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Fünf Schlösser

Fünf Schlösser

Titel: Fünf Schlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Krautentochter doch noch besondere: der Hausfrieden schwand immer mehr, und mit dem Ehemanne, dessen Wandel seit Jahr und Tag im Niedergange war, wurd es schlimmer und schlimmer. Es zeigten sich Geistesstörungen, und neben einer äußerlichen erwies sich schließlich auch eine gesetzliche Scheidung als unerläßlich. In welchem Jahre diese stattfand, hab ich nicht mit Bestimmtheit in Erfahrung bringen können, doch muß es annähernd um dieselbe Zeit gewesen sein, in der sich der Prozeß entschied. Wenigstens find ich in einer Taufpatenaufzeichnung unteren 28. September 1809 das Folgende: »Frau Luise 1) , geschiedene von Arnstedt, geborene von Kraut«. Im Herbst genannten Jahres also war die Scheidung bereits ausgesprochen.
    Dies Fakt an sich konnte, wie die Dinge lagen, unmöglich als ein Unglück gelten, im Gegenteil. Aber was mit dem geschiedenen Ehemanne beginnen? Das gab eine neue schwere Sorge. Privatinstitute, wie sie jetzt existieren, existierten damals noch nicht, und ihn, den von A., einer jener allgemeinen, in jener Zeit noch nach einem gewissen Schreckenssysteme verwalteten Irrenanstalten anzuvertrauen, widersprach durchaus dem feinen Sinn unserer Krautentochter und fast mehr noch ihrem gütigen Herzen. Endlich indes einigte man sich dahin, ihn in einem Predigerhause, gegen hohe Zahlung, unterzubringen, und gab ihn auch bald danach nach einem in Nähe von Fehrbellin gelegenen Dorfe hin in Pension. Dies Dorf war Hakenberg, und in der Pfarrpension daselbst hat er noch an die vierzig Jahre gelebt. Im Hakenberger Kirchenbuch findet sich folgende Stelle: »Herr Karl Heinrich von Arnstedt, Rittmeister außer Dienst, starb neunundsiebzig Jahre alt am 30. Mai 1847 und ist am 2. Juni selbigen Jahres auf dem Kirchhofe bei der Kirche begraben worden.« Zweien Briefen aus Dorf Hakenberg darf ich noch folgendes entnehmen: »Alte Leute hier erinnern sich noch sehr wohl des Rittmeisters von Arnstedt. Er soll bald nach 1813 von Hoppenrade her zu Prediger Drake gekommen sein und hat dort bis zu seinem Ende gelebt. Er war ein schöner, großer Mann, freundlich und gesprächig, aber sofort wütend, wenn das Gespräch auf die Franzosen kam. Er haßte sie, weil ihm seine Frau durch einen französischen Offizier entführt worden war. Auch ist derselbe nie wieder nach Hoppenrade zurückgekehrt. 2) Wegen seiner aufgeregten Gemütsart war stets ein Wärter um ihn, der ihn auch auf seinen Spaziergängen begleitete. Während der ersten Jahre wurd er öfters von seinen Brüdern besucht, später nicht mehr. Er starb im Pfarrhause. Geboren war er in Liebenberg.«
    Ein zweiter Brief bestätigt das in vorstehendem Gesagte: »Der Familie von Arnstedt lag daran, den Rittmeister von A. nicht in eine öffentliche Irrenanstalt gebracht zu sehen; so gab man ihn denn zu dem hiesigen Pastor in Pension. Die Küche der Frau Pastor Drake jedoch soll ihm wenig zugesagt haben, weshalb es oft vorkam, daß er das Essen ohne weiteres zum Fenster hinausschüttete. Bemerkte das eine dem Pfarrhofe gegenüber wohnende, sehr gutmütige Pachtersfrau, so wurd ihm von dieser oder ihrem Töchterchen heimlich ein Töpfchen Kaffee gebracht, wofür er immer sehr dankbar war. Er war ein großer, schlanker Herr von durchaus militärischer Haltung und hing, solang er rüstig war, seinen fixen Ideen mit einer gewissen Energie nach. Auf seinen Spaziergängen sprach er viel vor sich hin, empörte sich über die ›französischen Spitzbuben‹ und fuchtelte dabei mit seinem Stock umher. Begegneten ihm dann Kinder, so wurd er ruhig und gab ihnen kleine Stückchen von seinem Frühstückszucker, den er sich zu diesem Zweck absparte. Hart am Wege, zwischen dem Turm und dem Kirchhofseingang, ist er begraben worden. Ein Denkmal fehlt. Ein Wärter, der ihn bewachte, hatte nur Tagesdienst und ging abends in sein Tagelöhnerhäuschen nach Linum zurück.«
    Das ist alles, was ich von dem schmucken Rittmeister, dem einst verwöhnten Liebling der Rheinsberger Gesellschaft, erfahren konnte.
    Wunderbare Wege! Die Hinterlassenschaft der beiden geisteskranken Bredows war unter Fehlern, um nicht zu sagen unter direkten Unzulässigkeiten, aus der Bredowfamilie wegtestiert worden, und der erste, der in den Mitgenuß dieses unter mindestens zweifelhafter Berechtigung angetretenen Erbes eintrat, erlag demselben Los und wurde geistesgestört wie sie »zu Tode gefüttert«.
    Im Hoppenrader Schloß atmete man inzwischen auf, aber nur eine kurze Weile; der Zug gegen Rußland und die

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