Fuer dich mein Glueck
schwarzen Top zu den zerrissenen Jeans, den hohen Sneakers und dem vielen Schmuck. „Wie geht es deiner Mom?“
„Als ich sie im Chemo-Raum verlassen habe, wirkte sie ganz in Ordnung“, sagte Sonnet. „Danke, dass du nachfragst. Es war beängstigend, auf der anderen Seite aber auch gut. Es fühlte sich so an, als wenn wir endlich etwas unternähmen. Aber ich frage mich …“
Sie unterbrach sich und schaute sich misstrauisch um. Ein zweites Mal würde sie ihre Deckung nicht fallen lassen.
„Was ist los?“, fragte Jezebel. Jemand kam, um ihr Make-up aufzufrischen. Jezebel schien es kaum zu bemerken.
„Ich will nicht vor der Kamera auftauchen.“ Sonnet zeigte auf den näherkommenden Van. „Außerdem bekommst du Besuch.“
Einen Moment blitzte in Jezebels Augen etwas auf. Sie machte einen Schritt zurück und schlang die Arme schützend um sich.
„Alles in Ordnung?“, fragte Sonnet besorgt.
„Das ist eine Horde von Kindern. Was zum Teufel weiß ich über Kinder?“
Sonnet musterte Jezebel gedankenversunken. Jezebel hatte sich aus dem Getto herausgekämpft, sie hatte sich gegen einen misshandelnden Freund aufgelehnt und einen Gefängnis-Aufenthalt überlebt. Und trotzdem machte sie sich Sorgen wegen einer Gruppe Kinder?
Sonnet kam mit Kindern wesentlich besser zurecht als mit Erwachsenen. „Kinder sagen dir ganz genau, was du wissen musst. Du musst nur richtig zuhören.“
Jezebel blickte Sonnet böse an. „Wieso weißt du so viel über Kinder?“
Sonnet zuckte mit den Schultern. „Ein Teil von mir hat nie aufgehört, eins zu sein. Bevor ich angefangen habe, für die UNESCO zu arbeiten, hatte ich viel mit Kindern zu tun. Diese Arbeit fehlt mir.“
„Warum arbeitest du dann nicht wieder mit Kindern?“, fragte Jezebel unverblümt.
Die Frage war berechtigt. Je weiter Sonnet die Karriereleiter hinaufgestiegen war, desto weiter hatte sie sich von ihren ursprünglichen Träumen und Zielen entfernt. Sie liebte Kinder und arbeitete zu gern mit ihnen. Doch wie ihr Vater immer betonte, bewirkte sie als Abteilungsleiterin bei der UNESCO viel mehr Gutes, indem sie half, neue Grundsatzregeln aufzustellen, als wenn sie nur mit wenigen Kindern vor Ort arbeitete.
„Wir sind dann so weit, Jezebel“, rief Cinda, während hinter ihr hektisches Treiben ausbrach.
Sonnet trat beiseite, um dem Dreh der Szene zuzusehen. Alles hier am Set war so viel technischer und komplizierter, als sie erwartet hatte. Zach leitete die Dreharbeiten und dirigierte zwei Jungs mit Schulterkameras sowie unzählige Helfer mit Scheinwerfern in der Hand, die kein Zuschauer je zu sehen bekäme. Sonnet biss sich in Sorge um die Kinder nervös auf die Lippen. Beim Anblick der gesamten Ausrüstung, die wie Waffen auf sie gerichtet war, mussten sie sich unwohl und verängstigt fühlen.
Doch ihre Befürchtung war vollkommen unbegründet. Kinder aller Größen und Hautfarben sprangen aus dem Van und sahen sich um, als wären sie gerade auf einem fremden Planeten gelandet. Sonnet erkannte sie anhand der Fotos aus den Akten. Sie wirkten verlottert und rauflustig, waren aber alle ausgeprägte Persönlichkeiten. Aus diesem Grunde hatte man sie auch ausgewählt.
Da war der Junge namens Darnell, der so groß und schlaksig war, dass er wie ein Fragezeichen aussah, und dessen Jeans gefährlich tief auf den Hüften saßen. Neben ihm reckte ein pummeliges Mädchen namens Anita sein Kinn streitlustig in die Höhe. Anita wurde überragt von Bitsy, die etwas unwirsch die Zwillingsmädchen Rhonda und Shawna vor sich her scheuchte. Ihnen folgten Andre, Quincy, Marley und Jaden sowie einige weitere Kinder in ausgetretenen Turnschuhen und mit rutschenden Socken. Sie alle gingen auf den Rasen zu, wo Jezebel bereits auf sie wartete.
Sonnet drückte sich das Klemmbrett an die Brust und betete stumm, dass Jezebel nicht zusammenbrechen möge. Doch auch diese Sorge war vollkommen umsonst. Jezebel war die geborene Selbstdarstellerin. Sobald die Kameras näher kamen, wurde sie lebendig. Sie lächelte die Kinder aufmunternd an. „Willkommen, meine Freunde“, sagte sie. „Ich habe diesen Sommer große Pläne mit euch.“
„Ach ja?“, sagte einer der Jungen, „was denn für Pläne?“
„Ja, was unternehmen wir?“, fragte ein anderer.
„Was macht ihr denn gerne?“, wollte Jezebel wissen.
„Rumhängen.“ „Videospiele.“ „Schlafen.“ „Fernsehen.“ „Basketball spielen.“ Die Kinder antworteten, wie aus der Pistole geschossen.
„Wir machen
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