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Fünf Tanten und ein Halleluja

Fünf Tanten und ein Halleluja

Titel: Fünf Tanten und ein Halleluja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Steiner
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kennen uns hier aus. Wir sind im Vorteil. Auch wenn es im Moment nicht so aussieht.
    BERND: Genau. Wir werden es schaffen. Wir werden uns befreien. Und dann schicken wir sie zurück nach Hause. In den Knast, wo sie hingehören.
    BORIS blickt zur Bombe. Dann entdeckt er ein Messer, das auf einem Tisch herumliegt. Gefesselt robbt er hin.
    Heute konnte er den Text. Es würde alles gut gehen. Es konnte gar nichts passieren. Der chaotische Morgen, den er hinter sich hatte, war gar nicht so schlimm gewesen. So hatte er zumindest keine Gelegenheit gehabt, sich in seine Vorsprechängste hineinzusteigern. Er war ganz gelassen. Zuversichtlich. Und er beherrschte den Text.
    Das Casting fand im Herzen von Kreuzberg in einer alten Fabrikhalle statt. Ein großzügiges Ambiente. Hohe Fenster, ein toller Ausblick über die Stadt, freundliche Produktionsmitarbeiter. Das fing schon mal gut an.
    Toni meldete sich am Empfang und wurde in einen Nebenraum geführt, wo die anderen Bewerber bei Kaffee und Keksen auf ihr Vorsprechen warteten. Zu seiner Überraschung war da ein bekanntes Gesicht.
    Â»Richy? Richy Erdmann?«
    Â»Ja. Wundert dich das?«
    Â»Ich dachte, du hättest die Rolle bei ›Herzen in Aufruhr‹ bekommen.«
    Â»Nein, habe ich nicht.«
    Â»Aber …«
    Toni ließ sich neben ihm auf die Couch sinken.
    Â»Sie haben mir keine Begründung gegeben«, meinte Richy. »Aber Frederik Hohenfeld hat mich nach dem Casting mit meiner Freundin im Park getroffen. Da war er auf einmal wie ausgewechselt. Dabei hatte doch vorher alles so gut geklappt.«
    Â»Mit deiner Freundin, sagst du?«
    Â»Ja, wieso?«
    Â»Ach, nichts.«
    Das musste Toni erst mal verdauen. Er hatte geglaubt, dieses Mal nicht gegen Richy antreten zu müssen.
    Die Tür zum Nebenraum wurde geöffnet.
    Â»Vielen Dank und auf Wiedersehen«, hörte Toni jemanden sagen, und im nächsten Moment tauchte Noah Winter auf, bis vor Kurzem noch einer der Stars von GZSZ. Mit anderen Worten: ein Gesicht mit VIP-Faktor.
    Â»Der ist auch hier?«, raunte Toni. »Wie ist das möglich? Ich denke, die haben nur Leute eingeladen, die kein Engagement haben, weil es ja schon nächste Woche losgeht.«
    Richy lächelte. »Du meinst, hier sind nur so Loser wie wir?«
    Â»Keine Ahnung. Aber willst du mir erzählen, einer wie Noah Winter steht ohne Engagement da?«
    Â»Nein. Er hat sein aktuelles Engagement gecancelt.«
    Â»Wie bitte?«
    Â»Die Leute von der Produktion haben ihm wohl große Hoffnungen auf die Rolle gemacht. Sie wollen ein bekanntes Gesicht für ihre Hauptrolle. Also ist Noah kurzfristig aus allen Verträgen raus.«
    Â»Dann hat er die Rolle also schon?«
    Â»Nicht fest, aber so gut wie.«
    Noah Winter ließ den Blick über die Wartenden schweifen und schenkte allen ein perlweißes Siegerlächeln. Dann verschwand er durch die Tür.
    Eine Assistentin tauchte auf.
    Â»Richy Erdmann? Sie sind der Nächste.«
    Er stand auf und schlug Toni freundschaftlich auf die Schulter. »Also dann, Toni. Viel Glück.«
    Toni fand kaum seine Sprache wieder. »Ja … ich … ich dir auch.« Und er sah Richy nach, wie er in den Nebenraum ging und die Tür hinter sich schloss.
    Noah Winter. Tonis Stimmung erreichte einen neuen Tiefpunkt. Vor einem Jahr hatte Toni mal für die Rolle eines Kriminalkommissars vorgesprochen, und die Regisseurin war vollends begeistert gewesen von ihm. »So jemanden wie Sie suchen wir! Sie spielen das perfekt! Und Ihr Gesicht ist wie gemacht für die Rolle! Wirklich: genau das suchen wir!«
    Doch dann hatte sich kurzerhand der Produzent eingeschaltet mit dem Urteil: »Toni Müller hat keinen VIP-Faktor. Tut mir leid, aber wir brauchen jemanden mit VIP-Faktor.« Und am Ende hatte man sich für einen gesichtslosen Assistenzarzt aus einer Krankenhausserie entschieden, der zwar als Typ für die Rolle gar nicht funktionierte, aber eben über Bekanntheit verfügte. Genau wie Noah Winter.
    Das musste Toni erst einmal verkraften. Nach einer Weile öffnete sich die Tür wieder, und Richy kam heraus. Er wirkte angeschlagen. Offenbar war es nicht gut gelaufen für ihn.
    Â»Bitte rufen Sie uns nicht an«, schallte es von drinnen. »Haben Sie verstanden? Wir melden uns bei Ihnen!«
    Richy nickte matt, durchquerte dann den Warteraum, schenkte Toni ein gequältes Lächeln und verschwand.
    Â»Toni

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