Fuer alle Faelle Emma
schließlich nichts dafür, dass sie sich in mich verliebt hat.« Er lief wieder rot an. »Ich find's echt blöd, dass ihr euch wegen mir verkracht habt. Du musst dich ja nicht gleich bei Lea entschuldigen. Geh doch einfach zu ihr hin und rede ein bisschen mit ihr. Sie wartet bestimmt schon darauf, dass du den ersten Schritt machst.«
Ich verdrehte die Augen. »Ja, ja, ich weiß, der Klügere gibt nach.« Das ist einer von Omas Lieblingssprüchen. Eigentlich finde ich es toll, dass meine Oma so viele schlaue Sprüche kennt, aber diesen mag ich nicht besonders.
»Stimmt.« Tim nickte. »Am besten gehst du jetzt sofort zu Lea. Ehe die Eiszeit zwischen euch noch schlimmer wird.«
Auf dem Weg in unseren Klassenraum grübelte ich über Tims Worte nach. Natürlich wusste ich im Grunde ganz genau, dass er recht hatte. Aber es war mir schon immer schwergefallen, nach einem Streit auf jemanden zuzugehen. Blöderweise war Lea genauso stur wie ich. Sie hatte einen richtigen Dickkopf. Doch wenn nicht bald eine von uns nachgab, würden wir vielleicht erst wieder miteinander reden, wenn wir im Altersheim nebeneinander im Rollstuhl saßen und mit den Köpfen wackelten. Und das wäre wirklich schade.
Als wir die Klasse betraten, rang ich mich zu einer Entscheidung durch. »Also gut, ich mach's«, sagte ich zu Tim. »Aber nur dir zuliebe.« Das stimmte zwar nicht ganz, aber es machte mir die Sache irgendwie leichter.
»Find ich super!« Tim klopfte mir aufmunternd auf den Rücken. »Viel Glück! Du schaffst das schon!«
Da war ich mir nicht so sicher. Als ich Lea und Simone zusammen an unserem Tisch stehen sah, hätte ich liebend gerne einen Rückzieher gemacht. Aber dann atmete ich einmal tief durch und ging langsam zu den beiden hinüber. Als sie mich kommen sahen, verstummten sie plötzlich und wechselten vielsagende Blicke. Simone drückte Leas Arm, flüsterte ihr etwas ins Ohr und verschwand zu ihrem Platz auf der anderen Seite des Raums. Ich runzelte die Stirn. Was sollte das denn jetzt? Warum taten die beiden auf einmal so verschwörerisch? Aber ich hatte keine Zeit, länger darüber nachzudenken, weil ich in diesem Moment an meinem Platz angekommen war. Jetzt konnte Lea wenigstens nicht mehr so tun, als ob ich Luft wäre. Immerhin stand ich direkt vor ihr. Trotzdem sagte sie keinen Ton. Sie sah mich auch nicht an. Stattdessen fing sie an, in ihrer Schultasche herumzukramen.
Ich schluckte. Lea machte es mir wirklich nicht leicht. Am liebsten hätte ich mich auf dem Absatz umgedreht und wäre abgehauen. Aber das ging natürlich nicht. Schließlich wollte ich mich ja mit ihr vertragen. Außerdem hatten wir gleich Mathe, da konnte ich nicht einfach so verschwinden. Leider.
Ich räusperte mich. »Hallo, Lea.«
Meine Stimme klang etwas wackelig, und das ärgerte mich. Lea sollte schließlich nicht auf die Idee kommen, dass ich nervös war oder so was.
»Hallo«, murmelte Lea, ohne von ihrer Schultasche aufzublicken.
»Suchst du was?«, fragte ich.
Jetzt hörte Lea endlich auf herumzukramen. »Nur mein Mathebuch. Ich dachte, ich hätte es zu Hause vergessen, aber hier ist es!« Sie hielt mir ihr Mathebuch unter die Nase.
»Super«, sagte ich. Dabei hätte ich wetten können, dass die ganze Sucherei nur ein Vorwand war, weil Lea beschäftigt wirken wollte. »Wie fandest du die Hausaufgaben? Die hatten es ganz schön in sich, oder?«
Lea zuckte mit den Schultern. »Geht so. Ich hab sie schon am Freitagnachmittag gemacht.«
Im Gegensatz zu mir hat Lea mit Mathe keine Probleme. Normalerweise ließ sie mich die Hausaufgaben immer abschreiben, aber damit war es seit unserem Streit natürlich vorbei.
Es klingelte, und ich zuckte zusammen. Mist! Gleich fing die erste Stunde an, und ich hatte mich immer noch nicht mit Lea vertragen. Aber wenigstens redeten wir wieder miteinander, das war doch auch schon was. Wenn unser Gespräch bisher auch nicht so richtig in Gang kommen wollte.
»Sag mal ...«, fing ich an und zögerte. Dann gab ich mir einen Ruck. Einer musste schließlich den Anfang machen. »Hast du Lust, heute Nachmittag zu mir zu kommen? Wir könnten mal wieder ein bisschen quatschen.«
Lea sah mich an und kaute dabei auf ihrer Unterlippe herum. Das macht sie immer, wenn sie sich unsicher ist. Sie schien zu überlegen.
»Tut mir leid, aber heute habe ich keine Zeit«, sagte sie schließlich.
»Warum denn nicht?«, wollte ich wissen.
»Ich muss meiner Mutter helfen.« Lea sah mich nicht an. »Hab ich ihr
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