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Fünf Schlösser

Fünf Schlösser

Titel: Fünf Schlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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jung. Ihr neunundzwanzigster Geburtstag fiel in die Flitterwochen ihrer dritten Ehe.
    So gingen ihre Hoffnungen, und es scheint, daß sie sich erfüllten, obwohl speziell in dem, was ihr Glück ausmachte, die Keime künftigen Unglücks bereits erkennbar waren. Aber ihrem Auge waren sie's nicht, und so wird sich denn von dem ersten Jahrzehnt ihrer dritten (von Arnstedtschen) Ehe wie von einer Reihe glücklicher und beinah ungetrübter Jahre sprechen lassen. Unbedingt waren es die glücklichsten ihres an Wechselfällen so reichen Lebens. Es wurden Kinder geboren, deren man sich freuen konnte, weil sie hübsch waren und gediehen und der Eitelkeit der Eltern immer neue Nahrung gaben. Aus den Gütern aber mehrten sich die jährlichen Erträge. Dabei verband ein reger und beinah unausgesetzter Verkehr all jene kleinen und großen, über die ganze Grafschaft Ruppin hin ausgestreuten Edelsitze, die damals als die Dependancen und Außenwerke von Rheinsberg gelten konnten, und wenn heute die mit vier Schimmeln bespannte Chaise von Hoppenrade nach Köpernitz im Sande mahlte, so ging es morgen auf Meseberg und den dritten Tag auf Wulkow oder Wustrau zu. Heute war es die schöne Kaphengst, morgen die schöne La Roche-Aymon, der man huldigte, bis sich der Besuchszirkel in dem reichen und gastlichen und deshalb neben Rheinsberg tonangebenden Hoppenrade wieder schloß.
    Eigentliche Festins aber gab es nur dann , wenn der »Prinz« in Person, und zwar in formellster Weise, seinen Besuch angesagt hatte. Dann galt es, ihn zu »surprenieren« und dem Meister im Festarrangement, wenn nicht gleich-, so doch nahezukommen. Und hierin exzellierte Frau von Arnstedt. Eine dieser Feiern lebt noch fort in der Erinnerung der Enkel. An der Granseer Straße hin, eine Viertelmeile südlich von Hoppenrade, zieht sich der »Harenzacken-Wald«, ein damals und vielleicht auch heute noch reich bestandener Forst, in den man, an einem dieser Besuchstage, den Prinzen zu führen und es derartig einzurichten gewußt hatte, daß sich Monseigneur in Wald und Abenddämmer verirren mußte. Verzeihungen wurden erbeten, Entschuldigungen gestammelt, bis man endlich auf eine mit Erlengebüsch überwachsene Wiese hinaustrat. Da wurd es plötzlich hell und licht, und ehe sich der Prinz von seinem Erstaunen erholen konnte, stand der Waldrand um ihn her in mehr als tausend Lichtern, denn alles, was auf den umliegenden Gütern wohnte, war aufgeboten und an die Bäume postiert worden, um in einem einzigen Moment eine Beleuchtung der Waldwiese mit buntfarbigen Lampen in Szene setzen zu können. Da küßte der Prinz der schönen Frau die Hand und erklärte sich für besiegt, und eine Woche lang zehrte man von diesem gnädigen Wort und fühlte sich gehoben in der Idee, nicht umsonst gelebt zu haben.
    Auch von Berlin her kam Besuch, und wenn es junge Frauen waren und die Jahreszeit es gestattete, so ging es bei Sonnenuntergang oder auch wohl in aller Morgenfrühe nach »Mon Caprice« hinaus, welchen Namen ein Badetempelchen, ein Pavillon führte, den Frau von Arnstedt am Ufer eines von Schilf und hohem Werft umstandenen Seetümpels errichtet hatte. Da hinaus ging es, um zu baden und zu plätschern und allerhand Spiele zu spielen. In dem Schilf- und Werftgürtel standen alsdann die jüngeren Gefährtinnen und hielten sich an dem herniederhängenden Gezweige, während Frau von Arnstedt, eine brillante Schwimmerin, über den See schoß und die Losung gab, ihr zu folgen und sie zu haschen. Und nun schwamm und jagte man ihr nach und zog den Kreis immer enger, aber im selben Augenblicke, wo man sie schon umstellt und gefangengenommen glaubte, schlüpfte sie durch und entkam siegreich bis an die rettende Tempelschwelle. Das gab denn ein Lachen und ein Bewundern, und in Rheinsberg und an den Prinz Heinrichschen Edelhöfen, an denen nichts so voll und üppig in Blüte stand als die Medisance, medisierte man wieder von »Diana und ihren Nymphen«.
    Aber es waren nicht Zeiten, um durch Scherze der Art empfindlich berührt oder in irgendeiner guten Laune gestört zu werden.
    Im Gegenteil.
    Alles war Lust und das Leben ein Feiertag.
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    ._.
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11. Kapitel
Die Krautentochter kommt in schweres Leid
    Aber dieser Feiertag ging zu Rüste.
    Den 3. August 1802, als man überall in den Rheinsberger Dependancen und nicht zum wenigsten in Schloß Hoppenrade festlich zu Tische saß, um den Geburtstag König Friedrich Wilhelms III. in Wein und Rede zu feiern, erschien ein Bote mit einem Flor um

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