Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fünf Schlösser

Fünf Schlösser

Titel: Fünf Schlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
Vom Netzwerk:
brandenburg-preußischen Landen überhaupt.
    Um ebendiese Zeit, oder doch nicht viel später, war es auch, daß er die durch ebendiesen Oheim begonnene Kolonisation von Neuholland beendete.
    Dies, wie schon angedeutet, überaus ersprießliche Werk entging nicht der Aufmerksamkeit König Friedrich Wilhelms I., der, die Bedeutung derartiger Arbeiten erkennend, bald nach seinem Regierungsantritt den Oberjägermeister mit der Entwässerung und Urbarmachung des großen Havelländischen Luches beauftragte. Die sinnreiche Methode, durch welche Samuel von Hertefeld das Gefäll des anscheinend immer waagerecht und geradezu bewegungslos dastehenden Wassers entdeckte, verdient einer besonderen Erwähnung. Bei hohem Wasserstand und an windstillen Tagen befuhr er in einem kleinen Kahn das überschwemmte Luch und streute Papierschnitzel aus. Die Richtung, in welcher die Papierschnitzel mit der Strömung fortschwammen, gab ihm die Richtung des richtigen Gefälles an, und mit Hilfe dieses ebenso einfachen wie sinnreichen Verfahrens entdeckte er den höchsten Punkt, die Wasserscheide der in Frage kommenden Gewässer. Wobei sich's einem unwillkürlich aufdrängt, welche Summen jetzt wohl für die Auffindung dieses Punktes liquidiert werden würden! Auf dem Boden, der durch Abzugsgräben innerhalb des Luchlandes gewonnen worden war, erstand das einträgliche Amt Königshorst , das so wichtig für die ganze Viehwirtschaft der Mark geworden ist.
    Späterhin leitete der Oberjägermeister, unterstützt durch den geschickten Baumeister, Kriegs- und Domainenrat Stolzen, ähnliche Urbarmachungen in Ostpreußen und Litauen.
    In gleicher Weise schöpferisch verfuhr er auf seinem eigenen Grund und Boden. Er gab Liebenberg seine gegenwärtige Gestalt: Herrenhaus, Kirche, Dorf, alles datiert aus seiner Zeit. Insonderheit gilt dies von dem ebenso durch seine Größe wie durch seinen Stil ausgezeichneten Park. Ich komme später darauf zurück.
    Samuel von Hertefeld starb am 16. Januar 1730 zu Liebenberg und wurde den 22. desselben Monats in dem daselbst befindlichen Gewölbe beigesetzt. Ich entnehme diese Daten, im Gegensatz zu davon abweichenden Angaben, dem Liebenberger Kirchenbuche, das zugleich auch seine gesamten Besitz- und Ehrentitel gibt. Er war danach: Ritter des Schwarzen Adlerordens, Oberjägermeister, Geheimer Oberfinanz-, Kriegs- und Domainenrat, clevischer Jägermeister, Drost zu Cranenburg, Waldgraf zu Nergena, Erbherr auf Hertefeld, Weeze, Kolk, Liebenberg, Häsen, Guten-Germendorf, Clevische Häuser, Bergsdorf, Grüneberg, Boetzlaer, Appeldorn und Wenn und Jurisdiktionsherr zu Hoennepel und Nieder-Moermter.
    Wie von Jobst Gerhard, so befindet sich auch von ihm ein gutes Bildnis im Liebenberger Herrenhause.  
Kammerherr Ludwig Casimir von Hertefeld bis 1790
    Aus seiner Ehe mit der Anna Marie Isabella von Wylich zu Boetzlaer waren dem Oberjägermeister Samuel von Hertefeld drei Söhne geboren worden: Friedrich Wilhelm, Ludwig Casimir und Friedrich Samuel. Unter sie wurde das große Erbe verteilt.
    Friedrich Wilhelm (der älteste) erhielt Hertefeld und Kolk.
    Friedrich Samuel (der jüngste) erhielt Häsen und Guten-Germendorf.
    Ludwig Casimir (der mittlere) erhielt Boetzlaer und Liebenberg .
    Nur der Letztgenannte, weil er, neben anderem, auch die Liebenberger Erbschaft antrat, ist für uns von Belang, trotzdem er nur etwa ein Viertel seines Lebens (er bracht es bis auf achtzig Jahre) auf dieser märkischen Besitzung zubrachte.
    Ludwig Casimir wurde 1709 geboren und trat 1728 in das Regiment Gensdarmes, war also noch zwei Jahre lang ein Regimentskamerad Hans Hermanns von Katte. 1743, nachdem er vorher den Ersten Schlesischen Krieg mitgemacht hatte, schied er aus dem Dienst. Abermals sieben Jahre später, 1750, wurd er Kammerherr bei der verwitweten Königin Sophie Dorothee, Mutter Friedrichs des Großen, und blieb in dieser Stellung bis zu deren Tode 1757.
    In diesem letztgenannten Jahre zog er sich aus der Stadt auf seine Besitzungen zurück, zunächst nach Liebenberg , auf dem er alle Verbesserungen fortsetzte, die sein Vater, ein Menschenalter vorher, begonnen hatte. Seine Neigungen, wie die Neigungen beinah aller dem Friderizianischen Hofe nahestehender Personen, lagen vorwiegend nach der literarischen Seite hin, und die Bücherschätze, die sich, trotz mancher durch Krieg und Wetter erfahrenen Unbill, bis diese Stunde noch im Liebenberger Schloß erhalten haben, sind, aller Wahrscheinlichkeit nach, auf die Ludwig Casimirsche

Weitere Kostenlose Bücher