Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
gebührende Wertschätzung erfuhr, was unsere Heiterkeitsausbrüche aber noch verstärkte.
Schließlich rief er: „Wartet! Seid still! Jetzt fällt mir etwas ein! Ich bringe einen Toast aus, einen Toast auf Lilith: …Liebe Lilith, jetzt beginnt dein neues Leben. Mit dem Sterben dieser Nacht! Besiege die Geister und Dämonen deiner Vergangenheit! Möge dein neues Leben besser sein als dein altes!“
Alle schwiegen.
Die Stille war fast schon erdrückend.
Inmitten dieser unnatürlichen Ruhe wurde mir zum dritten Mal an diesem Tag bewusst, dass etwas nicht stimmte. Eine Entwicklung lag in der Luft - ich konnte sie beinahe greifen.
Mir wurde übel. Ich spürte, wie mir das Blut aus dem Gesicht wich. Feine Schweißperlen bildeten sich auf meiner Oberlippe.
Ute kam als Erste zu sich. Sie warf mir einen erschrockenen Blick zu. Als sie die Wirkung sah, die Leons Worte auf mich hatten, fing sie an, vor Wut zu kochen. Sie schubste Leon halb vom leeren Bierfass hinunter, auf das er sich für seine Ansprache gestellt hatte.
Ute hatte es manchmal nicht leicht mit Leon.
Danach wurde es zunehmend leiser und schließlich verließen mich meine Gäste. Nur Katharina und Vanessa blieben zurück. Sie halfen mir, das Gröbste aufzuräumen.
Als meine Oma etwa eine Stunde später zurückkam – wo hatte sie sich nur herumgetrieben? - sah das Schlachtfeld im Haus und im Garten schon wieder halbwegs akzeptabel aus. Ich war froh, dass sie nicht früher heimgekommen war.
Ich verabschiedete meine beiden Freundinnen und unterhielt mich dann mit Gerti in der Küche, während wir die Spülmaschine füllten.
Irgendwann konnte aber auch ich mein Gähnen nicht länger unterdrücken und ging nach oben in mein Zimmer.
8
Ich hatte meinen Kopf noch gar nicht auf dem Kissen, als ich schon eingeschlafen war.
Und ich träumte.
Ich träumte oft.
Es war der Traum, den ich immer hatte.
Ich war allein. Niemand war weit und breit. Ich lief eine Straße entlang.
Überall war dichter Nebel. Ich konnte meine Hand kaum vor Augen sehen. Meine Haut war feucht, meine Haare hingen mir klamm ins Gesicht. Und mir war kalt. So bitterkalt.
Dumpf drang der Klang meiner Schritte zu mir hinauf. Ich hörte meinen eigenen Atem. Er kam gequält und stoßweise.
Ich wurde verfolgt.
Nein, ich wurde regelrecht gehetzt, von etwas unaussprechlich Bösem.
Ich fing an zu rennen. Immer schneller. Mein Herz schlug rasend. Ich bekam kaum Luft.
Wiederholt blickte ich mich um, ohne etwas zu erkennen. Nur das Gefühl war da. Dieses Gefühl, beobachtet zu werden.
Schließlich tauchte vor mir ein großes Tor aus dem Dunst auf. Ein altes schmiedeeisernes Tor, wie man es bei Einfahrten von Herrenhäusern oder Schlössern sieht.
Ich hetzte darauf zu und erreichte es mit letzter Kraft.
Fast verrückt vor Angst versuchte ich, es zu öffnen. Ich rüttelte daran, drückte den Griff mit aller Kraft nach unten, doch die Tür bewegte sich keinen Millimeter. Ich wollte schreien, aber ich blieb stumm. Kein Ton drang aus meiner Kehle.
Hoffnungsloses Grauen überwältigte mich. Mein einziger Fluchtweg war verschlossen und ich hatte den Schlüssel nicht. Es gab für mich kein Entrinnen und keine Rettung.
Hier würde ich sterben.
Ich blickte zurück und glaubte, etwas im Nebel zu erkennen. Etwas, das auf mich zukam - näher und immer näher.
Nein! - Zorn schoss in mir hoch und ich schnellte herum, meine Arme erhoben, meine Hände zu Fäusten geballt, sprungbereit, um mich der Gefahr zu stellen.
Was ich sah, war nur der dichte Dunst und dann war da eine helle Gestalt, die sich unaufhaltsam aus den Schwaden schälte. Gleich würde sie mich erreichen, nach mir greifen und mir den Tod bringen, dessen war ich mir sicher….
Der Blick in den Nebel war immer das Letzte, was ich bewusst wahrnahm, bevor ich aufwachte.
Ich schreckte immer so auf: Schweißgebadet und panisch nach Atem ringend, aber auch wütend und fest entschlossen, um mein Leben zu kämpfen.
Aber ich hatte noch nie jemandem davon erzählt.
9
Obwohl er wusste, welches Risiko er damit einging, konnte er nicht anders. Wie ein Stalker verfolgte er sie nach dem Taekwondo-Training bis zu ihrem Wohnhaus.
Er beobachtete sie, wie sie von ihren Freundinnen überschwänglich begrüßt wurde und schließlich zu ihrer Party eilte. Lange blieb er stehen, unfähig, sich zu lösen, bis er ihre Großmutter in der Garage erblickte. Erst dann fuhr er ab.
Jetzt stand er vor seinem Haus und tippte den Code in die
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