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Fünf Schlösser

Fünf Schlösser

Titel: Fünf Schlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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englischen Vorstellungen überhaupt nicht bedeutend und jedenfalls erst in Zukunft zu gewärtigen war.
    Nach diesen Bemerkungen über Elliots Charakter, die nötig waren, um unsere Heldin in dem, was später geschah, nicht ungünstiger und zweifelhafter als nötig erscheinen zu lassen, nehme ich den Faden der Erzählung wieder auf und kehre zu der Ehe des jungen Paares zurück, die, das mindeste zu sagen, keine glückliche war.
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    Nicht besser als auf das Land war Mr. Harris auf den König selbst zu sprechen. Er schrieb über diesen: »Um bei seinem System verharren zu können, hat er sich der Moral und Religion entäußert. An die Stelle der Moral hat er eine gewisse Sentimentalität, an die Stelle der Religion den Aberglauben gesetzt. Nur so läßt sich jene buntscheckige Mischung von Barbarei und Humanität erklären, die seiner Regierungsart eigentümlich ist.« [Image: Zurück]
 
Ich gebe aus dem Streit, der sich weithin zog, nur dies wenige. Das Interessanteste daran ist daß auch Elliot, aller seiner Shakespeare-Schwärmerei zum Trotz, so weit Kind seiner Zeit war, daß er die Niedrigkeiten« Shakespeares, auf die Thiébault beständig rekurrierte, gelten ließ. In den hundert Jahren, die seitdem verflossen sind, hat sich das Urteil speziell über diesen Punkt total geändert und wir finden die Szene zwischen Prinz Heinz und Franz (»Gleich, gleich Herr«), zwischen Falstaff und Dorchen Lakenreißer, ja selbst die zwischen den beiden Kärrnern zu Beginn des Stücks geradeso »sublim« wie Hamlet und Macbeth. Wir haben uns von der Vorstellung befreit daß das Komische, ja selbst das niedrig Komische, sobald es nur einer vollendeten Charakteristik dient, niedriger stehe als das Tragische. ._.
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5. Kapitel
Die Krautentochter (nunmehr Frau von Elliot) führt eine unglückliche Ehe
    Nicht gleich anfangs zeigte sich der Bruch, ein Jahr nach der Vermählung wurd eine Tochter geboren, Elliot war glücklich, und vielleicht war es auch die junge Frau.
    Aber es währte nicht lange. Sosehr Elliot seine Frau liebte, so war es doch eine tyrannisch-launenhafte Liebe, die Zuneigung eines Kindes, das heute mit der Puppe spielt, morgen sie schlägt und piekt und übermorgen sie aufschneidet, um zu sehen, wie's drin aussieht und ob sie ein Herz hat. Es scheint indessen, daß die junge Frau diese Launen ertrug, bis das ridikül eifersüchtige, vor aller Welt sie bloßstellende Benehmen ihres Gatten ihr ein Zusammenleben mit ihm unerträglich machte.
    Es war 1781 oder 82, als Elliot, der sich schon vorher in ähnlichen Phantastereien ergangen hatte, plötzlich auf den Einfall kam, seine Frau unterhalte ein Liebesverhältnis mit dem holländischen Gesandten. Der Name desselben wird nicht genannt. Gleichviel. Dieser Gesandte war nicht mehr jung und dachte nicht an Liebesabenteuer. Elliot indessen hatte sich's in den Kopf gesetzt und wollte nur noch Gewißheit haben. Um diese sich zu verschaffen, begann er eines Tages nach dem Schlafengehen (er liebte mitternächtliche Konversationen), seiner Frau Mangel an Zärtlichkeit vorzuwerfen und ihr bei der Gelegenheit die Namen einer ganzen Anzahl von Personen zu nennen, für die sie sich unerklärlicherweise mehr interessiere als für ihn. Und zuletzt nannt er ihr auch den Namen des alten holländischen Gesandten. Sie nahm alles zunächst als einen Scherz, als er aber fortfuhr, sie mit den unziemlichsten und beleidigendsten Fragen zu quälen, riß ihr endlich der Faden der Geduld. »Ob ich ihn liebe? Jedenfalls lieb ich ihn mehr als dich, weil er mich weniger gequält hat als du.« Kaum daß diese Worte gesprochen waren, so sprang Elliot aus dem Bett und lief in nur halbvollendeter Toilette nach dem andern Ende der Stadt, um den holländischen Gesandten wecken zu lassen. Als dieser bestürzt erschien und die Mitteilung einer Nachricht von höchster politischer Dringlichkeit erwartete, fuhr Elliot auf ihn los: »Er unterhalte ein Verhältnis mit seiner Frau, was ihm diese vor einer halben Stunde selber gestanden habe. Die Sache müsse sofort geregelt werden, weshalb er hiermit anfrage, ob er seine Frau zu heiraten gedenke?« Der geängstigte Gesandte versicherte, »daß er Frau von Elliot überhaupt nur zweimal in seinem Leben gesprochen habe; was aber das Heiraten angehe, so steh es bei ihm fest, überhaupt nicht zu heiraten«. Elliot hörte dies mit Befriedigung, war aber weit entfernt dadurch beruhigt zu sein, drang vielmehr in den Gesandten, auf der Stelle mit ihm zu kommen

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