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Fünf Tanten und ein Halleluja

Fünf Tanten und ein Halleluja

Titel: Fünf Tanten und ein Halleluja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Steiner
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einen Sessel. Immer wieder drifteten ihre Gedanken zu Rainer. Was, wenn es ein Zeichen ist?, fragte sie sich. Wenn das Schicksal sie nicht ohne Grund in Berlin hatte stranden lassen?
    Obwohl Ebba nebenan telefonierte, war ihre Stimme so laut, dass in der Küche kein Gespräch mehr möglich war.
    Â»Nein, Curt, jetzt hörst du mir mal zu! Natürlich ist Toni dein Sohn. Du hättest diesen blöden Test niemals machen sollen … Ach, Unsinn. Für uns hat sich danach nichts geändert. Überhaupt nichts. Toni gehört zur Familie, wie jeder andere auch … Ja, ja, ja. Lüg dir ruhig in die Tasche … Nein, Curt. Weißt du eigentlich, was du dem Jungen damals angetan hast? Er brauchte seinen Vater, besonders nach Sabines Tod. Aber du warst viel zu sehr mit dir selbst beschäftigt! … Meine Güte, Curt! Du mit deiner verfluchten Starrsinnigkeit! Wen willst du denn bestrafen? Dich selbst? … Nein, Curt, du hörst mir mal zu! Du setzt dich jetzt in dein Auto und … Curt! Verflucht noch mal, ich befehle dir jetzt … Curt! … Curt?«
    Offenbar war das Gespräch zu Ende. Ebba kehrte zurück, das Gesicht zur Faust geballt, und legte das Telefon zurück auf den Tisch. Keiner wagte etwas zu sagen. Sie wandte sich ab und ging wieder nach nebenan.
    Verunsicherte Blicke wurden gewechselt.
    Â»Ich geh schon«, sagte Claire. »Wartet hier.«
    Sie klopfte zaghaft an die Tür und trat ein. Ebba saß auf dem Sofa, die Arme eisern verschränkt und den Blick starr zu Boden gerichtet.
    Â»Was hat er gesagt?«, fragte Claire vorsichtig.
    Â»Ach! Dieser Sturkopf!«
    Â»Er kommt also nicht?«
    Â»Nein. Er badet lieber in Selbstmitleid. Idiot.«
    Ebba atmete tief durch. Dann raffte sie sich auf.
    Â»Na, was soll’s. Gehen wir wieder nach nebenan. Das bringt ja nichts, wenn ich hier sitze und schmolle. Wir sollten uns besser überlegen, wie wir zurück nach Papenburg kommen.«
    Â»Warte, Ebba. Ich würde gerne mit dir reden.«
    Â»Was gibt es denn?«
    Claire setzte sich zu ihr. Es kostete sie einige Überwindung, das Thema anzusprechen. »Ich hab heute Rainer gesehen.«
    Ebba blickte sie erstaunt an. Sie schwieg. So, wie seit Jahrzehnten alle zu diesem Thema geschwiegen hatten.
    Â»Nicht ihn selbst«, schob Claire hinterher. »Aber sein Haus. Ich hatte gar keine Kopfschmerzen. Henrik hat seine Adresse im Internet ausfindig gemacht, und dann sind wir hingefahren. Ich … ich hab mich nicht getraut zu klingeln.«
    Claire dachte nach. Wie formulierte sie das jetzt am besten? Wie konnte sie Ebba klarmachen, was ihr durch den Kopf ging?
    Â»Geh zu ihm«, sagte Ebba.
    Â»Wie bitte?«
    Â»Geh zu ihm.« Sie lächelte. »Wir kommen hier heute eh nicht mehr weg. Frühestens morgen Vormittag fahren wir zurück nach Papenburg.«
    Â»Aber Toni …«
    Â»Toni will nichts mehr von uns wissen. Und Curt hat sich dagegen entschieden hierherzukommen. Was sollst du hier mit uns rumsitzen und jammern? Fahr zu Rainer. Soll ich dich hinbringen?«
    Â»Nein.« Ihr Herz klopfte bis zum Hals. »Nein, ich fahre alleine. Sagst du den anderen, ich hätte mich hingelegt? Ich will nicht … falls … du weißt schon. Sie sollten dann nichts davon erfahren.«
    Ebba nickte. »Soll ich wirklich nicht mitkommen?«
    Â»Nein. Ich muss das alleine machen.«
    Â»Gut. Dein Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben.«
    Claire stand auf. Ihr wurde schwindelig.
    Â»Falls …«, begann Ebba. »Na ja, du weißt schon. Bitte ruf mich an, damit ich dich abholen kann. Versprichst du mir das?«
    Â»Das verspreche ich. Danke.«
    Claire nahm all ihren Mut zusammen. Dann warf sie Ebba ein Lächeln zu, schlich durch den Flur und verschwand zur Tür hinaus, ohne dass jemand aus der Küche sie bemerkte.
    Ebba kehrte in die Küche zurück. Alle betrachteten sie.
    Â»Curt kommt nicht«, sagte sie. »Dieser sture Hund gibt einfach nicht nach.«
    Â»Das haben wir uns schon gedacht«, erwiderte Helga. »Da kann man wohl nichts machen.«
    Â»So ist es«, meinte Ebba. »Wir sollten uns überlegen, wie wir nach Hause kommen. Vielleicht können wir morgen mit dem Zug fahren.«
    Â»Ich könnte im Internet für euch nachsehen«, bot Micha an.
    Ein Telefon klingelte. Kayla sprang auf. »Das ist meins.« Dann drehte sie den anderen den Rücken zu und nahm das

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