Fünf Tanten und ein Halleluja
Tür auf, und tatsächlich: Es war Ebba.
»Ihr glaubt nicht, was mir alles passiert ist«, sagte sie. »Aber das Wichtigste zuerst: Ich habe Immis Handtasche gefunden.«
Als sie in die Küche trat, war sie völlig erstaunt, Immi am Küchentisch zu sehen. »Ich dachte, du steckst in Gott weià was für Schwierigkeiten! Wenn ich gewusst hätte, dass du hier herumsitzt und gemütlich plauderst! Also wirklich.«
Ebba war nämlich den ganzen Nachmittag am Hermannplatz herumgeirrt. In ihrer eigenen Handtasche hatte sie ein Gruppenfoto gefunden von einem Ausflug, den die Schwestern im Frühjahr gemacht hatten. Sie hatte Immi mit einem Kugelschreiber umkringelt, war damit von Marktstand zu Marktstand gelaufen und hatte es jedem unter die Nase gehalten. Doch keiner konnte sich erinnern, sie gesehen zu haben. Erst als sie die umliegenden Geschäfte abgeklappert und mit einem Teppichhändler gesprochen hatte, kam Licht in die Sache. Immi war offenbar bei ihm eingebrochen â weshalb auch immer â und danach von der Polizei festgenommen worden. Auf dem Weg zur Polizeiwache war Ebba noch einmal über den Hermannplatz gegangen und war dabei förmlich über Immis Handtasche gestolpert. Das Geld war natürlich weg gewesen, aber die Unterlagen für Toni waren alle noch drin.
»Auf der Polizeiwache hat man mir gesagt, du seiest nicht mehr da, Immi. Also bin ich weiter zum Zoo gefahren, aber auch da war keiner mehr, und dann dachte ich, am besten probiere ich es hier. Und meine Beine tun mir weh, ihr macht euch keine Vorstellung. Ich hab doch schon wieder Wasser in den Beinen, und dann bin ich den ganzen Tag in der Stadt unterwegs auf der Suche nach euch. Das hat mir fast den Verstand geraubt. Und alles nur, Immi, weil du mich ohne ein Wort hast stehen lassen. Dabei verschwendet keine von euch auch nur einen Gedanken daran, wo ich abgeblieben sein könnte.«
»Aber warum haben Sie Ihr Handy denn nicht aufgeladen?«, fragte Lutz. »Dann hätte es doch überhaupt keine Probleme gegeben.«
Ebba fixierte ihn. Sieh an, dieser Dreikäsehoch hatte also auch noch eine Meinung.
»Ach, Sie sind auch hier? Ich muss Sie wohl übersehen haben. Sie arbeiten doch angeblich in der Gastronomie. Wäre das dann jetzt nicht die Zeit für Sie?«
Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte sie sich wieder den Schwestern zu. »Wie auch immer«, seufzte sie. »Wir sollten das Gute an der Sache sehen. Jetzt, wo wir den Bus verpasst haben und bis morgen bleiben müssen, können wir die Zeit nutzen und mit Toni sprechen. Vielleicht bringen wir die Sache ja doch noch in Ordnung. Ist der denn inzwischen wieder aufgetaucht?«
Betretenes Schweigen am Tisch.
»Was ist los? Habt ihr ihn nun gesehen oder nicht?«
Kamilla und Helga wechselten schuldbewusste Blicke.
»Also, das war so â¦Â«, begann Kamilla.
»Na ja, Toni war halt hier â¦Â«
»Toni war hier?«, rief Ebba. »In der Wohnung?«
»Genau. Wir haben ihn aber nicht gesehen.«
»Er war hinter uns in der Tür.«
»Und dann hat er uns belauscht.«
»Belauscht?«, fragte Ebba. »Ja, und weiter?«
»Toni hat gehört, wie wir über Curt gesprochen haben.«
»Dass Curt niemals auf ihn zukommen würde und dass Toni den ersten Schritt machen muss.«
»Und dann haben wir gesagt, dass wir Toni dazu bringen müssen, auf Curt zuzugehen, weil Curt die ganze Geschichte noch nicht verarbeitet hat.«
»Na ja, und jetzt denkt er, diese Reise hat gar nichts mit ihm zu tun, sondern wir haben das nur wegen Curt gemacht.«
»Und er ist uns dabei völlig egal.«
Ebba konnte es nicht fassen. »Aber was redet ihr denn auch für einen Unfug? Da muss ja ein völlig falsches Bild entstehen.«
»Wir haben ihn ja nicht gesehen.«
»Wir dachten, wir wären alleine.«
Ebba dachte nach. So einfach wollte sie sich nicht geschlagen geben. Bisher war sie noch immer an Herausforderungen gewachsen.
»Das soll uns nicht daran hindern, die Sache in Ordnung zu bringen«, sagte sie. »Ganz im Gegenteil. Jetzt müssen wir es erst recht angehen.«
»Aber wie willst du das machen?«, fragte Claire.
»Ganz einfach.« Ebba stand auf und nahm sich das Schnurlostelefon. »Curt muss her.«
Während sie nach nebenan ging, um in Ruhe mit ihm zu sprechen, blieben die anderen in der Küche zurück. Claire setzte sich in
Weitere Kostenlose Bücher