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Fünf Schlösser

Fünf Schlösser

Titel: Fünf Schlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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will. Stägemann und Scharnweber haben öffentlich erklärt, nichts davon gewußt zu haben, ja, letzterer hat sogar eine Vorstellung dagegen nach Breslau gesandt. Von allen Seiten ist protestiert worden, ob es aber helfen wird, steht dahin. Tages nach der Publikation war ein Zettel an der Königlichen Porzellanmanufaktur befindlich mit der deutlichen Inschrift: »Hier kauft man nur für bares Geld«. Ebenso hat der Entrepreneur der Posten erklärt, »daß er nur auf bares Geld kontrahiert habe und den Kontrakt nicht erfüllen könne, wenn ihm Tresorscheine gegeben würden«. – Der Elend- und Ekelzustand der armen Soldaten, die aus Rußland zurückkommen, spottet jeder Beschreibung. Von Ungeziefer sprechen gibt kaum eine Andeutung. Selbst hohe Offiziere machen keine Ausnahme, und die Waschweiber weigern sich, für sie zu waschen. Die wenigen, die noch Mittel haben, kleiden sich hier ein. Sonst schleppen sie ihre Lumpen bis nach Frankreich hinein. – Von Kotzebue läuft hier unter der Hand eine Beschreibung des Einmarsches und Rückzuges der unüberwindlichen Armee herum, deren ich noch nicht habe habhaft werden können. Sie soll nett geschrieben, aber auch mit tüchtigen Hieben auf manche Windbeuteleien ausgestattet sein. – Vor zwei Tagen hab ich Fritzchen, den zweiten Sohn des Feldmarschalls Grafen Kalckreuth, kennenlernen. Was ist das für ein Schwätzer! Er fängt jede seiner Erzählungen immer mit Lachen an.  
Berlin, den 8. Febr. 13
    Die Russen müssen entweder nicht stark genug sein, um rasch vorwärts zu gehen, oder sie sind, vielleicht im Hinblick auf Polen, um ihre Rückzugslinie besorgt. Sonst hätten sie längst und ohne große Hindernisse bis hierher kommen können. Es existiert an widerstandsfähigen Truppen nichts als das Greniersche Corps, und dieses ist auf dem Papiere stärker als auf dem Felde. Hätten die Russen Nachricht davon gehabt, so würden ein paar Pulk Kosaken ausgereicht haben, eine Menge hohe und niedere Offiziere wegzufangen. Obgleich alles, was die Franzosen tun, sehr geheimgehalten wird, so geben doch allerhand Maßregeln zu erkennen, daß sie diese Stadt zu verlassen sich bereit machen. Ein Jammer ist es, die Kranken aus Stettin und Küstrin hier ankommen zu sehen. Viele werden schon tot aus dem Wagen genommen, und in den Lazaretten sterben sie massenhaft. Ob es wahr ist, was Soldaten hier ihren Wirten erzählen, »daß bei Sprengung des Kremls und der Mauer von Smolensk die an diesen Orten befindlichen Lazarette mit in die Luft gesprengt wurden«, laß ich dahingestellt sein. Es wäre das der zweite Teil zur Expedition von Jaffa. Unsere Ärzte sind einstimmig der Meinung, daß alle diejenigen, die selbst noch mit einem Anscheine von Gesundheit hier ankommen, im Frühjahr erkranken und sterben werden. – Wenn Königsberger Zeitungen nach Breslau kommen sollten, so suche sie zu lesen; es sind darin allerlei Kuriosa. Besonders die Erklärung des General Yorck. Das wird eine zweite Schilliade, nur von weiterem Umfange. Im Tatsächlichen mag Yorck recht haben, aber in den Formen fehlte er doch gewaltig. – Baron von Stein, dem die Ziviladministration in Ostpreußen übertragen ist, wohnt bei Nicolovius und verfährt, seiner Gewohnheit gemäß, ganz rasch. – Lies doch auch den »Moniteur«, der jetzt alle Unfälle der Franzosen auf General Yorck schiebt, obgleich er hundert Meilen von dem Orte war, wo die letzten Szenen des Trauerspiels vorfielen.
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    Die Erhebung Preußens
    B., 12. Februar 1813
    Seit meinem Letzten erschien hier die Aufforderung zu Errichtung der Freiwilligen. Ein Schwindel ist sofort in die Köpfe aller jungen Leute gefahren. Alles stellt sich, alles will mit. Ich weiß nicht, was ich von der Sache denken soll. Mir gefällt sie nicht. Solange man nicht ausspricht, gegen wen es gemeint ist, bleibt es etwas Mißliches, und alle diese jungen Leute, wenn es nicht gegen den geht, dem sie gern eins anhaben möchten, werden Sottisen begehen. – Von Breslau wird geschrieben, daß General Scharnhorst wieder in Dienst getreten sei. Was das bedeutet, löst sich von selbst. Du wirst am besten wissen, was hiervon wahr oder nicht. Überhaupt arbeitet jetzt alles unter der Hand, welchem Unwesen ich nicht Beifall geben kann. – Die Franzosen trauen uns in keinerlei Art, können auch nicht, denn Bürger und Bauern geben ihnen ihren Widerwillen deutlich genug zu verstehen, was ich beiläufig nicht klug gehandelt finde. Denn gerade wir, wir haben am meisten zu

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