Fünf Tanten und ein Halleluja
geschlafen?«
Verlegen murmelten die drei Schwestern etwas Unverständliches, und Helga warf Kamilla, die noch immer hinter der Tür verborgen stand, einen bösen Blick zu. Dann räusperten sie sich dezent und gingen mit erhobenen Köpfen zum Küchentisch zurück, wo ihre Kaffeetassen dampften.
Ebba schloss die Wohnungstür und folgte ihnen.
»Toni ist weg«, sagte Ebba mit belegter Stimme. »Drüben hat ihn auch keiner gesehen.«
Claire schenkte wortlos Kaffee ein. Ebba nahm einen Schluck und starrte vor sich hin.
»Du darfst dir keine Vorwürfe machen, Ebba«, sagte Immi schlieÃlich.
Doch ihre Schwester schien sie gar nicht zu hören.
»Ich habe versagt«, meinte Ebba. »Auf ganzer Linie versagt. Der Plan ist gescheitert.«
»Ach was, das muss nicht so sein«, meinte Immi.
»Was soll denn noch passieren? Wie könnte es jetzt noch schlimmer werden?«
»Na gut, vielleicht sieht es gerade nicht toll aus, Ebba, aber â¦Â«
»Nein, Immi. Wir wollten Toni zurück in die Familie holen, deshalb sind wir hier. Wir wollten, dass er sich mit Curt versöhnt. Damit es so wird wie früher, bevor Curt diesen verfluchten Vaterschaftstest gemacht hat, als wir alle noch eine groÃe Familie waren, die zusammengehalten hat.«
Claire schluckte ihren Kommentar dazu herunter.
Als wenn dieser DNA-Test schuld gewesen wäre. Es war doch vorher schon alles in Unordnung geraten, auch wenn sie da noch versucht hatten, es zu überspielen. Tonis Mutter hatte schon lange unter Depressionen gelitten, und die Ehe zwischen ihr und Curt war aus den Fugen geraten. Und im Prinzip hatten sie längst geahnt, was später durch den Test zur Gewissheit geworden war: dass Toni das Produkt einer auÃerehelichen Affäre seiner Mutter war.
»Toni hat gestern Abend erfahren, was er niemals hätte erfahren dürfen«, sagte Ebba niedergeschlagen. »Und jetzt hasst er uns dafür.«
»Er hasst uns doch nicht«, sagte Immi mit Nachdruck.
»Wenn doch Curt nur nicht so stur gewesen wäre«, meinte Ebba. »Er hat den Jungen über alles geliebt, genau wie seine Frau. Warum musste er dieses Testergebnis so wichtig nehmen? Das wäre doch gar nicht nötig gewesen. Keiner hätte erfahren müssen, was ohnehin nicht zu ändern ist. Immer dieser Drang, alles wissen zu wollen. Das ist doch grässlich.«
Sie redete sich in Rage. »Und überhaupt. Jetzt sitzen wieder alle da und lecken ihre Wunden. Wer hat denn da was von? Mit einem bisschen guten Willen hätte sich von Anfang an alles regeln lassen. Wenn nur alle nicht immer so selbstsüchtig wären.«
Typisch Ebba, dachte Claire. Als wäre das die Lösung für alles: Jeder muss sich nur am Riemen reiÃen, seine Probleme ignorieren und so tun, als wäre alles in bester Ordnung. Denn mit einem bisschen Disziplin hat bislang noch alles funktioniert.
»Und jetzt sind wir mit unserm Plan grandios gescheitert.« Ebba sank tief in ihren Stuhl. »Wir können hier nichts mehr tun. Wir sollten unsere Sachen packen und aus Tonis Wohnung verschwinden. Vielleicht sieht ja alles anders aus, wenn ein bisschen Gras über die Sache gewachsen ist.«
Schweigen senkte sich über den Küchentisch. Alle waren so beeindruckt von Ebbas Worten, dass Claires Kommentar wie eine Granate wirkte, die in der Stille hochging.
»Verflucht, Ebba! Einen Teufel werdet ihr tun!«
Danach wurde es so still wie vorher, nur starrten alle Claire an.
»Wenn ihr jetzt aufgebt«, sagte Claire nach einer Weile, »dann habt ihr mit diesem Besuch tatsächlich alles nur schlimmer gemacht. Und Toni ist für alle Zeit verloren. Glaubt mir, wenn wir jetzt gehen, dann wird er nie wieder ein Teil der Familie sein.«
Keine ihrer Schwestern erwiderte etwas, und sie fuhr fort: »Wisst ihr, ich war von Anfang an skeptisch, was diesen Plan angeht. Aber gut, ihr wolltet das unbedingt machen, und da habe ich mich nicht quergestellt. Aber jetzt, wo alles in Scherben liegt, da werdet ihr euch nicht einfach davonmachen, hört ihr? Jetzt bringen wir die Sache auch wieder in Ordnung.«
Ebba fixierte sie, aber Claire konnte ihren Blick nicht deuten. Ihr kam es vor, als spielten sie Poker. Keine durfte wissen, was die andere für ein Blatt hatte.
»Aber wie sollen wir das machen?«, fragte Immi. »Toni will doch nichts mehr von uns wissen. AuÃerdem fährt heute
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