Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
mich katapultiert. Der Wagen geriet ins Schleudern. Die freiliegende Felge kreischte über den Asphalt.
Funken stoben.
Eine unsichtbare Gewalt packte das Auto und wirbelte es mühelos durch die Luft. Es krachte schräg in die Seite einer blauen Limousine, die sich auf der Überholspur befand. Ineinander verkeilt schlitterten die beiden Fahrzeuge nach vorne, wo sie mit einem dritten Wagen zusammenstießen.
Ich konnte nicht mehr bremsen.
Gleich würde ich mit meiner Maschine wie ein Geschoss in die zertrümmerten Fahrzeuge hineinschlagen.
Die Bilder verlangsamten sich.
Sie froren ein.
Alles bewegte sich in Zeitlupe.
Die drei Autos vor mir versperrten die gesamte Straße. Lediglich dicht vor der Leitplanke befand sich noch eine kleine, vielleicht meterbreite Lücke. Ich drehte den Gasgriff meiner Suzi bis zum Anschlag auf, preschte auf die Spalte zu. Millimeterweise bewegten sich die vollkommen zerstörten Autos ebenfalls in diese Richtung.
Für einen Augenblick war ich überzeugt, dass ich es nicht schaffen konnte. Dass ich an der Leitplanke zerquetscht würde.
Dann war ich durch. Meine Suzi rannte wie von Furien gehetzt.
Hinter mir krachte es ohrenbetäubend, als sich ein weiteres Fahrzeug überschlug. Unbeirrbar setzte es mir nach, verfehlte mich nur knapp und rammte senkrecht in die Fahrbahn hinein.
Ich duckte mich tief über mein Lenkrad. Der Motor meiner Maschine bebte unter mir.
Es dauerte, bis ich imstande war, das Gas zurückzunehmen und mein Bike auf der Standspur anzuhalten. Mein Körper war randvoll mit Adrenalin und ich begann, unkontrolliert zu zittern.
Der Verkehr hinter mir war zum Erliegen gekommen. Mehrere Sirenen näherten sich der Unfallstelle.
Im Schneckentempo fuhr ich auf der Standspur weiter, bis ich zur nächsten Ausfahrt kam.
„Pass auf, dass dir nichts geschieht!“ – Tante Karins Ermahnung hallte in mir nach, während ich meine Suzi nach Hause lenkte.
12
Er öffnete ruckartig die Augen und streifte den Schlaf mit einer einzelnen Willensanstrengung ab. Unverzüglich nahm er Besitz von der Gegenwart und dachte an den Plan.
Trotz seiner zahllosen Triumphe war es ihm bisher nie gelungen, dem Bösen zum endgültigen Sieg zu verhelfen. Immer wieder war er am Guten gescheitert und hatte von vorne anfangen müssen. Immer wieder war er gezwungen gewesen, dieselben Sünden zu durchleben und die gleichen Untaten zu begehen, die er seit Jahrtausenden in allen Variationen in- und auswendig kannte.
Immer und immer wieder.
Es kam ihm vor, als wäre er in einer nicht enden wollenden Zeitschleife gefangen, zur Langeweile auf Ewigkeit verdammt.
Das hielt er nicht mehr aus. Dem musste er ein Ende setzen.
Was machte die Menschen, die sich ihm widersetzten, so stark? Woher nahmen sie ihre Kraft?
Auf diese Fragen gab es lediglich eine Antwort. Es konnte nur die Liebe sein, die sie dazu befähigte, gegen ihn zu bestehen.
Liebe war ihm fremd. Er kannte sie nicht.
Jedenfalls bisher nicht.
Es fiel ihm nicht schwer, eine Entscheidung zu treffen. Alles war besser, als der jetzige Zustand.
Und er wählte einen geradezu unerhörten Schritt. Er entschloss sich zu einem noch nie dagewesenen Selbstversuch.
Er wollte im Körper eines Menschen die Liebe kennenlernen. Sie erleben, studieren und analysieren.
Und dann, wenn er alles über die Liebe wüsste, könnte er sie zerstören. Das Böse würde siegen. Dann hätte er seine Aufgabe erfüllt. Dann hätte er das Ende der Ewigkeit erreicht. Er wäre frei.
Er saß aufrecht in seinem Bett und beobachtete, wie sich das Licht in einem Kristallglas brach, das neben ihm auf dem Beistelltisch stand. Das Licht fächerte sich in einen Regenbogen auf. Er ließ seine Hand hindurchgleiten, bevor er darin verharrte und das Farbenspiel auf seiner Haut betrachtete.
In der letzten Nacht war er lange in Lilith‘ Traum geblieben. Er hatte sie erst gegen Mittag verlassen. Bald würde er sie in ihrem realen Leben kennenlernen.
Er stand auf und ging trainieren.
Kapitel 2 - Gesprochen
1
Als ich in unsere Straße einbog, hatte ich mich wieder unter Kontrolle. Niemand würde ahnen, was ich erlebt hatte – jedenfalls hoffte ich das.
Tante Karins Mercedes Kombi stand vor unserer Einfahrt. Meine Oma versuchte angestrengt, mehrere Gepäckstücke im Wagen unterzubringen. Ich parkte meine Suzi und eilte ihr zu Hilfe.
Meine Oma blickte auf. Ein eigenartiges Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Schön, dass du wieder in einem Stück zurück
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