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Fünf

Fünf

Titel: Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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stimmt.»
    «Ich frage mich, warum er sich von uns allen gerade dich ausgesucht hat.» Jede Menge Mitgefühl in Florins Blick, das vertrug Beatrice im Moment gar nicht.
    «Keine Ahnung. Frag doch den Experten!» Sie deutete auf Kossar. «Frag ihn bei der Gelegenheit auch, woher der Owner die Inschrift auf dem Grabstein kennt.»
    Seele des Menschen, wie gleichst du dem Wasser.
    Schicksal des Menschen, wie gleichst du dem Wind
.
    Den Spruch hatte Evelyns Mutter ausgesucht, eine hübsche, freundliche Frau, die bei der Beerdigung zusammengebrochen war und mit dem Krankenwagen fortgebracht werden musste. Beatrice hatte sie danach nur noch zweimal gesehen, und sie hatte jedes Mal kleiner und grauer gewirkt. Nicht nur ihr Haar, auch ihre Haut und die Augen schienen die Farbe verloren zu haben. Freundlich war sie nach wie vor gewesen, auch wenn diese Freundlichkeit etwas Abwesendes bekommen hatte. Obwohl es fest in Beatrices Absicht gelegen hatte, hatte sie es nie geschafft, Evelyns Mutter zu erzählen, was damals passiert war. Und wie leicht Beatrice es hätte verhindern können.
    Niemand aus ihrem heutigen Leben wusste davon. Das hatte sie jedenfalls gedacht.
    «Nun», unterbrach Kossar ihre Gedanken, «was evident zu sein scheint, ist, dass der Owner einen starken Bezug zu Frau Kaspary herstellten möchte. Er schickt ausschließlich ihr Textnachrichten und Blumen, er steckt ihr Zettelchen unter den Scheibenwischer – ein wenig, wie Verliebte es tun, right?»
    Beatrice sah zur Seite. Wenn Kossar so weitermachte, würde sie gleich noch mal zur Toilette rennen müssen.
    «Wurde der Mann, der Ihre Freundin getötet hat, je gefasst?»
    Sie schüttelte den Kopf und glaubte im gleichen Moment zu begreifen, was Kossar damit wirklich fragen wollte.
    «Auf keinen Fall ist es derselbe Täter! Die Muster sind völlig anders! Der Owner begeht keine Sexualverbrechen.» Sie wies auf die Fotos der abgeschnittenen Hände und Ohren, die vor Florin lagen. «Die Verstümmelungen sind nicht vergleichbar, die Tatwaffen, soweit wir sie kennen, ebenfalls nicht. Außerdem hat der Owner vor allem Männer getötet, also gibt es auch hier keine Parallele.» Sie hob das Kinn und sah Kossar herausfordernd an.
Trag den Kopf hoch, auch wenn der Hals dreckig ist
war einer von Evelyns Lieblingssprüchen gewesen. Als Beatrice weitersprach, war ihre Stimme leiser und gleichzeitig schärfer als zuvor. «Das müssten Sie doch wissen. Kein Mehrfachtäter ändert so einfach sein Muster.»
    «Nein, selbstverständlich nicht», erwiderte Kossar milde. «Ich kann mich auch nicht erinnern, das behauptet zu haben. Ich habe lediglich gefragt, ob der Mörder Ihrer Freundin gefasst wurde, denn ich denke, das hätte Ihnen die Verarbeitung dieses Traumas sehr erleichtert.»
    Es fühlte sich an wie ein Tiefschlag. Er hatte recht, sie hatte ihm einfach ihre eigene Interpretation untergeschoben. Sie musste sich dafür entschuldigen, dass sie seine Kompetenz in Frage gestellt hatte.
    Nur war sie gerade viel zu wütend, um fair zu sein. «Wichtiger als mein sogenanntes Trauma», schnappte sie, «sind diese Koordinaten. Machen wir uns nichts vor, wir wissen, was wir dort finden werden.» Sigarts blutiges Handy kam ihr wieder in den Sinn. Der Gedanke, dass er jetzt alles überstanden hatte, war nicht einmal im Ansatz tröstlich.
    «So sicher wäre ich da nicht.» Mit seinem Kugelschreiber deutete Florin auf den Computermonitor vor ihm. «Das Zitat, das der Owner dir schickt, ist von René Descartes, und der war Mathematiker.»
    «Wie Liebscher!»
    «Eben. Kann also sein, dass der Owner uns nicht den Fundort von Sigarts Leiche, sondern die Koordinaten zu Stage  4 frei Haus geschickt hat. Zu einem weiteren von Liebschers Körperteilen. Als ob er wüsste, dass wir ihm sein Spiel verweigern wollen.»
     
    Die Stelle lag direkt an der Kreuzung zweier vielbefahrener Straßen nahe Bischofshofen, und es gab eine Brücke, die über die Salzach führte. Gewässer und markante Landschaftspunkte, dafür hatte der Owner offenbar eine Schwäche.
    Sie rückten mit einem Team an. Drei Hundeführer und vier Streifen, die im Falle eines Fundes sofort die Straße sperren sollten. Drasche und Ebner waren gerade mit einem Juwelierladen beschäftigt, in den eingebrochen worden war, würden aber Ersatz schicken.
    Die Koordinaten wiesen genau auf die Brücke hin, deren Bögen begehbar waren – Stufen führten auf einer steinernen Wölbung unterhalb der Fahrbahn von einem Bogen zum

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