Fuer dich mein Glueck
Sonnet noch gezwungen, zum Frühstück einen Joghurt zu trinken, und Sonnet hatte ihre nicht zusammenpassenden Socken und Schuhe erst im Auto angezogen. Sonnet hatte keine Zeit gehabt, ihr krauses Haar zu bändigen oder zu Zöpfen zu flechten.
„Ich sehe aus wie ein Besen“, hatte sie gejammert.
„Du siehst gut aus, Sonnet. Ich habe auch so wildes Haar. Das ist Teil meines italienisch-amerikanischen Erbes.“
„Dein Haar sieht gut aus. Meines nicht. Und ich hasse diesen Pullover.“ Sie bereute es zutiefst, nach dem etwas abgetragenen grauen Kapuzenpulli gegriffen zu haben, als sie zur Tür hinausgerannt war. „Ich hasse es, die abgelegten Kleidungsstücke von anderen tragen zu müssen.“
„Das ist ein guter Markenpullover.“
„Er hat ein G vorne drauf. Alle wissen, dass ich kein G in meinem Namen habe.“ Auf das Schild in der Tasche hatte jemand „Eigentum von Georgina Wilson“ geschrieben, was die Sache noch peinlicher machte. Georgina Wilson war zwei Klassen über Sonnet und lebte im vornehmen Oak Hill in einer alten Villa. Nie ließ sie die anderen Kinder vergessen, dass ihr Vater der Präsident der örtlichen Bank war und dass ihre Mutter die Leitung über die exklusiven Rainbow Girls innehatte.
Nina putzte bei den Wilsons, um ihre Studiengebühren zahlen zu können. Nina war schon seit Ewigkeiten auf dem College. Sie hatte Sonnet erklärt, dass ein Collegeabschluss jede noch so harte Arbeit wert war.
Die Wilsons wollten Nina vermutlich einen Gefallen tun, indem sie ihr Georginas abgelegte Kleidung für Sonnet mitgaben, aber Sonnet sah das ganz anders. Für sie war das nur ein weiterer Punkt, in dem sie sich von den anderen Kindern an ihrer Schule unterschied.
Es war nicht nur, dass ihre wirklich junge Mutter sich von allen anderen Müttern in der Klasse unterschied, manchmal hielten die Leute Nina ja sogar für Sonnets Babysitterin, auch Sonnets Vater war einfach weg. Sie war das einzige Kind der Klasse, das ohne einen Vater aufwuchs und höchstens zwei, drei Mal im Jahr am Telefon mit ihm sprach. Doch was sie am meisten von den anderen Kindern unterschied, waren ihre Hautfarbe und ihr Haar. Sonnet hatte einen dunkelhäutigen Vater und eine Mutter mit italienischen Wurzeln. Heutzutage sollte das eigentlich das normalste der Welt sein, auch wenn die Leute immer noch tuschelten. Doch der Unterschied war einfach da. Punktum.
Das Letzte, was man an einem Square-Dance-Tag brauchte, war, anders zu sein.
„Mir ist schlecht“, sagte sie, als der Wagen vor der Schule anhielt. „Ich glaube, ich sollte den Tag lieber bei Nonna verbringen.“
„Du bist nicht krank, sondern nur zu spät“, erwiderte Nina, während sie schnell eine Nachricht schrieb. „Gib das der Sekretärin, dann bekommst du keinen Ärger.“
„Ich will aber nicht in die Schule.“
„Du liebst die Schule“, behauptete Nina. „Du hast nur Einsen und beste Bewertungen im Benehmen.“
Schule an sich ist leicht, dachte Sonnet. Es fiel ihr nicht schwer, zu lernen und sich zu benehmen. Aber Freunde zu finden und sich zu streiten, fiel ihr schwer.
„Heute ist Square Dance“, gab sie schließlich zu. „Ich hasse Square Dance.“
Nina lachte leise. „Jeder hasst Square Dance. Ich glaube, das ist ein ungeschriebenes Gesetz.“
„Warum müssen wir es dann lernen?“
„Weil es den Charakter stärkt.“
„Das sagst du immer. Ich weiß überhaupt nicht, was das heißen soll.“
„Wenn man sich überwindet, etwas zu tun, was man überhaupt nicht mag, stärkt das den Charakter.“
Sonnet seufzte. „Ach bitte Mom, es ist Square Dance! Wir müssen uns einen Partner suchen und uns in Gruppen aufstellen und an den Händen halten und gemeinsam tanzen. Das ist nicht schwer, das ist igitt.“ Sie zuckte zusammen und umklammerte den Türgriff. „Mrs Mazza zwingt uns, uns einen Partner auszusuchen.“
Nina hatte mitfühlend genickt. „Mrs Mazza ist altmodisch, so viel steht fest. Sie glaubt aber auch, dass Square Dance den Charakter stärkt. Ich muss jetzt zur Arbeit und du in den Unterricht. Okay?“
Genervt war Sonnet aus dem Wagen gestiegen und im Zeitlupentempo in die Turnhalle geschlichen. Die Tanzstunde ging gerade los, als sie die Turnhalle betrat. Sie versuchte, sich unbemerkt an die Seite zu drücken, doch Mrs Mazza nahm ihre Bewegungen wahr.
„Ich freue mich, dass du dich entschieden hast, uns Gesellschaft zu leisten“, sagte sie. „Jetzt haben wir eine gerade Anzahl an Jungen und Mädchen und können anfangen.
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