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Fünf Schlösser

Fünf Schlösser

Titel: Fünf Schlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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funkelnden Schloßkapelle, woran sich, unmittelbar fast, ein ausgewähltes Mahl schloß. Die dabei, nach Sitte der Zeit, vorzugsweise zur Verwendung kommenden Gewürze waren Pfeffer und Safran . Ein anderer charakteristischer Zug der damaligen Kochkunst bestand darin, nichts zu verschmähen und alle Tierteile: Köpfe, Füße, Zunge, Hirn, Lunge, Leber, Nieren, Gekröse, gleichmäßig in Delikatessen umzuwandeln. Dazu die Schaugerichte: turmartige Kuchen aus Pastetenteig, in die man lebendige Vögel hineinsetzte, die dann beim Öffnen wegflogen. Als das Gratias gesprochen war, erhob man sich und traf Anstalten zum Tanz. Den Beginn machte der von zwölf Paaren getanzte Zwölfmonatstanz; dann kam der polnische Tanz, der Kapriolentanz, der Drehtanz, der Taubentanz. Den Schluß aber bildete der Totentanz, der sehr beliebt war und wobei man durchs Los entschied, wer den Toten zu spielen habe. Das Los traf Conrad von Quitzow von Schloß Hohenwalde. Der erschrak, weil er schon während der Reise von Todesahnungen erfüllt gewesen war. Es galt aber, von diesem Erschrockensein nichts zu zeigen, und als er eine kurze Zeit getanzt hatte, fiel er, wie's das Spiel erheischte, mitten im Saal um und spielte den Toten. Und nun schwieg auch die lustige Musik, und ein dumpfer Trauergesang erscholl, während dessen die Damen an den Toten herantraten und ihn küßten. Als er den Kuß auch der letzten empfangen hatte, stand er wieder auf, und der Drehtanz begann in aller Lustigkeit von neuem.
    Damit schloß die Feier, und weil das Doppelfest alle Teilnehmer ermüdet haben mochte, rüsteten sie sich am andere Morgen bereits zur Abreise. Ziemlich früh schon erreichte man die Fähre, die, wie drei Tage zuvor, mit Laub und Blumen geschmückt war. Ebenso gebot es sich auch heute wieder, den Übergang in Gruppen zu machen, und nur das »Wie« blieb noch festzustellen. Endlich entschied man sich dahin, auch bei diesem die Rückkehr einleitenden Übergange dieselbe Reihenfolge wie beim Heranzug innehalten zu wollen: zunächst also die voraufreitenden Knechte, dann die Frauen und Ritter, danach die Zofen und Dienerschaften und schließlich die Nachtrabsknechte, die schon auf der Herfahrt den Abschluß gebildet hatten. Ehendiesen Nachtrab sollte Johann von Quitzow , den voraufreitenden Trupp aber der ältere Bruder führen.
    Und nach diesem Abkommen wurde verfahren.
    Der ganze Vortrupp, vierundzwanzig reitende gewappnete Knechte, ritten auf die Fähre hinauf, und als sie Stand und Ordnung genommen, erschien Dietrich von Quitzow, dem sich, im letzten Augenblicke, sein Schwager Albrecht von Schenk und gleich danach auch sein Bruder Conrad von Quitzow (der Hohenwalder) anschloß. Die Fähre ging tief und hatte nur wenig Bord. Es war außerdem windig, so daß sich die gelben Wogen der Elbe mächtig heranwälzten. In der Tat scheint es, als ob man ein Einsehen von dem Gefahrvollen einer solchen Überlastung gehabt habe; die Fährleute jedoch versicherten einmal über das andere, daß nichts zu fürchten sei, und so stieß man denn unter Zuruf und Tücherwinken der vorläufig noch am altmärkischen Ufer Verbleibenden ab. Alles war guter Dinge, welche frohe Stimmung noch wuchs, als die von Kaspar Gans auch heute wieder bis an die Fährstelle beorderten Trompeter ihre Abschiedsweisen anstimmten. Ein jäher Aufschrei aber, der, vom Fährboot ausgehend, im selben Augenblick auch unter den am Ufer Zurückgeblieben erscholl, übertönte plötzlich die Fanfaren, und als diese schwiegen, sah man von der altmärkischen Seite her das Sinken der Fähre: das Wasser schlug über Bord, und ehe noch an Rettung zu denken oder wohl gar nach anderen Booten auszuschauen war, versank die Fähre vor aller Augen. Sowohl Dietrich von Quitzow wie sein Schwager Albrecht von Schenk warfen sich voll Geistesgegenwart auf ihre Pferde und hatten Kraft und Geschicklichkeit genug, sich bis ans havelländische Ufer zu retten, alles andere aber ging zugrunde: die ganze Knechteschar und mit ihnen Conrad von Quitzow, der den Abend vorher so widerstrebend und ahnungsvoll den Totentanz getanzt hatte. Vergebens, daß man nach seiner Leiche suchte; viele der mit ihm Ertrunkenen wurden gefunden, er nicht, und unter Schmerz und Grauen beschloß man die Taufreise, die so froh und unter so glänzenden Aussichten begonnen hatte. Daheim wurden dem » guten Quitzow«, der sich, im Gegensatze zu seinen Brüdern, einer ziemlich allgemeinen Beliebtheit erfreute, zahlreiche Seelenmessen gelesen, und

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