Fünf wünschen Ihren Tod
würde — einen schnellen, sauberen und endgültigen Ausweg ohne
jede Reue.«
»Sie meinen — Selbstmord?«
platzte Nina mit nervöser Stimme heraus.
»Natürlich meint er
Selbstmord«, sagte Hugo irritiert. »Aber was, wenn der Mörder sich nun in
diesem Punkt nicht so verhält, wie Sie erwarten, Brogan?«
Ein plötzlicher Strahl der
Erkenntnis ließ Ramón Pérez’ Augen in innerem Licht erstrahlen. »Darauf weiß
ich eine Antwort«, sagte er eifrig. »Wenn dieser Mörder nicht selbst das
Empfinden hat, der beste Ausweg sei Selbstmord, so sollten wir ihm beistehen
und ihm helfen, seine Ansicht zu ändern.«
»Ich dachte mir schon, daß Sie
selber darauf kommen würden«, sagte Lee trocken.
Dann, als ob jemand ein zuvor
verabredetes Zeichen gegeben hätte, drehten mir alle die Gesichter zu.
»Es sieht so aus, als ob Sie
auserwählt worden seien, alter Junge«, sagte Courtney leise.
»Da ist nur noch eine
Kleinigkeit, Darlings«, sagte Zelda mit gelassener Stimme. »Ich weiß, die Idee
ist lächerlich — aber was, wenn der Mörder zufällig Rick selber wäre?«
»Das ist ein sehr guter
Einwand, Zelda«, sagte Brogan begeistert, »und daran habe ich ebenfalls
gedacht. Ich halte den Gedanken gar nicht für lächerlich — im Gegenteil, ich halte
ihn für durchaus möglich.«
Er ließ sich verdammt viel
Zeit, um zur Bar hinüberzugehen und sich ein frisches Glas einzugießen, wobei
ihm bewußt war, daß er alle in atemloser Spannung hielt, einschließlich meiner
selbst. Als sein Glas gefüllt war, drehte er sich um und stützte beide Ellbogen
auf die Bar hinter ihm.
»So, wie ich die Sache ansehe«,
sagte er gelassen, »sind wir hier alle zutiefst gesetzestreue Bürger und
wollen, daß in dieser schwierigen Situation der Gerechtigkeit Genüge getan
wird. Nicht wahr? Wir haben bis spätestens mittags der Polizei den Mord zu
melden, und somit ist das für Holman die äußerste
zeitliche Grenze, den Mörder oder die Mörderin herauszufinden, einschließlich
ausreichenden Beweismaterials, um uns von seiner — oder ihrer — Schuld zu
überzeugen.«
»Und wenn er es nicht schafft?«
sagte Hugo schnell.
»Dann ist vermutlich er der
Auserwählte«, sagte Brogan mit ausdrucksloser Stimme,
»In diesem Fall«, sagte Ramón
und grinste in schierem Entzücken, »wird es mir ein Vergnügen sein, Holman persönlich dazu zu überreden, sich das Elend des
Wartens auf seinen Prozeß und die unvermeidliche Hinrichtung zu ersparen. Sie
haben sich so gut ausgedrückt, Mr. Brogan. Ja, ich erinnere mich: schnell,
sauber und endgültig — ohne jede Reue.«
Der Ausdruck schadenfrohen
Triumphs auf Lee Brogans Gesicht war ungeteilt und unverhüllt, als er erst auf
seine Uhr blickte und dann mich anstarrte.
»Viertel nach drei«, sagte er
mit straffer Stimme. »Sie haben Zeit bis Mittag, mein Herzensjunge, um Zelda zu
zeigen, wie ein echter tatendurstiger Held und Dreckskerl handelt.«
SIEBENTES KAPITEL
I ch war angeschmiert, aber auch
diese Erkenntnis war kein Trost. Wenn ich noch irgendwelche Zweifel gehegt
hätte, so hätte ein Blick in ihre Gesichter gereicht, um sie schnell zu
zerstreuen. Brogan hatte ihnen ein Opfer beschafft, und sie waren verdammt
dankbar dafür, daß ich dieses Opfer war. Keiner von ihnen würde mich aus dieser
Rolle entlassen.
»Ich hätte noch einen kleinen
Vorschlag zu machen«, sagte Ramón mit geschmeidiger Stimme. »Es besteht die
Möglichkeit, daß Holman den Versuch unternimmt, sich
seinen Verpflichtungen zu entziehen, indem er entweder vorzeitig bei der
Polizei anruft oder aus dem Haus selbst zu entfliehen trachtet. Ich glaube, es
wird sicherer sein, wenn Colonel Valero während
seiner Ermittlungen ständig an seiner Seite bleibt.«
» Sí , General.« Valero nahm den Befehl höflich zur Kenntnis. Seine
Hand glitt unter seiner Jacke hervor, die Pistole zwischen den Fingern. »Es
wird mir ein Vergnügen sein, dafür zu sorgen, daß Ihre Befehle befolgt werden.«
Zelda ließ sich wieder in ihrem
Stuhl nieder, sichtbar entspannt, und schlug so achtlos die Beine übereinander,
daß der Morgenrock zum Teil aufklaffte. Aber im Augenblick hätte es eine Menge
anderer Dinge bedurft als der Anblick der Roxaneschen Beine, um mich abzulenken.
»Was sollen wir tun, Rick,
Darling?« Sie ließ mir ein süßes Lächeln zukommen, das völlig frei von Bosheit
war. »Nun, da abgemacht ist, daß du den Mörder des armen Harry finden sollst,
ist es meiner Ansicht nach nur fair, daß wir
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