Fuer alle Faelle Emma
Mona.
»Würdest du Klaus etwa küssen?«, fragte ich. »Dein Bruder ist er schließlich nicht.«
Mona sah zu Klaus hinüber und verzog das Gesicht. »Nein, ich würde ihn auch nicht küssen. Und wenn doch, müsste er sich vorher zumindest die Haare waschen. Die sind ja schon so fettig, dass es fast aussieht, als hätte er eine Wet-Gel-Frisur.«
Ich musste trotz meiner schlechten Laune lachen. Manchmal kann Mona echt witzig sein. »Dieser Nadine scheint das aber nichts auszumachen«, stellte ich fest. »Dabei sieht sie gar nicht mal schlecht aus. Bei der stehen die Jungs bestimmt Schlange. Was sie wohl an Klaus findet?«
Mona zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Vielleicht hat sie seine verborgenen inneren Werte entdeckt.«
»Die muss Klaus aber wirklich extrem gut versteckt haben«, murmelte ich. »Mir sind sie bis jetzt zumindest noch nie aufgefallen.«
Als es klingelte, versuchte ich, Bastian beim Reingehen zu erwischen. Vielleicht hatte er ja Lust, sich nachmittags mit mir zu treffen – wenn meine beste Freundin schon nichts mehr mit mir zu tun haben wollte. Ex-Beste-Freundin, besser gesagt.
Aber Bastian verschwand gleich nach dem Klingeln in der Pausenhalle, während seine Freunde noch draußen auf dem Schulhof herumtrödelten. So schnell kam ich gar nicht hinterher. Komisch – sonst hatte er es doch auch nie so eilig, zum Unterricht zu kommen. Man hätte fast meinen können, dass er mir aus dem Weg ging. Ich hatte nur keinen blassen Schimmer, warum. Ob ihm unser Kuss nicht gefallen hatte? Aber den Eindruck hatte ich am Samstag eigentlich nicht gehabt.
Ich zuckte mit den Schultern und ging langsam ins Schulgebäude. Vielleicht musste Bastian ja auch bloß mal aufs Klo. Oder er hatte Tafeldienst. Es gab tausend Gründe, warum er so schnell verschwunden sein könnte. Und die mussten überhaupt nichts mit mir zu tun haben. Trotzdem blieb ein klitzekleiner Zweifel zurück. Er saß in meiner Brust und pikste mich wie eine spitze Stecknadel.
»Platz da!«, grölte plötzlich jemand hinter mir, und ich wurde so heftig geschubst, dass ich fast das Gleichgewicht verlor.
»He, was soll das?«, schimpfte ich. »Pass gefälligst auf, du Idiot!«
Erst da sah ich, wer der Rempler war: Daniels bescheuerter Freund, mit dem ich mich letzte Woche fast geprügelt hatte. Er versuchte gerade, sich auf Teufel komm raus durch die Menge der zum Eingang strömenden Schüler hindurchzudrängeln.
»Lass doch«, zischte Mona mir zu. »Leg dich lieber nicht noch mal mit Markus an. Mit dem ist nicht zu spaßen.«
Aber für die Warnung war es bereits zu spät. Erst warf Markus mir einen erstaunten Blick zu, dann grinste er fies. »Du schon wieder! Du willst wohl unbedingt Ärger, was?«
Ich schluckte. Markus war ungefähr einen Kopf größer als ich. Ich bin zwar auch ziemlich stark, aber ich wusste, dass ich gegen ihn nicht den Hauch einer Chance haben würde.
»Na, hat es dir die Sprache verschlagen?«, fragte Markus höhnisch. »Erst eine große Klappe und dann kneifen – das hab ich gerne! Wie wär's, wenn wir uns nach der Schule hinter der Turnhalle treffen? Dann bring ich dir mal ein bisschen Manieren bei.«
Mir lief es kalt den Rücken hinunter, aber ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Markus sollte auf keinen Fall mitbekommen, dass ich total Schiss hatte.
»Lass mich in Ruhe«, sagte ich so entschlossen wie möglich. »Und Mona auch. Mit Blödmännern wie dir wollen wir nichts zu tun haben.«
Markus wurde rot vor Wut. »Was fällt dir eigentlich ein, du Zwerg?«, zischte er. »Jetzt reicht's! Das muss ich mir nicht länger anhören!«
Er packte mich am Kragen und wollte mich zur Seite zerren. Wahrscheinlich brauchte er mehr Platz, damit er richtig ausholen konnte, wenn er mir eine reinhaute. Das hatte ich jetzt davon. Warum konnte ich nicht einfach mal meinen Mund halten? Ich sah mich panisch um. Die anderen Schüler liefen einfach weiter und machten keinerlei Anstalten, mir zu helfen. Bastian und Tim waren nirgendwo zu sehen. Typisch, wenn man die Jungs mal brauchte, waren sie natürlich nicht da. Einen Lehrer konnte ich auch nicht entdecken. Und Klaus verschwand gerade mit Nadine im Schulgebäude. Er hatte ihr den Arm um die Hüfte gelegt und war so damit beschäftigt, ihr tief in die Augen zu blicken, dass er nichts anderes mitbekam.
Nur Mona war stehen geblieben. Sie war leichenblass. Wenn mich nicht alles täuschte, würde sie keine große Hilfe gegen Markus sein.
Als ich gerade überlegte,
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