Fuer dich mein Glueck
gut aussehender Senator“, sagte Nina. „Er erinnert mich ein bisschen an Denzel Washington. Wie hat er es aufgenommen, dass ich dich zum Altar führe und nicht er?“
„Das war in Ordnung für ihn. Ich glaube, er versteht es.“ Vor nicht allzu langer Zeit hätte sich Sonnet verpflichtet gefühlt, ihm die Rolle des Brautführers anzubieten. Im vorauseilenden Gehorsam wäre es ihr nicht in den Sinn gekommen, ihren mächtigen Vater zu verärgern. Doch jetzt war es so leicht, sie selbst zu sein. Ihr Vater war ein brillanter Mann, aber er war weder weise noch herzlich. Ihre Mutter aber war in jedem Augenblick ihres Lebens für Sonnet da gewesen, und es war nur angemessen, dass sie die Ehre erhielt, ihre Tochter deren zukünftigem Mann zu übergeben.
„Ich freue mich für dich, dass er gekommen ist“, sagte Nina.
„Zachs Dad kommt auch“, seufzte Sonnet. „Ich hoffe, er wird sich nicht allzu unwohl fühlen.“ Seit seiner Entlassung aus dem Gefängnis lebte Matthew Alger im Nachbarstädtchen Phoenicia. Er unterrichtete ausgerechnet Buchhaltung an einem kleinen Community College und versuchte, sein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. Zach besuchte ihn einmal die Woche auf ein Cribbage-Spiel.
Ein Blitz zuckte über den Himmel, und die ankommenden Gäste beeilten sich, in den Pavillon zu kommen. „Meinst du, ein Gewitter bringt ebenfalls Glück?“, stöhnte Sonnet.
„Zum Glück hast du nicht darauf bestanden, dass die Zeremonie draußen abgehalten wird“, erwiderte Nina. „An einem Tag wie heute habe ich nichts dagegen einzuwenden, wenn eine Hochzeit drinnen abgehalten wird.“
„Ich auch nicht.“
„Der Pavillon sieht super aus. Hast du ihn schon gesehen?“
„Nein, Olivia hat es nicht zugelassen. Sie will mich überraschen.“ Da sie wusste, was für einen ausgezeichneten Geschmack Olivia besaß, hatte Sonnet keinerlei Bedenken, was den Schmuck des Pavillons anging. Ihr einziger Beitrag war gewesen, ihre zwei Lieblingsfarben auszuwählen, ein leuchtendes Orange und ein kühles Blau. Da er mehr Hochzeiten gefilmt hatte, als er zählen konnte, hatte Zach für sein eigenes Fest nur zwei Wünsche geäußert. Er bestand auf ein tolles Essen und auf eine tolle Party. Sonnet war sicher, dass sie beides bekommen würden.
„Gute Idee“, sagte Nina. „Ich bin schon ganz gespannt, wie du es findest. Dein Lächeln ist mein Sonnenschein, weißt du noch? Komm her.“ Nina breitete ihre Arme aus, und Sonnet schlüpfte dankbar in die Umarmung ihrer Mutter.
„Es fühlt sich so gut an. Ich bin froh, wieder hier zu sein.“ Sonnet drehte ihr Gesicht in den warmen Wind, der trotz des Regens durch das gekippte Fenster strich. „Ich hasse es, dass ich wegen deiner Krankheit hierher zurückgekehrt bin, aber alles, was in dieser Zeit hier passiert ist, möchte ich keine Sekunde missen.“
„Mir geht es wieder besser, und du hast einen kleinen Bruder und hast dich verliebt. Es klingt doch ziemlich grandios.“
„Es fühlt sich auch grandios an. Und ich dachte immer, ich wäre dazu bestimmt, die Welt zu retten.“
Das kann man auf unterschiedliche Art und Weise tun“, erwiderte Nina. „Dein Kinderprogramm im Camp Kioga wird viele Leben ändern, so wie im letzten Sommer.“
„Nur ohne Kameras, bitte“, stöhnte Sonnet.
„Zach hat andere Pläne.“
„Wir werden es schaffen, Mom“, schwor Sonnet.
„Daran hatte ich nie die geringsten Zweifel.“
Das Fenster beschlug unter ihrem Atem, und Sonnet musste mit der Handkante einen Fleck freiwischen. „Zach ist gerade gekommen“, sagte sie. „Guck nur, Mom.“
Selbst jetzt, wo Sonnet zu ihren Gefühlen stand, war sie überwältigt von seinem Anblick. Vor allem heute. Er war der größte Mann auf dem gesamten Fest und eilte in Begleitung seiner Freunde auf die Tür zu.
Er trug seinen schwarzen Frack mit schlaksiger Eleganz. Sein langes blondes Haar wehte hinter ihm her. Sonnet konnte den Blick nicht von ihm lösen.
„Warum habe ich das all die Jahre nicht gesehen?“, fragte sie ihre Mutter. „Warum ist mir, als wir aufwuchsen und gemeinsam zur Schule gingen, nie aufgefallen, dass er meine Zukunft ist?“
„Weil wir Menschen kompliziert sind, oder? Manchmal brauchen wir sehr lange, um das zu sehen, was die ganze Zeit vor unserer Nase war.“
„Und dann hätte ich ihn beinahe verloren.“ Sonnets Atem ließ die Scheibe erneut beschlagen. „Ich habe Angst bekommen und es beinahe versaut. Lass nicht zu, dass mir das noch einmal passiert,
Weitere Kostenlose Bücher