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Fünf Tanten und ein Halleluja

Fünf Tanten und ein Halleluja

Titel: Fünf Tanten und ein Halleluja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Steiner
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warten schon auf Sie.«
    Kayla nutzte die Pause und goss sich einen Kaffee ein.
    Â»Ich weiß, es geht mich im Grunde nichts an«, sagte sie. »Aber wer ist denn Tonis biologischer Vater? Lebt der noch?«
    Â»Ja, Tonis biologischer Vater …« Claire seufzte. Dann blickte sie auf, als wäre damit alles gesagt, was es zu dem Thema zu sagen gab.
    Â»Er ist einer der Gründe, weshalb wir damals beschlossen haben, Toni nichts zu sagen«, meinte Helga.
    Â»Wir wissen nicht mal, ob er noch lebt«, sagte Immi. »Er war Schausteller, wissen Sie. Er hatte einen Schießstand auf der Kirmes. Gehörte zum fahrenden Volk.«
    Â»Ein windiger Hund war das«, fügte Kamilla hinzu. »Er sah zwar toll aus, und er hatte auch diese Art selbstbewusste Arroganz, die einen schnell den Verstand verlieren lässt.«
    Â»Aber ihm fehlte es an Herz«, fiel Helga ein. »An Herz und Verstand. Und ein Säufer war er obendrein.«
    Â»Er hat unserem Sabinchen das Herz gebrochen. Und zu allem Überfluss wurde sie auch noch schwanger«, meinte Kamilla. »Damals hat keiner geglaubt, die Ehe würde das überstehen.«
    Â»Von Anfang an war da der Verdacht, das Kind könnte von diesem Mann gezeugt worden sein. Curt hat sich zwar nicht scheiden lassen, obwohl er bestimmt darüber nachgedacht hat, aber er ist seiner Frau von da an aus dem Weg gegangen«, erzählte Helga. »In die innere Emigration sozusagen.«
    Â»Und Sabinchen ist an seiner Seite verhungert, obwohl er sie eigentlich über alles geliebt hat. Aber sein Herz war gebrochen, verstehen Sie, Kayla? Er konnte ihr nicht vergeben«, fuhr Immi fort.
    Â»Dafür hat er Toni mit Liebe überschüttet. In den ersten Jahren jedenfalls. Toni sieht nämlich aus wie seine Mutter, die Ähnlichkeit ist frappierend. Da war es leicht für Curt, sich einzureden, er wäre der Vater.«
    Â»Aber dann kamen diese DNA-Tests auf den Markt. Sie wissen schon, da kann man ein Haar abgeben oder einen Kaugummi, und dann stellen die im Labor fest, ob man der leibliche Vater ist.«
    Â»Und genau das hat Curt gemacht. Dieser Idiot. So bekam er dann die Gewissheit: Toni ist nicht sein Sohn, zumindest nicht in biologischer Hinsicht«, meinte Immi. »Aber wenn ihr mich fragt, war Curt bis zu diesem blöden Test mehr Vater, als die meisten je von sich behaupten können.«
    Â»Aber Curt hat das wohl anders gesehen«, bemerkte Claire. »Er hat sich von Toni zurückgezogen. Genau wie zuvor von Sabinchen.«
    Â»Und die wurde krank, müssen Sie wissen. Sie litt unter starken Depressionen. Zeitweise wurde sie in eine Klinik eingewiesen, dann war sie für Wochen fort. Und Curt weigerte sich, Toni in dieser Zeit zu versorgen. Weil es ja nicht sein Sohn war, wie er uns gegenüber betonte.«
    Â»Toni kam also zu uns, reihum.«
    Â»Wir haben versucht, ihm ein Zuhause zu geben.«
    Â»Er sollte wissen, dass er nicht alleine ist.«
    Â»Aber dann hat sich Sabinchen das Leben genommen. Sie hat sich ein Bad eingelassen und die Pulsadern aufgeschnitten. Und Toni hat sie gefunden, können Sie sich das vorstellen?«
    Â»Danach war er wie ausgewechselt. Er hat sich vollkommen zurückgezogen. Und wir haben eine Entscheidung von Curt gefordert: Entweder kümmert er sich um den Jungen, oder er gibt ihn weg.«
    Â»Nach einigem Zögern hat sich Curt entschieden. Er hat Toni wieder bei sich aufgenommen.«
    Â»Wir hätten mit dem Kind zum Psychologen gehen sollen. Aber damals hat man über so etwas noch nicht nachgedacht. Schon gar nicht in Papenburg.«
    Â»Also haben wir Toni einfach in den Ferien wieder bei uns wohnen lassen. Um ihm ein gutes Zuhause zu geben.«
    Â»Ob das gereicht hat, weiß keiner. Wenn ich mir aber ansehe, wie wenig Toni mit uns zu tun haben will, dann nehme ich mal an … na ja …«
    Es wurde still am Küchentisch. Schließlich lächelte Claire etwas gequält. »So, jetzt kennen Sie die ganze Geschichte.«
    Â»Ich verstehe«, sagte Kayla. »Keine schöne Sache, das alles.«
    Im Treppenhaus polterte es, und dann tauchte Micha im Wohnungsflur auf, wo Ebba ihn herzlich in Empfang nahm. Er trat etwas schüchtern in die Küche und lächelte unbeholfen. Nachdem sich alle vorgestellt hatten, ließ Micha sich schließlich auf einen Stuhl sinken.
    Â»Ich habe überall angerufen, wo er meines Wissens sein könnte, aber

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