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Fünf Schlösser

Fünf Schlösser

Titel: Fünf Schlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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dieselbe veranlaßt sah, einen ähnlich hohen Ton wie der Schwiegersohn gegen mich anzustimmen.
    Inzwischen war der Winter herangekommen, und der Prinz Heinrichsche Hof übersiedelte wie gewöhnlich von Rheinsberg nach Berlin. Auch Madame de Verelst bezog wieder ihre Stadtwohnung, ebenso Frau von Elliot. Diese letztere nunmehr jeder Selbständigkeit und jeder Freiheit zu berauben war ein mittlerweile herangereifter Plan. Ich sah klar, daß man gewillt war, die junge Frau, sei's mit sei's ohne Zustimmung, auf ein Elliotsches Schloß zu schaffen, um sich derweilen ihres Vermögens bemächtigen zu können. Und das zu hindern wurde von nun an meine Aufgabe.
    Bald nach Neujahr 1783 erfolgte Elliots Versetzung vom Berliner Hof an den Kopenhagener. Er akzeptierte die Versetzung und ließ seine Frau samt einem vierjährigen Töchterchen mit der Weisung zurück, ihm in der schönen Jahreszeit zu folgen. Aber Frau von Elliot war nicht gesonnen, dieser Weisung zu gehorchen. Voll Abneigung gegen ihren Gatten, erbat sie sich meinen Rat in dieser Angelegenheit und führte dadurch einen Briefwechsel herbei, der zunächst den heftigsten Zorn der Mutter erregte. Sie setzte sich denn auch mit Elliot selbst in Verbindung und vereinbarte folgenden Plan. Er, Elliot, solle plötzlich erscheinen, in die Zimmer seiner Frau dringen, ihre Bureaus erbrechen, die sträfliche Korrespondenz an sich nehmen und unter Androhung eines gerichtlichen Verfahrens die Zustimmung der jungen Frau zu jedem von Mutter und Ehemann gewollten Schritt erzwingen. Auch hinsichtlich der vierjährigen Enkelin wurden Bestimmungen getroffen; das Kind sollte für immer bei der Großmutter bleiben und von dieser erzogen werden. Auf all dies ging Elliot ein, erschien wirklich in aller Plötzlichkeit in Berlin, bemächtigte sich der Papiere, zugleich auch des Kindes und schickte das letztere dieselbe Nacht noch in Begleitung eines vertrauten Dieners nach Kopenhagen. Er folgte selbst Tages darauf, ohne seine Frau gesehen zu haben. Nur mit seiner Schwiegermutter, die gegen die dem Programm widersprechende Wegführung ihrer Enkelin protestiert hatte, war er schließlich in eine heftige Streitszene geraten.
    So der erste Akt.
    Einige Zeit danach erhielt ich einen Brief Elliots, in dem es hieß, es stünde jetzt in seiner Hand, mich der Strenge des Gesetzes oder des Königs in Person zu überliefern, er verzichte jedoch darauf, wenn ich meinerseits nach Dänemark kommen und mich in der Nähe von Kopenhagen mit ihm schlagen wolle. Das war eine sonderbare Zumutung. Ich antwortete ihm, daß er ein Narr wäre, dem nachzulaufen ich nicht die geringste Veranlassung hätte; während seiner Anwesenheit in Berlin hätte sich notwendig die Zeit zu solcher Begegnung finden müssen, das wäre das Korrekte gewesen, jedenfalls korrekter, als per Post abreisen und nachträglich eine solche Bravade in die Welt zu schicken. Auch an Madame de Verelst schrieb ich, unter nur zu gebotenem Hinweise darauf, wie wenig geraten es sei, derlei Familienangelegenheiten an die große Glocke zu hängen.
    Elliots Freunde veröffentlichten inzwischen Elliots Brief an mich und behaupteten: »ich habe Satisfaktion verweigert«. Das zwang mich nunmehr, auch meinen Brief zur allgemeinen Kenntnis zu bringen und unter anderm eine Kopie desselben an unseren preußischen Gesandten in Kopenhagen gelangen zu lassen.
    All dies ereignete sich im April.
    Zwei Monate waren bereits vergangen, als ich plötzlich erfuhr und andere mit mir: Elliot komme nach Berlin, um sich mit mir zu schlagen. Die Sache machte begreiflicherweise Sensation, und im Publikum sprach man eine Zeitlang von nichts anderem. Ich meinerseits ließ die Leute reden und wartete der angekündigten Dinge, bis ich eines Tages in Erfahrung brachte, der Generalfiskal habe Befehl erhalten, ein Rencontre zwischen Elliot und mir unter allen Umständen, ja nötigenfalls mit Gewalt zu hintertreiben. Auf diese Mitteilung hin verließ ich Berlin sofort, um mich behufs ungehinderter Ausfechtung unserer Sache hierher ins Mecklenburgische zu begeben. Es war das um so nötiger, als man seitens der Elliotschen Partei, die sich durch Rücksichtslosigkeit und Lüge auszeichnet, bereits verbreitet hatte, die angedrohte Einmischung des Generalfiskals sei durch mich veranlaßt worden.
    So liegt momentan der Streit. Elliot ist brieflich benachrichtigt worden, daß ich mich hier in Fürstenberg befinde. Mehr konnte mir nicht obliegen. Sobald sich Weiteres ereignet haben wird,

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