einen weiteren Beitrag zum »Liebenberger Wrangelmuseum«, zum Geschenk machte.
3) Wrangels Hauptquartier im Winter 1864. Eine vom damaligen Hauptmann, jetzigen Generalmajor von Lucadou entworfene figurenreiche Federzeichnung, die die winterlich vermummten Gestalten des vierundsechziger Hauptquartiers, ebenso humoristisch wie scharf charakterisiert, in langer Reihe wiedergibt.
4) Fräulein von Kalckstein (Sophie Friederike Wilhelmine), geboren 1723, gestorben 1755. – Sie war während der vierziger Jahre Hofdame der Königinmutter und mit dem Fräulein von Pannewitz, der späteren Gräfin Voß, aufs innigste befreundet. In den Memoiren der letzteren wird dieser Freundschaft erwähnt, ebenso wie der Verheiratung der Freundin. »Im Sommer 1746«, so heißt es wörtlich, »verheiratete sich Frl. von Kalckstein mit dem Adjutanten des Königs, General von Wylich. Ihr Abgang vom Hofe war für mich ein großer Verlust. Von Kindheit an war sie mir meine beste Freundin gewesen, obgleich sie mehrere Jahre älter war als ich. Sie hatte den besten Charakter von der Welt, war überaus sanft und liebenswürdig und dabei voll Geist und Leben. Ein Frl. von Viereck trat an ihre Stelle, konnte mir aber den treuen Rat und die treue Liebe nicht ersetzen, die ich bei Frl. von Kalckstein immer gefunden hatte.«
5) La poule blanche . Dies ist das interessanteste Bild im Schloß und vielleicht auch das künstlerisch am höchsten stehende; meiner Meinung nach unzweifelhaft von Pesne persönlich herrührend und nicht, wie so vieles andere dieses Meisters, bloß aus seinem Atelier hervorgegangen. Es ist eminent geistreich und stellt in Front eines Schlosses (wahrscheinlich Schloß Monbijou) ein zierliches weißes Huhn und einen kollrigen, schwarzen, mit einem roten Halslappen angetanen Hahn dar, der sich um das überlegen lächelnde weiße Huhn (poule blanche) stolz und zärtlich zugleich bewirbt. All dies ist um so leichter aus dem Bilde herauszulesen, als sowohl Huhn wie Hahn Menschenköpfe tragen, deren Züge das in den Tierkörpern Angedeutete bestätigen und unterstützen. Und beide Köpfe sind Portraits. Aber während über den Frauenkopf, oder die »poule blanche«, kein Zweifel waltet (es ist eben das vorgenannte schöne Fräulein von Kalckstein), sind über den erregten Kollerhahn nur Mutmaßungen gestattet. Es werden die verschiedensten Namen genannt, alle mit demselben Anspruch. Und es gilt auch gleich. Als aber die schöne Kalckstein im Sommer 1746, wie das Frl. von Pannewitz uns berichtet, eine Baronin Wylich geworden war und das ihr zu Ehren gemalte Bild mit in die Ehe brachte, ward es ihrem Eheherrn unbequem, Tag um Tag an einen früheren Umwerber seiner schönen Frau gemahnt zu werden, weshalb er erbarmungslos auf Übermalung drang und sowohl Huhn wie Hahn in den ihnen zukommenden Tier köpfen zu sehen wünschte. Dies geschah denn auch, und erst als beinahe hundert Jahre später das reizende Bild aus »Onkel Wylichs« rheinischer Hinterlassenschaft ins Märkische, nach Liebenberg, zurückwanderte, schritt eine geschickte Hand zur restitutio in integrum. Und mit Menschenköpfen, wie's Pesne ursprünglich gewollt und gemalt, blicken wieder la poule blanche und ihr Umwerber, lächelnd und kollernd, in die Welt hinein.
----
._.
----
Dreilinden
1. Kapitel
Erster Besuch in Dreilinden
Jagdschloß Dreilinden war Lieblingsaufenthalt des Prinzen Friedrich Karl. Jeder, während der siebziger Jahre, kannte das Schloß, wenn nicht von Ansehen, so doch aus den Hofnachrichten, in denen es in bestimmten Abständen hieß: »Seine Königliche Hoheit kam heute von Dreilinden herein in die Stadt und kehrte gegen Abend dahin zurück.« Dreilinden war ein populärer Name geworden, fast so populär wie der des Prinzen selbst.
Ich persönlich lernte das Jagdschloß erst im Spätherbst 1881 kennen, und wie sich's mir damals darstellte, darüber will ich in nachstehendem berichten.
Ein halb durchsichtiger Novembernebel, aus dem es in kleinen Tropfen niederfiel, lag weithin über der Landschaft, und an allerlei wie Schatten aus der Unterwelt dastehenden Vergnügungslokalen
Weitere Kostenlose Bücher