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Fünf Schlösser

Fünf Schlösser

Titel: Fünf Schlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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und in Gegenwart seiner Frau dieselbe Versicherung abzugeben. Um allerlei Rücksichten willen, die namentlich in den nahen Beziehungen der Madame de Verelst zur Prinzessin von Oranien ihren Grund hatten, ließ sich der Gesandte bestimmen, dem halb unsinnigen Elliot in seine Wohnung zu folgen und hier in Gegenwart der herbeigerufenen Frau von E. zu wiederholen, »daß ihm beide Male, wo er die Ehre gehabt, mit ihr zu sprechen, ein Heiratsgedanke durchaus ferngelegen habe«. Die schon durch sein Erscheinen, aber viel mehr noch durch diese Versicherung aufs äußerste bestürzte Frau verlangte schließlich nur »ein diskretes Schweigen über das Vorgefallene«, was denn auch Elliot nicht bloß zusagte, sondern sofort auch in einem feierlichen Eide beschwor. Aber natürlich nur, um am nächsten Morgen all seinen Freunden und Freundinnen das nächtliche Vorkommnis unter den ungeheuerlichsten Zusätzen als Anekdote zum besten zu geben. Eine Folge davon war, daß sich die Hofgesellschaft zu größerem Teile von der um ihrer Triumphe willen ohnehin vielbeneideten Frau von Elliot zurückzog.
    Bis zu diesem Punkte waren die Dinge gediehen, als Baron Knyphausen, der in einem entfernten Verwandtschaftsverhältnis zu der jungen Frau stand, aus seiner ostfriesischen Heimat an den Rheinsberger Hof, an dem er eine Kammerherrnstelle bekleidete, zurückkehrte. Hier in Rheinsberg fand er neben Madame de Verelst auch das Elliotsche Paar vor und wurde, da die Mißhelligkeiten desselben kein Geheimnis waren, alsbald der Vertraute der unsagbar unglücklichen Frau. Sie sahen sich oft, berieten und planten und unterhielten, als Frau von Elliot den Rheinsberger Hof wieder verlassen hatte, sowohl nach Berlin wie nach Hoppenrade hin eine lebhafte Korrespondenz.
    Um dieselbe Zeit etwa, wo diese Korrespondenz geführt wurde, fand die schon vorerwähnte Versetzung Elliots an den Kopenhagener Hof statt, was übrigens ein beständiges und intimes Eingeweihtbleiben in das, was in seinem Berliner Hause vorging, nicht hinderte. Madame de Verelst unterhielt ihn über die fortgesetzten, abwechselnd persönlichen und brieflichen Beziehungen ihrer Tochter zu Baron Knyphausen und entwarf allerlei Pläne mit ihm, diesem Treiben ein Ende zu machen. In Ausführung dieser Pläne war es denn auch, daß von seiten Elliots eine Herausforderung an Knyphausen erging.
    Und hiermit war der erste Schritt zu jenem célèbren Rencontre geschehen, das uns auf den nächsten Seiten unter Zugrundelegung einer Anzahl Knyphausenscher Briefe beschäftigen soll. Einiges, was in vorstehendem schon angedeutet wurde, findet darin Bestätigung und weitere Ausführung.  
Fürstenberg (in Mecklenburg-Strelitz), 4. Juli 1783
    Mein hochgeehrter Herr Vater. Sie werden überrascht sein, von diesem unbekannten mecklenburgischen Städtchen aus einen Brief von mir zu erhalten. Aber das Nachstehende wird Aufklärung darüber geben. Als ich letzten Sommer von meinem Besuch bei Ihnen nach Rheinsberg zurückkehrte, fand ich daselbst eine zahlreiche Gesellschaft vor und darunter auch den englischen Gesandten Elliot samt seiner Gemahlin, Frau von Elliot, einer geborenen Baronesse von Kraut. Frau von Elliot, die bis dahin ihrer großen Schönheit unerachtet niemals einen Eindruck auf mich gemacht hatte, rührte mich durch ihr eheliches Unglück, das viel, viel größer war als ihre Schuld, wenn von einer solchen überhaupt gesprochen werden kann. Was stattgefunden hatte, waren Unvorsichtigkeiten, die leider nicht bloß seitens Mr. Elliots, eines ebenso großsprecherischen und eitlen wie leichtsinnigen und charakterlosen Mannes, sondern auch seitens der eigenen Mutter ausgebeutet worden waren, um der jungen Frau zu schaden. Wirklich, Frau von Elliot war das Opfer eines Komplotts, einer Intrige dieser beiden rücksichtslosen Personen, eine Tatsache, die mich empörte. Verfolgungen, auch wenn sie nicht mich , sondern andere treffen, berühren mich stets als Unerträgliches und bestimmten mich auch hier zu Schritten, die mir die Dankbarkeit der jungen Frau, aber freilich auch die Feindschaft ihrer Mutter und ihres Mannes eintrugen. Dieser wurde zum Überfluß auch noch eifersüchtig und gab mir schließlich den Rat, mich um die Angelegenheiten seiner Frau nicht weiter zu kümmern, auf welche Drohung hin ich nur antwortete: »daß ich meinen Eifer von jetzt ab verdoppeln würde«. Dasselbe sprach ich auch gegen die Mutter, eine vom unerträglichsten Herrschsuchtsteufel geplagte Närrin aus, als sich

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