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Fünf wünschen Ihren Tod

Fünf wünschen Ihren Tod

Titel: Fünf wünschen Ihren Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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mit diesem Pyjamaoberteil. Würden
Sie mir bitte heraushelfen?« Sie drehte ihm den Rücken zu und blieb
erwartungsvoll stehen.
    » Paraiso «, sagte Valero heiser.
    Er umfaßte mit beiden Händen
fest ihre Taille und schob das Pyjamaoberteil langsam über ihre Schultern
hinauf. Jan wand sich, um ihm behilflich zu sein, bis schließlich erst ihr Kopf
und dann ihre Arme wieder erschienen.
    »Vielen Dank, Colonel«, sagte
sie mit weicher Stimme. »Ich weiß Ihre Hilfsbereitschaft zu schätzen.« Dann
drehte sie sich mit einem Ausdruck ungekünstelter Unschuld auf dem Gesicht um, und
seine Augen quollen bei dem in dieser Nacht zweiten und wesentlich intimeren
Blick ins Paradies hervor.
    » Magnifico !« brachte er mit erstickter
Stimme heraus. Und wenn der Himmel in diesem Augenblick eingefallen wäre, so
hätte er das nicht einmal bemerkt.
    Ich glitt zwei Schritte zurück,
holte mit der rechten Hand weit aus, drehte mich auf dem Absatz und verpaßte ihm einen Nackenschlag. Einen Augenblick des
Entsetzens lang schwankte er nur, und ich hatte das fürchterliche Gefühl, mir
wegen nichts und wieder nichts die Hand gebrochen zu haben — aber dieser
Augenblick ließ Jan ausreichend Zeit, um zur Seite zu treten. Und gleich darauf
verlor er das Gleichgewicht und krachte auf den Boden.
    »Sie haben ihn umgebracht«,
sagte sie ängstlich.
    »Ach, zum Teufel«, knurrte ich
und wedelte heftig mit meiner Hand in der Luft herum. »Ich habe mir jeden
einzelnen Knochen meiner Hand gebrochen, das habe ich getan. Mehr noch, ich
glaube, Sie waren drauf und dran, die Situation zu genießen.«
    »Reden Sie keinen Unsinn«,
fauchte sie. »Ich fühle mich scheußlich, den armen Mann auf diese Weise zu
verführen. Und er ist so hübsch und charmant mit dieser himmlischen Narbe und
allem anderen.«
    Ich trat schnell zu Valero , und irgendwo geriet sie mir in den Weg, so daß wir
sanft zusammenprallten. Als ich ein kleiner Junge gewesen war, war ich einmal
gegen eine Backsteinmauer gerannt, aber so wie dies hatte sich das damals nicht
angefühlt. Wenn ich es mir recht überlegte, hatte sich überhaupt noch nie in
meinem Leben etwas derartig angefühlt. Ein schneller Blick nach unten ließ mich
fest die Augen schließen. Nicht jedem Mann ist es gegeben, während seines
irdischen Lebens in so engen Kontakt mit dem Paradies zu treten. — Und an Valero konnte man ja auch sehen, was einem selbst bei einem
Blick aus dem doppelten Abstand zustoßen kann.
    »Wenn Sie bitte Ihr
Pyjamaoberteil überziehen würden, Süße«, sagte ich mit erstickter Stimme, »dann
könnte ich mich vielleicht darauf konzentrieren, diese Pistole aus der Tasche
des Colonels zu ziehen, bevor er wieder zum Leben erwacht und uns beide über
den Haufen schießt.«
    »Entschuldigung!« Sie kicherte
unbeherrscht, und ich spürte die Erschütterung an meiner Brust. »Bei all der
Aufregung habe ich völlig vergessen...« Ihre Stimme klang für ein paar Sekunden
gedämpft und wurde dann plötzlich wieder klar. »Okay — Sie können Ihre Augen
wieder öffnen, Sie Feigling.«
    Nachdem das Oberteil wieder an
seinem Platz saß, gab es keinerlei Ablenkung mehr. Ich kniete neben Valero , nahm ihm die Pistole aus der Jackentasche und rollte
ihn auf den Rücken. Er atmete regelmäßig, und ein Lächeln idiotischer Seligkeit
haftete noch immer wie festgeklammert auf seinem Gesicht. Darauf wurde mir
wesentlich wohler — ich hegte fast eine Art heimlicher Zuneigung für Valero , wenn auch nicht für seinen Boss, und ich war froh,
daß ich nicht auf die Narbe an der einen Seite seines Halses gezielt hatte, wie
ich das ursprünglich vorgehabt hatte.
    Jan suchte in einem Schrank ein
paar hübsche feste Kofferriemen. Ich band Valeros Hände hinter seinem Rücken zusammen, bog dann säuberlich seine Knie zurück und
fesselte seine Knöchel an die Handgelenke. Jan schob ihm voller Bücksicht ein Kissen unter den Kopf, richtete sich dann auf
und betrachtete mich verwundert.
    »Das ist die verrückteste Nacht
meines Lebens«, sagte sie. »Würden Sie mir jetzt bitte erzählen, was das alles
soll?«
    »Süße«, sagte ich bedrückt,
»das hier war das einzige Komische an der ganzen Sache. Alles übrige ist
ziemlich schmutzig.«
    »Hat nicht jemand vor einiger
Zeit geschrien? — Oder war das nur einer meiner Alpträume?« fragte sie ruhig.
»Als ich wirklich wach war, konnte ich nichts mehr hören.«
    »Es hat wirklich jemand
geschrien, und es war Zelda; und jemand hat vor zwei Stunden Harry Tighe

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