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Fünf Schlösser

Fünf Schlösser

Titel: Fünf Schlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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die noch vor Ausbruch des Krieges nach Berlin kam. – Letzten Sonntag zog ein Regiment Chasseurs hier vorbei nach Stralsund, ein Zeichen, daß man nach wie vor eine Landung seitens der Schweden befürchtet. Es mag wohl etwas der Art im Werke sein, denn in ganz Pommern heißt es, daß ein Truppencorps in Karlskrona zusammengezogen werde. Die können aber nur zu Hause bleiben. Wenn sie kämen, so hätten wir sie bloß auf dem Halse und im ganzen würd es nichts fruchten.  
L., 7. Oktober 12
    Täglich gehen jetzt Züge von Remontepferden für die Sachsen durch Gransee. Ihrer sind in allem 800, die in Mecklenburg und Holstein aufgekauft wurden, aber elende Dinger sein sollen. – Die republikanischen Pariser Aufrührer sind, wie ich's dachte, schon totgeschossen. So wird denn »la terreur« die andern vom Komplottieren wohl abhalten. Daß man aber dem Moreau bei dieser Gelegenheit noch einen Schandflecken anhängen will, hat mich verdrossen. Moreau hatte ja hiermit nicht das geringste zu tun.  
L., 30. Oktober 12
    Der eingefallene bedeutende Frost wird wohl nach Nordosten hin augenblickliche Ruhe schaffen, wir aber werden alles nachkommende Volk mittlerweile füttern müssen. Es geht nun gerade wieder wie nach der Eylauer Schlacht; man läßt dem großen Würger Zeit, sich wieder in Positur zu setzen.  
L., 3. November 1812
    Was die Zeitungen über den Pariser Lärm gemeldet haben, ist gewiß nicht so gering, als es gesagt wird. Jedenfalls ersieht man daraus, daß der Zunder bereitliegt. Den Börsennachrichten trau ich nicht viel, und so glaub ich auch nicht, daß für Königsberg etwas Ernstliches zu befürchten sei. Daß aber unser Corps von Riga zurückgedrängt ist, daran ist kein Zweifel. Einige Soldaten vom Leibregiment schrieben es an ihre Eltern, so beispielsweise einer aus unserer Kolonie Neuholland, der mit dürren Worten sagt: wir sind neun Meilen von Riga zurückgegangen. – Pferdelieferungen verdingen jetzt die französischen Commissairs an hiesige Entrepreneurs. Es soll nur die Kleinigkeit von 20 000 Pferden angekauft werden, was die Summe aller brauchbaren Pferde auf funfzig Meilen in der Runde übersteigt. Daraus läßt sich aber abnehmen, welche Masse von Pferden gefallen ist.  
L., 15. November 1812
    Wie gefällt Dir das In-die-Luft-Sprengen des Kremls? Und was wurde nicht vorher gegen das Abbrennen der Stadt geschrieen! Sollte das Maß nicht bald voll sein? Hier in der Gegend haben wir jetzt wenig Passanten, aber durch Berlin gehen noch immer viel Invaliden, die dann unser Fuhrwerk bis Magdeburg bringen muß. Ich habe jetzt alle vierzehn Tage ein Gespann dazu unterwegs.  
L., 21. November 12
    Nova kommen uns jetzt von allen Ecken, und alle sagen dasselbe. Nämlich das, daß unser Armeecorps fast aufgerieben und Macdonald, der es führt, überrannt und gänzlich geschlagen ist. Ferner, daß die Visite gegen Kaluga und Tula hin auf eine unhöfliche Art abgewiesen worden und daß das Ganze rückwärts geht. Gestern passierte hier ein französisches Regiment in der Richtung auf Oranienburg und Berlin. Die armen Menschen kamen von Rostock und waren vor Nässe halb erstarrt. Sie geben sich drei Bataillons stark aus, waren es aber nicht. Vermutlich gehen sie weiter oder bleiben in Berlin, um die dortige Garnison gegen etwaige Tätlichkeiten der Bürger zu verstärken. Wenn von all dem, was gesagt wird, nur die Hälfte wahr ist, so steht es schlecht mit dem Ritterzuge nach Norden.
    Da sich durchaus keine Entrepreneurs für den Pferdeankauf finden lassen, so sollen wir nun liefern. Das Unehrlichste bei der Sache ist das, daß der französische Schurke, der die Pferde annehmen soll, keins akzeptiert, wenn ihm nicht vorab zwei Friedrichsdor für jedes Pferd als Cadeau gegeben werden. Unser Kreis soll sechsundfünfzig Pferde liefern, so daß der Schurke allein von uns 112 Friedrichsdor bekömmt, und dann fragt man noch, wo unser Geld bleibt. Schlechtendal (der Landratsvertreter) will toll darüber werden; aber wer kann aus dem Labyrinth der französischen Schurkereien ungeschunden herauskommen?  
L., 24. November 12
    Seit meinem Vorigen sind Nachrichten über Nachrichten eingelaufen. Einige melden, daß die vereinigten russischen Corps von Wittgenstein und Esser den Marschall Macdonald über den Haufen gelaufen haben und daß dabei nicht bloß unsere Truppen, sondern auch die zur Deckung ihrer Flanke abgesandten badischen und polnischen Truppen hart mitgenommen, zum Teile gefangen sind. Ferner daß

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