Fünf
gehabt hatte.
Run to the bedroom, in the suitcase on the left you’ll find my favorite axe …
Sie schaltete das Autoradio ein und erlaubte Beth Ditto, ihr mit 80 Dezibel die Gespenster aus dem Kopf zu jagen.
Die Antwort kam um 5 Uhr 43 , wie die rot leuchtende Anzeige des Radioweckers Beatrice verriet, kaum dass sie die Augen geöffnet hatte. Der SMS -Ton hatte sie bis in ihre Träume verfolgt, deshalb begriff sie erst allmählich, dass ihr Handy nun ganz real läutete.
Ihre Hand tastete danach, sie fand es und warf es fast vom Nachttisch. Packte es noch im letzten Moment und hielt es sich vors Gesicht.
Wenn Sie mit mir sprechen wollen, kommen Sie zu mir
, lautete die Botschaft des Owners.
Sie könnten es, wenn Sie die richtigen Schlüsse ziehen würden. I feel cold as a razor blade, tight as a tourniquet, dry as a funeral drum.
Von einer Sekunde auf die andere war Beatrice hellwach. Las den Text wieder und wieder. So einladend er im ersten Moment klang, so nichtssagend war er im zweiten. Die richtigen Schlüsse, sicher. Wenn sie die bereits gezogen hätten, fände eine Unterhaltung nur noch in der Untersuchungshaft statt. Immerhin hatte der Owner auf ihre Nachricht reagiert, und zwar mit einer Antwort, die sich auf das bezog, was sie geschrieben hatte. Sie waren im Gespräch.
Ihr war leicht schwindelig, als sie aus dem Bett stieg und in die Küche tappte. Dort füllte sie ein Glas mit kaltem Wasser und trank es in tiefen Zügen leer.
Er nahm die Dinge gern wortwörtlich. Und er kannte Pink Floyds
The Wall
gut genug, um auch aus den weniger populären Stellen zitieren zu können. Doch von der Bedeutung, die das Album für Beatrice hatte, wusste er nichts, sonst wäre seine Nachricht anders ausgefallen, da war sie sicher.
In der Hoffnung darauf, noch einmal einschlafen zu können, legte sie sich wieder ins Bett und schloss die Augen. Sie hatte den Wecker auf sieben Uhr gestellt, doch der Schlaf hatte sich schon weit von ihr zurückgezogen, leider ohne die Müdigkeit mitzunehmen.
Dennoch blieb Beatrice liegen und tastete jedes einzelne Wort der Nachricht gedanklich ab.
Was würde er antworten, wenn sie ihn nach Sigart fragte, ob er noch lebte? Oder nach einem weiteren Tipp für Stage 4 ?
Er würde kryptisch bleiben, so wie bisher.
Kommen Sie zu mir
, wie originell.
Mit einem tiefen Seufzen drehte sich Beatrice zur Seite. Ihr Instinkt riet ihr dringend, erst mal auf die Suche nach Stage 4 zu verzichten und Liebschers restliche Körperteile ihrem folienverpackten Schicksal zu überlassen. Denn wenn sich überhaupt ein Muster erkennen ließ, dann bestand es darin, dass der Owner wartete, bis die Polizei fündig wurde, bevor er zuschlug. Wahrscheinlich beschützten sie die von ihm auserwählten Menschen am besten, indem sie sich dumm stellten.
«Ich habe einen Gebrauchtwagenverkäufer, einen Verkaufstrainer und einen Kalendervertreter, die jeweils zwei Söhne haben, von denen einer Felix heißt.» Stefan strahlte, als er ihr seine Aufzeichnungen unter die Nase hielt. «Na, ist das gute Arbeit oder ist das gute Arbeit?»
«Das ist –» Flüchtig sah Beatrice die Computerausdrucke durch. «Großartig, Stefan.»
«Ich habe von zu Hause aus weiterrecherchiert, bis ich sie hatte. Was denkst du, mit welchem sollen wir anfangen? Schau, hier stehen die Adressen, wenn wir erst den Kalendermann besuchen …»
Sie unterbrach ihn mit einer Handbewegung. «Nicht heute. Wir werden es noch in der Gruppe besprechen, aber ich denke, wir sollten mit Stage 4 warten.»
«Was? Warum?»
Seine Enttäuschung stand ihm so deutlich ins Gesicht geschrieben, dass er plötzlich noch jünger wirkte, als er ohnehin war. Sie klopfte ihm sanft auf den Rücken. «Vorsichtshalber. Beil und Sigart ist es nicht gut bekommen, dass wir uns mit ihnen unterhalten haben.»
«Du denkst –»
«Ich weiß es nicht. Aber es kommt mir so vor, als wollte der Owner uns nur mit der Nase auf jemanden stoßen, um ihn anschließend umzubringen. Da werden wir nicht länger mitspielen.»
Stefan murmelte etwas, das gleichzeitig enttäuscht und zustimmend klang.
«Komm jetzt mal mit in mein Büro.» Sie zog ihn den Gang entlang. «Die erste Runde Kaffee des Tages geht auf mich.»
Kossar war ganz ihrer Meinung. Dem Owner nicht geben, was er sich erhoffte, ihn stattdessen aus der Reserve locken, war die neue Devise. Der Psychologe trug heute eine andere Brille: blauer Rahmen, dunkelrot gemustert. Sie biss sich auf erstaunliche
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