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Fünf Schlösser

Fünf Schlösser

Titel: Fünf Schlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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auf das Tor zu. Die Straße war sehr lang, und ehe wir den Ausgang erreichen konnten, sahen wir schon, daß man Miene machte, das Gatter von obenher herabzulassen. Jetzt galt es Eil. Auf die Gefahr hin, mir den Kopf einzuschlagen, prescht ich durch, Koppi mir nach, und nur unsere zwei Leute, die den rechten Augenblick versäumten, wurden gefangengenommen. Sind übrigens inzwischen auf Reklamation unserer Behörden wieder in Freiheit gesetzt worden. Unsere Flucht war also geglückt.
    Ich wandte mich nunmehr von Baruth aus direkt nach Britz, wo mir Herr von Hertzberg ein vorläufiges Asyl zugesichert hatte. Daselbst erfuhr ich denn auch, daß meinem Inkognitoaufenthalt in Berlin aller Wahrscheinlichkeit nach nichts im Wege stehen werde, woraufhin ich mich, von Britz aus, in die Stadt begab. Aber sehr zur Unzeit, da bereits am andern Morgen auf eine von Baruth her an das Kammergericht gerichtete Requisition meine Verhaftung erfolgte. Beiläufig eine Dummheit, insoweit das Kammergericht dieser Requisition keine Folge zu geben brauchte, vielleicht nicht einmal durfte. Sechs Tage später erst wurd ich auf Fürsprache des Herrn von Hertzberg und nach eidlicher Versicherung meinerseits, mich wieder stellen zu wollen, aus der Haft entlassen, nachdem ich all die Zeit über in der Hausvogtei (ganz wie Vetter Dodo nach seinem Duell mit Herrn von Bredow) eingesperrt gewesen war. Zwei Landreiter vor meiner Tür.
    Ich hatte bei meiner Hierherkunft wenigstens gehofft, vor einem aus der Duellgeschichte hergeleiteten Kriminalprozeß sicher zu sein, aber sehr mit Unrecht; ein schändlicher Kerl, der Generalfiskal, hat mich, auf ich weiß nicht welche Veranlassung hin, denunziert, und so wird denn doch ein Prozeß stattfinden, an dem ich wiederum das am meisten beklage, daß er mutmaßlich große Kosten verursachen wird. In meinem nächsten Briefe werd ich wohl von diesem Prozesse zu berichten haben. Bis dahin und für immer in tiefstem Respekt Ihr ergebener und gehorsamer Sohn George.  
Berlin , den 15. August 1783
    Mein hochverehrter Herr Vater. Meine Verhöre sind beendigt. Bei der Unzahl von Zeugen, die sowohl die Fürstenberger wie die Baruther Affaire gehabt hat, hab ich in bezug auf das Tatsächliche nichts verheimlichen können, aber in bezug auf alles das , was vorausging, habe ich vieles unterdrückt, entstellt und gedreht, um unsren Streit als ein »Rencontre« und nicht als ein »Duell« (worauf härtre Strafen stehn) erscheinen zu lassen. Im übrigen brauch ich Ihnen nicht zu versichern, mein hochgeehrter Herr Vater, wie sehr man bemüht gewesen ist, mich, besonders bei Behandlung des »delikaten Punkts«, in die Enge zu treiben.
    Sie haben, so schreiben Sie mir, von den Gerüchten gehört, die betreffs meiner umgehen, und verlangen Aufklärung darüber. Was mir zu sagen obliegt, ist kurz das: all diese Gerüchte sind begreiflich und erstaunen mich nicht. Ich habe, dies bitt ich rundheraus versichern zu dürfen, zu viel Vertrauen und Entgegenkommen, zu viel versöhnlichen Geist und Delikatesse gezeigt, um auf ein volles Verständnis meiner Handelsweise rechnen zu können. Am wenigsten bei dem großen Haufen. Ich begegne hier tagtäglich Personen, auch Gebildeten, die mir ihre Verwunderung darüber ausdrücken, daß ich aus meiner Fürstenberger Situation nicht größeren Vorteil gezogen und die mir günstig gesinnte Bevölkerung nicht einfach zum Angriff gegen Elliot angeregt habe. Wohlan, so viel ist gewiß, daß ich bei solchem Verfahren in meinem vollen Recht gewesen wäre. Doch lag es mir fern, mein Recht in solcher Ausdehnung üben zu wollen. Wieder andere begreifen nicht und tadeln mich bitter, einem solchen Gegner die von ihm so sehr gewünschte »Erklärung« und in ebendieser Erklärung die Verzeihung für all seine Tollheiten gegeben zu haben. Und alle solche Vorwürfe muß ich ruhig hinnehmen. Es gibt eben wenig Personen, die von Generosität eine Vorstellung haben und sich klarmachen, daß ein Ehrenhandel etwas anderes ist und einer andern Beurteilung unterliegt als ein Zivil- und Kriminalprozeß. Eine noch geringere Zahl von Menschen erwägt die Macht des Moments und wie sehr der Moment angetan war, mich wenigstens vorübergehend zugunsten Elliots zu stimmen. Er schoß in die Luft statt auf mich, und das alles, nachdem er mir eine Minute zuvor in Gegenwart meines Sekundanten erklärt hatte, »daß er, wenn ich ihn nicht rehabilitierte, sich selber eine Kugel durch den Kopf jagen müsse«.
    Daneben freilich,

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