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Fünf wünschen Ihren Tod

Fünf wünschen Ihren Tod

Titel: Fünf wünschen Ihren Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ermordet«, sagte ich.
    Ihr Gesicht wurde plötzlich nüchtern.
»War Miss Roxane deshalb so begierig darauf, mich aus dem Wohnzimmer zu
entfernen?«
    »Deshalb waren alle so begierig
darauf, Sie aus dem Wohnzimmer weg zu haben«, sagte ich. »Die Zeit reicht jetzt
nicht für alle Einzelheiten, Jan. Sie ziehen sich am besten an — und bleiben in
meiner unmittelbaren Nähe. Trauen Sie keinem der Leute im Wohnzimmer unten.«
    »Ich weiß eigentlich nicht,
weshalb ich Ihnen trauen soll, Mr. Holman «, sagte sie
nachdenklich. »Wenn ich mit Ihnen allein bin, beleidigen Sie mich nur — und
wenn sonst noch jemand auftaucht, bekomme ich immer die Kleider vom Leib
gerissen. Wie erklären Sie das, he?«
    »Vielleicht glauben alle Leute,
Sie trügen eine verborgene Waffe mit sich herum«, sagte ich. »Und sie haben
natürlich recht damit. Um Himmels willen, ziehen Sie sich endlich etwas an —
ich bin bereits zu lange von diesem Wohnzimmer weggeblieben.«
    »Würde es Ihnen etwas
ausmachen, sich umzudrehen?« fragte sie mit zaghafter Stimme. »Es macht mir
nicht soviel aus, wenn alles im Zug meiner Pflichterfüllung
geschieht, aber dies wäre doch gänzlich unmotiviert. Nicht wahr?«
    Ich wandte gehorsam das Gesicht
der Tür zu. »Was geschah, nachdem Tighe das Zimmer
verlassen hatte?«
    »Nachdem Tighe ...?
Oh — ich verstehe, wir sind wieder bei den Fragen.«
    Hinter mir ertönte ein
faszinierendes Rascheln, gefolgt von zwei dumpfen Plumpsern ,
und es bedurfte all meiner Willenskraft, um nicht einen flüchtigen Blick über
meine Schultern zu werfen.
    »Ich kann diese Dinger nie auf
graziöse Weise anziehen.« Jans Stimme klang ein wenig atemlos. »Es endet immer
damit, daß ich wie ein Känguruh im Zimmer
herumhüpfe.«
    »Nachdem Tighe das Zimmer verlassen hatte?« wiederholte ich mit finsterer Stimme.
    »O ja. — Ah, jetzt geht es. —
Nun, ich hatte mein Glas noch nicht leer getrunken, und so dachte ich, ich
könnte ruhig noch eine Weile sitzen bleiben und es mit Genuß zu mir nehmen.
Aber dann begann Lee Brogan wie ein Wilder auf mich einzureden, und ich änderte
meine Absicht.«
    »Was hat er denn gesagt?«
    »Dreckiges Geschwätz — über Sie
und Miss Roxane — , daß Sie beide im Augenblick oben in ihrem Zimmer seien. Sex
ist prima, und es macht mir nichts aus, wenn man gesprächsweise Spaß damit
macht — aber das war gräßlich. Rick — Brogan ist kein normaler Mensch, und das
ist eine menschenfreundliche Beurteilung.«
    »Sie verließen also das
Wohnzimmer und kamen hier herauf?« warf ich ein.
    »Nein, Mr. Holman .
Ich hatte das Bedürfnis nach frischer Luft und machte einen Spaziergang, und es
war eine solch schöne Nacht, daß ich immer weiter und weiter ging. Als ich ins
Haus zurückkehrte, war das Wohnzimmer leer, und so ging ich sofort hier herauf.
Aber gesehen habe ich schon etwas.«
    »Was denn?«
    »Sie können sich jetzt
umdrehen.«
    Sie war damit beschäftigt, den
Kaschmirpullover über der Taille glatt zu streichen. Er war blaßgelb und stand in hübschem Kontrast zu den maßgeschneiderten, hautengen
mitternachtsblauen Ranchhosen .
    »Als ich eben den Korridor
entlangging, erblickte ich Miss Farson vor mir. Sie
trug diese sittsame Nylonkombination, die sie auch unten angehabt hat, und
schlich auf Zehenspitzen. Dann klopfte sie an jemandes Tür und trat ins Zimmer.
Hat das etwas zu bedeuten, Mr. Holman ?«
    »Sie haben sich oben an der Tür
nach rechts gewandt, und Nina war vor Ihnen?« fragte ich.
    »Stimmt«, bestätigte sie.
    »Und sie hat an die zweite Tür
geklopft — die zufällig zu meinem Zimmer führt«, sagte ich düster.
    »Himmel!« Ihre Stimme klang
eisig. »Sie haben heute aber eine arbeitsame Nacht, Mr. Holman .
Nicht?«
    »Nina bat mich um einen
Gefallen, den ich ihr nicht tun konnte«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Und deshalb
ist sie...«
    »Warten Sie einmal!« sagte Jan
aufgeregt. »Vielleicht war es überhaupt Miss Farson ,
die die arbeitsame Nacht hinter sich hat. Es war gar nicht das zweite Zimmer, in das ich sie
gehen sah — sie ging wesentlich weiter den Korridor entlang.« Sie schloß
plötzlich die Augen und begann laut zu zählen. »Drei — vier — fünf, das ist es:
fünf!«
    »Die fünfte Tür am Korridor —
sind Sie da sicher?« fragte ich eifrig.
    »Ich gebe Ihnen Brief und
Siegel, daß...«
    »Kommen Sie.« Ich ergriff ihre
Hand und zog sie auf die Tür zu. »Ich müßte schon lange wieder im Wohnzimmer
sein. Aus irgendeinem merkwürdigen Grund traut mir auch

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