Fünf wünschen Ihren Tod
sich
gleichzeitig zur Bar hin, gegen die sich Brogan bequem lehnte, ein Glas in der
Hand.
»Sie — wissen eine Lösung?« Pérez grinste ihn in offener Verachtung an. »Was schlagen Sie
denn vor, mein Freund — daß wir eine weitere Flasche öffnen und uns alle
betrinken?«
»Lee, Darling«, sagte Zelda in
besänftigendem Ton, »dies hier ist wirklich eine schreckliche Situation, und es
nützt nichts, wenn Sie...«
»Ich habe gesagt, ich habe
einen Ausweg in petto«, unterbrach Brogan sie kurz und fuhr dann, ohne auf ihr
verdutztes Gesicht zu achten, fort: »Wissen Sie, wieviel Uhr es ist?«
Cortney blickte automatisch auf seine
Uhr. »Fünf nach drei — aber was hat das damit zu tun?«
»Fünf nach drei«, wiederholte
Brogan. »Das bedeutet meiner Schätzung nach, daß Zelda die Leiche etwa um zwei
Uhr dreißig entdeckt hat — vielleicht ein paar Minuten später?«
»Absolut logisch«, sagte Hugo
mit schwerfälliger Ironie. »Vermutlich ein Fortschritt gegenüber der Logik des
Generals. Haben Sie dem noch weitere funkelnde Geistesblitze hinzuzufügen, Mr.
Brogan?«
»Ja.« Brogan löste sich von der
Bar, blieb leicht schwankend stehen, ein Ausdruck von Arroganz oder auch von Tapferkeit
auf dem Gesicht — es war schwer zu entscheiden, was von beidem es war.
»Sie sind alle so verdammt
beschäftigt damit gewesen, sich den Mund fußlig zu
reden, daß Sie sich gar keine Zeit zum Nachdenken gelassen haben«, sagte er
ruhig. »Wie, wenn Zelda nun gar nicht um zwei Uhr dreißig morgens in Harrys
Zimmer gegangen wäre? Wie steht’s damit, meine schnellredenden, aber
einfältigen Freunde? Dann würde die Leiche erst viel später gefunden werden —
sogar sehr viel später. Stimmt’s?«
Pérez und von Arlsburg starrten einander gereizt an, während sich
Courtney vor echtem Gelächter schüttelte.
»Natürlich!« sagte Nina in
einem Ton, als handle es sich um eine Szene in der Todeszelle, bei der im
letzten Augenblick die Begnadigung des Gouverneurs überbracht wird.
»Sie sind ein Genie, Lee! Wir
brauchen nur so zu tun, als ob die Leiche zumindest nicht vor dem Frühstück
gefunden worden sei — das bedeutet, daß wir Stunden an Zeit gewinnen, bevor die
Polizei gerufen werden muß.«
»Aber trotzdem muß jemand die
Polizei benachrichtigen — ob vor oder nach dem Frühstück«, sagte ich kalt.
»Brogan hat euer Problem nicht gelöst — nur für ein paar Stunden aufgeschoben.«
»Er hat recht«, sagte Pérez
scharf. »Wie steht es damit, Brogan?«
»Auch darauf weiß ich eine
Antwort«, sagte Brogan. In seinen Augen lag ein grimmiges Funkeln, während er
mich ein paar Sekunden lang anblickte.
»Ich weiß für alles einen
Ausweg«, sagte er und grinste.
Diesmal kostete es ihm keine
Mühe, die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Alle starrten ihn
erwartungsvoll, ja sogar respektvoll an in der Hoffnung, er könnte ein weiteres
Kaninchen aus dem Hut zaubern und all ihre Probleme mit einer kurzen, heftigen
Beschwörung beseitigen.
Brogan schien sich ihrer
erwartungsvollen Konzentration nicht bewußt zu sein. Seine Augen hafteten noch
immer in den meinen, und ich war sicher, daß, was ihn anbetraf, nur wir beide
allein im Zimmer waren.
»Ich habe mir alles überlegt«,
sagte er energisch. »Das hier ist eine Situation, die eines Drecksacks vom
heldischen Typ bedarf. Und zu unserem Glück, Ladys und Gentlemen, haben wir heute abend einen solchen Heldentyp-Bastard unter uns.«
»Was, zum Kuckuck, soll dieses
Geschwätz?« fragte Rex verwirrt.
»Er ist betrunken«, sagte Hugo
entschieden.
»Haltet den Mund und hört zu«,
sagte Brogan in scharfem Ton. »Niemand braucht die Leiche vor elf oder zwölf
Uhr mittags zu finden. Das läßt uns acht bis neun Stunden Spielraum. Ja?«
»Das haben Sie bereits
festgestellt«, sagte Ramón ungeduldig. »Aber diese gewonnene Zeit ist wertlos —
«
»Es sei denn, wir benutzen Sie,
um den Mörder zu finden«, unterbrach ihn Brogan mit einer erbarmungslosen
Energie, die ich nie bei ihm vermutet hätte.
Selbst Pérez war vorübergehend
erschüttert. »Ja«, murmelte er vage. »Ja, natürlich. — Aber wie?«
»Ich habe es doch bereits
gesagt«, knurrte Brogan, »es bedarf dazu eines Bastards vom Typ Held — wir
können uns nicht leisten, die Polizei hinzuzuziehen, also müssen wir das
Nächstbeste tun.«
»Und das wäre — ?« brummte
Hugo.
»Er!« Brogan hob mit einer
dramatischen Geste den Arm und wies auf mich.
»Sie sind wieder blau, Freund«,
sagte
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