Fuer dich mein Glueck
erwiderte sie schlicht.
„Gut. Das tue ich. Aber du greifst nach einem Strohhalmen, Sonnet.“
„Frag ihn.“
„Ich sagte doch, dass ich das tun werde. Je schneller wir das hinter uns bringen, desto schneller können wir weitermachen. Du hast doch noch vor, das Stipendium anzunehmen, oder?“
Beinahe hätte sie gelacht. Ihr Vater verstand es einfach nicht. „Nein. Wie schon gesagt, ich habe andere Pläne.“
„Hör mal, ich verstehe, dass du ein wenig enttäuschst bist, aber lass die Kinder von Bhutan nicht darunter leiden. Sie brauchen dich, Sonnet. Du bist aus einem bestimmten Grund ausgewählt worden. Das könnte dir so viele Türen öffnen.“
Es war die immer gleiche Litanei, seitdem sie auf die American University gegangen war und er sie unter seine Fittiche genommen hatte. Sie musste zugeben, dass er sehr überzeugend war. Wie viele gute Politiker wusste ihr Vater, wie man die Leute dazu brachte, seine Sichtweise zu teilen.
Das Stipendium wäre in der Tat ein Riesenschritt für ihre Karriere, und ihr Vater wäre sicher wieder einmal sehr stolz auf sie. Doch Sonnet wollte ihr Leben nicht mehr für ihren Vater leben. „Ich war immer jemand, der alles sorgfältig geplant hat. Und auf gewisse Weise war das auch mein Untergang“, gab sie zu. „Ich war so sehr damit beschäftigt, meine Zukunft strategisch zu planen und mich an alles zu halten, dass ich mich selbst aus den Augen verloren habe. Ich habe mich verirrt und kann nur hoffen, dass ich noch einmal nach Hause finde.“
„Du bist zu Hause“, erwiderte er. „Deiner Mutter geht es wieder gut. Das war dein Ziel, als du an den Willow Lake zurückgekehrt bist. Jetzt ist es an der Zeit, dass du wieder auf Kurs kommst.“
„Und genau das habe ich vor.“ Sie ging zur Tür. „Viel Glück für die Wahl. Meine Stimme hast du.“
24. KAPITEL
Zurück in ihrem Apartment drehte Sonnet eine letzte Runde. Wie ein Geist bewegte sie sich durch die winzigen Räume, in denen sie die letzten fünf Jahre gelebt hatte. Sie hatte sich von allem losgelöst, was ihr einst einmal etwas bedeutet hatte. Von ihrem Vater, ihrer Karriere, dem Leben, von dem sie angenommen hatte, es wäre ihres. Die alte Sonnet wäre bei der Aussicht, keine Vorstellung von ihrer Zukunft zu haben, in Panik geraten. Die neue Sonnet jedoch fühlte sich befreit, auch wenn sie aufgrund der Ungewissheit ein wenig aufgeregt und nervös war.
Und sie war traurig. Sie hatte Zach verlassen, und er hatte sie nicht aufgehalten. Sie blickte auf den Stapel Post vor ihr. Es waren hauptsächlich Kataloge mit Sachen, die sie niemals kaufen würde. Zwischen den Briefen befanden sich eine Karte von ihrer Mutter und eine silbrig schimmernde CD. Ninas Schrift war energisch und klar. Sie schrieb:
Zach hat dir nicht alles erzählt. Anbei ein Video, das er für mich gemacht hat und für meine Familie. Ich wollte ein paar Dinge aufzeichnen für den Fall, dass die Sache schlecht für mich ausgeht. Ohne dich hätte ich das alles nicht überstanden, Baby. Du warst für mich da, als ich nicht einmal wusste, dass ich dich brauchte. Ich liebe dich mehr, als ich mit Worten ausdrücken kann .
Mit zitternden Händen steckte Sonnet die CD in ihren Computer. Auf dem Monitor erschien ein Bild ihrer Mutter, wie sie auf der Veranda des Hauses saß. Im Hintergrund raschelte der Wind im Laub der Bäume. Es war der Beginn eines wunderschönen Videos, das die Schwangerschaft und die Krankheit ihrer Mutter dokumentierte. Es gab kurze und lange Sequenzen, die Ninas Reise wiedergaben, unterbrochen von Dingen, die Nina am Herzen lagen. Ihre Musik und die Natur, Ansichten ihrer Welt, selbst eine Kochstunde und ein paar Haushaltstipps waren darunter. Nina erzählte Familiengeschichten, die Sonnet schon mal gehört hatte, und andere, die ganz neu für sie waren. Nina war offen und lustig und auch sehr emotional. Es gab aber auch ein paar Ausschnitte, in denen ihre Mutter völlig verzweifelt und von Panik erfüllt war und sie erschöpft von der Chemo und mit schmerzhaft aufgesprungenen Lippen nur schleppend sprechen konnte. Es gab eine postoperative Sequenz, die schwer anzuschauen war. Nina hielt nichts vor der Kamera zurück. Sonnet konnte nur ahnen, wie Zach sich beim Drehen gefühlt haben musste.
Wie immer war auch dieses Video von Zach sensibel und ehrlich. Er hatte die ganze Zeit mit Nina zusammengearbeitet und nie ein Wort darüber verloren.
Sonnet klickte auf ein Icon, das sich ebenfalls auf der CD befand. Sie sah ihre
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