Fünf Schlösser
im Schlitten«.
L., 18. Januar 13
Allen Vermutungen nach wird die Errichtung einer neuen Armee jenseits der Elbe stattfinden. Das uns zu Kantonierungen angesagte, teils aus französischen, teils aus neapolitanischen Regimentern zusammengesetzte Greniersche Corps ist wieder abbestellt worden und muß jenseits der Elbe bleiben. Nur eine Brigade, die schon zu nahe heran war, ist in Berlin eingerückt. Auch die transportablen Blessierten und Kranken werden über die Elbe gebracht. Von Generalen und höheren Offizieren zieht noch immer eine gute Zahl ihrer Heimat zu. Was die Polen vorhaben und, vor allem, was der österreichische Hof tun wird, davon wissen wir hier nichts. – Ein Schweizer sagte mir letzthin, daß die schöne Schweizer Division auf höchstens 600 Mann zusammengeschmolzen sei; er hatte fünf Verwandte, die als Offiziers dabei standen, verloren. Und so steht es mit allen Auxiliartruppen. Unsere beiden Husarenregimenter und das Ulanenregiment, welche mit zur Großen Armee herangezogen waren, bestanden zuletzt nur noch aus 400 Mann. Und in diesem Augenblicke weiß niemand, wo sie sind. Von Österreichs Haltung hängt jetzt alles ab. Kaiser Franz könnte nicht nur den Ausschlag in der Sache geben, es war auch noch keine Periode so günstig, ihm das Verlorene wieder einzubringen. Man ist aber schon gewöhnt, daß die Erfahrung unsre Großen nicht aufmerksam macht.
Berlin, 25.Januar 13
Seit dem 21. bin ich hier, um die Ereignisse abzuwarten. Marschall Davoust hat sich mit allem, was sich in der Eile zusammenraspeln ließ, in Thorn festgesetzt und will es verteidigen. Es heißt, der Verstand sei ihm erfroren. Denn obgleich die Stadt ein paar neue Werke hat, so ist sie doch nach der Stromseite hin offen und wird, wenn die Kutusowsche Armee herankommt, ein trauriges Schicksal haben. Die Durchzüge der fliehenden Überbleibsel der Großen Armee dauern fort. Und Mitleiden muß man mit den aufgeopferten Menschen haben. Neun Kavallerieregimenter kamen letzthin zu Fuß hier an; sie betrugen zusammen sechzig Mann. Von dem Großherzoglich Bergischen Chevauxlegersregiment sind bis dato drei Subalternoffiziers, ein Korporal und sechs Mann hier eingetroffen. Unter den ersteren ist des Chevalier Rex Sohn, der früher bei uns diente. An der Beresina wurde das schon früher mißhandelte Regiment aufgerieben. Er verlor sein Pferd und hat die Promenade hierher mit einem Hemd auf dem Leibe gemacht. – Allem Anscheine nach werde ich den Frieden nicht erleben, oder die Hand. die neuerlich ein so großes Werk zerstörte, müßte den Ausschlag in der Sache geben.
B., d. 1. Febr. 13
Die Durchzüge der elenden Überbleibsel einerseits und andererseits das Erscheinen des Grenierschen Corps, das nun in und um Berlin kantoniert, macht die Einquartierung äußerst drückend. Der Unwille der Bauern und Bürger steigt und steigt um so mehr, als die Grenierschen ziemlich dummdreist sind. Sie haben eben die russische Luft noch nicht gefühlt.
Vorgestern bat mich Geheimerat Serre zum Tee, wo ich dann die Bekanntschaft des Generals Grouchy machte, der mir viel Gutes von Dir und Deinem Manne sagte. Man sieht gleich an seinem ganzen Benehmen, daß er ein Mann von Erziehung und guter Gesinnung ist; seine Gesundheit hat übrigens sehr gelitten, denn in der Schlacht an der Moskwa hat ihn eine Kartätschenkugel, die ihn auf die Brust traf, vom Pferde geworfen. Sein Notizbuch und eine auf Leinen geklebte Karte, die er beide in der Brusttasche hatte, retteten ihm das Leben. Er hat aber an der Kontusion lange gelitten und Blut ausgeworfen. Jetzt liegt ihm ob, die destruierte Reiterei wieder in Ordnung zu bringen; die Depots sind in Braunschweig und Hannover; er hat aber vorläufig Urlaub nach Paris. Es werden jetzt an aller Welt Enden Pferde für die Franzosen gekauft, aber ungelehrte Reiter und ungelehrte Pferde bilden nicht gleich eine Reiterei. Unsere Ärzte sind außerdem der Meinung, daß alle die, welche durch Kälte und Hunger sehr heruntergekommen sind, nie wieder zu einer festen Gesundheit gelangen können. Was uns angeht, so sind wir auch nicht beneidenswert. Aufgefressen von den Alliierten, geschunden von unseren eigenen Finanzherren, erwarten wir einen vollkommnen Unvermögenszustand. Ohnerachtet des sauberen Tresorscheinedikts standen die Scheine selbst vor acht Tagen zu sechzig Prozent, und vorgestern auf der Börse hatten sie gar keinen Cours. Das Drolligste bei der Sache ist, daß jetzt niemand das Edikt fabriziert haben
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