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Fünf Tanten und ein Halleluja

Fünf Tanten und ein Halleluja

Titel: Fünf Tanten und ein Halleluja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Steiner
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er war noch gar nicht richtig wach.
    Â»Ã„hm … ich?«
    Â»Mit wem rede ich wohl?«
    Lutz sah sich verstört um. Doch Kayla war nicht mehr da, und Micha saß mit den anderen am Tisch und beachtete ihn nicht. Keiner würde ihm helfen. Er war allein mit dieser Frau.
    Â»Oder ist Ihnen Ihr Mitbewohner egal?«
    Haltung. Du musst Haltung annehmen. Sitz aufrecht. Und lächle.
    Â»Natürlich nicht.«
    Â»Dann machen Sie sich irgendwie nützlich.«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Und wartete.
    Â»Jetzt!«, bellte sie.
    Â»Ja.« Er sprang auf. »Ja.« Ein leichter Schwindel. »Ja, ich mache mich nützlich.«
    Dann stolperte er los. Erst mal raus hier. Sein Zimmer war voller Koffer, dort konnte er nicht hin. Also floh er weiter, durch den Flur und dann in Kaylas Wohnung. Das war gut. Kaylas Wohnung war neutrales Terrain. Dort würde Tante Ebba ihn nicht suchen. Er warf die Tür hinter sich ins Schloss.
    Es wurde still. Er atmete durch.
    Â»Mensch, Toni«, stieß er aus. »Hauptsache, du tauchst bald wieder auf.«
    Kayla riss die Tür auf und betrat Tonis Küche.
    Â»Ich hab ihn!«
    Damit hatte keiner gerechnet. Alle starrten sie an. Sprachlos und voller Bewunderung.
    Kayla sonnte sich für ein paar Sekunden auf dem Feld ihres Sieges. Dann warf sie sich die Lederjacke über, nahm ihren Motorradhelm und steuerte die Tür an.
    Â»Ich werde ihn herschaffen«, sagte sie. »Ich bin bald wieder da.«
    Â»Aber …« Ebba war völlig durcheinander. Ihre Souveränität war für den Moment wie weggeblasen. Noch ein Sieg für Kayla. »Wie haben Sie das geschafft?«
    Eigentlich wollte Kayla es ja für sich behalten, aber die Versuchung war zu groß. Sie brauchte mehr von diesem süßen Gift. Gleich würden sie alle anhimmeln.
    Â»Ach, das war keine große Sache«, sagte sie lässig. »Ich habe einfach sein Handy orten lassen.«
    Die Blicke allein waren ihr Belohnung genug.
    Â»Ein Kumpel von mir ist bei der Polizei«, erklärte sie. »Der hat das für mich arrangiert.«
    Â»Aber darf der das denn so einfach? Ohne richterlichen Beschluss?« Das war Micha. »Das geht doch gar nicht.«
    Na toll. Irgendjemand hatte doch immer was zu mäkeln.
    Â»Und wenn schon. Ist doch nicht mein Problem. Das war ganz leicht, ihn zu überreden. Und wichtig ist ja auch nur, dass wir jetzt wissen, wo Toni ist.«
    Helga rief: »Darf ich mitkommen?«
    Â»Sorry, Helga, aber auf dem Motorrad ist nur Platz für zwei. Und ich muss Toni auf dem Rückweg mitnehmen.« Sie zwinkerte ihr zu. »Aber wenn Sie wollen, drehen wir später noch eine Runde, bevor Sie nach Papenburg zurückmüssen.«
    Â»Aber Miss Barnes«, sagte Kamilla. »Was ist, wenn Toni nicht mitkommen will?«
    Kayla zeigte ihre strahlend weißen Zähne. »Glauben Sie mir, Kamilla. Dann werde ich ihn an den Haaren packen und hinter mir her schleifen.«
    Und es gab niemanden im Raum, der das anzweifelte.

8. Kapitel
    Toni war völlig ausgehungert. Er schlurfte an Cafés und Frühstückslokalen vorbei und schielte mit wässrigem Mund durch die Fenster. Seine blöde Brieftasche lag noch in der Wohnung. Er hatte nichts dabeigehabt, als er gestern die Flucht ergriffen hatte. Kein Geld, keine Zahnbürste und schon gar keine Kleidung zum Wechseln.
    Und so sah er jetzt auch aus.
    Sein T-Shirt war bereits gestern nicht mehr ganz taufrisch gewesen, aber er hatte sich gedacht: Egal, für einen Tag geht es schon. Er hatte es eben unbedingt beim Casting tragen wollen, und jetzt hatte er auch noch darin geschlafen. Doch am schlimmsten war der Hunger. Einen kurzen Moment hatte er überlegt, ob er sich nicht irgendwo ein Frühstück bestellen und nach dem Essen einfach verschwinden sollte, ohne zu zahlen. Aber so, wie er aussah, würde er vielleicht gar nicht bedient werden. Wenn er sich doch wenigstens irgendwo waschen könnte.
    Aber wo? Zu Freunden oder Bekannten konnte er nicht. Die Gefahr, dass seine Tanten ihn dort aufstöbern würden, war zu groß. Und er wollte sie auf keinen Fall mehr sehen, um nichts auf der Welt. Ihr blöder Bus ging heute Nachmittag, bis dahin würde er in Deckung bleiben.
    In diesem Moment fielen ihm zwei aufgetakelte Frauen in einem Straßencafé auf, die sich erhoben, ihre Einkäufe nahmen und auf hochhackigen Sandalettchen davonstöckelten. Toni

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