Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
an.
„Was ist los, Vanessa?“, fragte ich, während ich mich von ihr wegzerren ließ.
„Ok, Lilith, pass auf!“ Bevor sie fortfuhr, blickte sie sich um, ob wir auch ungestört reden konnten. „Du bist jetzt volljährig…“
„Danke, dass du mich daran erinnerst! Ich hatte es glatt vergessen.“
Doch Vanessa war allem Anschein nach nicht zum Spaßen zumute. „Unterbrich mich nicht!“, herrschte sie mich an. „Du bist jetzt volljährig, machst in wenigen Tagen dein Abitur und schaust gar nicht mal schlecht aus. Wenn ich dich ein bisschen stylen würde, wärst du sogar echt heiß. Natürlich nicht so heiß wie ich, aber das ist ja niemand. Darüber musst du dir aber keine Sorgen machen…“
„Sag mal, geht’s noch?“ Ich hatte Schwierigkeiten, ernst zu bleiben.
„Du unterbrichst mich ja schon wieder!“ Sie legte mir beide Hände auf die Schultern und musterte mich eingehend. Ihre Stimme nahm einen eindringlichen Klang an. „Du brauchst einen Freund. Das mit deiner Amnesie ist ja ganz nett und wer weiß, vielleicht hat dich deine Oma auch altmodisch erzogen, aber du musst jetzt ins wahre Leben ... und dazu gehört auch eine Portion guter alter Sex.“
„Sex?“
„Na, du weißt schon, wenn ein Mann und eine Frau…“
„Du meinst, mir fehlt Sex?“
„Wenn ich ehrlich bin, schon.“ Vanessa rollte mit ihren Augen vor meiner Naivität.
„Und was soll ich deiner Meinung nach dagegen tun?“ Beinahe hätte ich laut herausgelacht, doch Vanessa bemerkte das nicht.
„Gut, dass du das einsiehst! Das habe ich mir komplizierter vorgestellt.“ Sie holte tief Luft. „Du weißt doch, dass ich im Moment mit Martin zusammen bin und der hat ganz zufälligerweise einen Freund. Der wollte sich auch mit mir verabreden, aber… - egal.“ Fast ärgerlich schüttelte sie den Kopf. „Jedenfalls, der wäre genau der Richtige für dich.“
Langsam dämmerte mir, worauf sie hinaus wollte. „ Zufälligerweise ist er auch hier?“
„Du sagst es, er ist vorhin gekommen. … Und schau mal! - Er steht da hinten bei Martin. Sieht er nicht süß aus?“ Mit diesen Worten drehte sie mich zum Fenster und zeigte auf einen Bodybuilder-Typ mit Muskelshirt, einer weiten Dreiviertelhose, langen Haaren und einem etwas dümmlichen Gesichtsausdruck.
Ich blickte auf den Muskelprotz, doch ich nahm ihn nicht wirklich wahr, denn das Bild eines anderen Mannes schob sich vor mein inneres Auge. Ich musste an meine Begegnung mit dem Taekwondo-Trainer denken. Eine unerklärliche Sehnsucht überfiel mich. Ich sah ihn deutlich vor mir, wunderschön, und von einer verbotenen, beunruhigenden Aura umgeben.
Dann riss mich der Anblick des Muskelmannes in meinem Wohnzimmer unsanft in die Realität zurück. Der Typ war das krasse Gegenteil dessen, was ich attraktiv fand. Ich betrachtete ihn eine Weile und bekam einen Lachanfall.
„Oh mein Gott!“, war alles, was ich herausbrachte.
„Hast du dir schon einmal überlegt, dass du zu hohe Ansprüche stellst, Lilith?“
„Ach komm schon, Vanessa! Dieses Etwas “ – ich deutete auf die Vorform des Homo Sapiens – „steht bestimmt nicht auf meiner Wunschliste.“
„Und wie willst du merken, dass es die große Liebe ist, wenn du es nicht versuchst, hm?“
Ich sah zu ihr hoch, meine Miene war ernst. „Ich werde es genau wissen, wenn der Richtige vor mir steht.“ Eigentlich ist er mir heute schon begegnet und ich brenne darauf, ihn wiederzusehen – fügte ich in Gedanken hinzu.
Vanessa gefiel meine Antwort nicht. Sie biss sich auf die Lippen und wich meinem Blick aus.
„Komm schon, Vanessa“, tröstete ich sie. „Was zählt, ist die Absicht! Der Meister Propper da drüben ist im Prinzip eine tolle Idee. Jetzt haben wir wenigstens jemanden, der nachher problemlos alle Bierbänke alleine stapeln kann.“
Vanessa musste lachen und Katharina nutzte diesen Augenblick, um uns zu unterbrechen.
„Es ist Mitternacht, kommt mit!“, rief sie.
7
Ute war gerade dabei, alle für einen offiziellen Trinkspruch auf mich und meinen Geburtstag zusammenzutrommeln - selbst die leicht widerstrebenden Pärchen. Jetzt wusste ich auch, wofür der Zettel war, den sie vorhin im Geheimen mit Leon besprochen hatte. Sie hatten ein Lobgedicht auf mich geschrieben. Es war einfach furchtbar, inhaltlich an den Haaren herbeigezogen und die Reime waren mehr als schräg. Wir kugelten uns im Gras und bekamen kaum noch Luft vor lauter Lachen.
Leon war sichtlich verärgert, weil sein Werk nicht die
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