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Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)

Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)

Titel: Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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bescheiden.
    „Ist es dir dann vielleicht langweilig, den Film erneut anzuschauen?“
    Er lächelte. „Nein, nein, mit Gründgens als Mephisto ist es wie mit dem Zoo. Egal wie oft man sich in ihm umsieht, man entdeckt immer wieder etwas Neues.“
    Ich startete den Film und obwohl ich es nicht für möglich gehalten hätte, verlor ich mich nach kurzer Zeit in der Handlung, verfolgte gebannt, wie der alternde Dr. Faust einen Pakt mit Mephisto, dem Teufel, schloss. Wie er mit Mephistos Hilfe das junge Gretchen verführte und schließlich ins Unglück stürzte.
    Doch nicht die Geschichte von Faust oder Gretchen fesselte mich, es war Mephisto, der Dämon, der mich faszinierte. Insbesondere seine Aussage „ Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft “ geisterte mir durch den Kopf und ich rätselte insgeheim, wie deprimierend es für Mephisto wohl sein musste, niemals ans Ziel zu gelangen.
    Asmodeo und ich lagen während des Films dicht nebeneinander und wieder durchströmte mich das Gefühl der Geborgenheit. Ab und zu legte ich meinen Kopf auf seine Schulter und er fuhr mir geistesabwesend durchs Haar oder spielte mit meinen Strähnen.
    Als der Film geendet hatte, drehte ich mich zur Seite und sah ihn an. „Ich weiß nicht, wie sich Frauen damals verhalten haben, aber heutzutage würde Gretchen wohl kaum auf Faust hereinfallen. Jedenfalls würde ich das nicht tun.“
    Asmodeos Miene war undurchdringlich. „Faust hat nicht fair gespielt. Mephisto hat ihm geholfen. Gretchen hatte keine Chance.“
    Ich schnaubte. „Unsinn. Dieser Faust ist ein richtiger Widerling. Er redet von Liebe und meint Sex. Ich hätte nein gesagt. Aber bei Mephisto …, da sieht die Sache schon ganz anders aus.“
    „Wirklich?“, Er wirkte, wie vom Blitz getroffen.
    „Ja, klar“, bekräftigte ich. „Ich würde mich für den Dämon entscheiden. Er ist eine solch tragische Figur, findest du nicht? Auf der einen Seite ist er mächtig und böse. Auf der anderen Seite aber ist er dazu verdammt, bis in alle Ewigkeit das Gute zu bekämpfen und letztendlich zu scheitern. Mephisto hat viel mehr Facetten. Er ist weitaus faszinierender und reizvoller als der langweilige Faust, der gerade seine Midlifecrisis durchlebt.“
    Asmodeo setzte sich auf. „Ist das dein Ernst? Du würdest aus freien Stücken eine Beziehung mit dem Teufel eingehen?“
    Würde ich? - Ich konnte deutlich erkennen, dass ihm eine ehrliche Antwort sehr wichtig war.
    Ich war mir ganz sicher. „Niemand ist vollkommen, Asmodeo. Schon gar nicht der Teufel. Und stell dir einmal vor, das Unmögliche würde geschehen und der Teufel würde sich verlieben. Vielleicht würde das alles verändern, vielleicht würde das ihn verändern.“
    Sein Blick blieb misstrauisch. „Du bist sehr romantisch veranlagt.“
    „Vielleicht“, gestand ich ein. „Aber es ist, wie es ist. Alles, was ich vom Teufel erwarten würde, wäre, fair zu spielen, um bei deinen Worten von vorhin zu bleiben.“
    „Und was genau verstehst du unter fair spielen?“
    Da war es wieder, sein grundlegendes Bedürfnis in dieser Frage Klarheit zu erhalten.
    Warum ist ihm das so verdammt wichtig? - Es war mir bewusst, dass es schon längst nicht mehr um Goethes Theaterstück ging. Aber worum ging es ihm dann? Fast hatte ich den Eindruck, als würden wir über uns und unsere Beziehung sprechen.
    „Unter fair spielen verstehe ich folgendes…“, flüsterte ich in sein Ohr. „Wenn du ein überaus mächtiger und unverschämt gut aussehender Dämon wärst, dürftest du mir nicht mit Hokuspokus den Verstand vernebeln, sondern ich müsste ich selbst bleiben. Du dürftest mich nicht anlügen – jedenfalls nicht mehr als unbedingt nötig - und du müsstest mir die Entscheidung überlassen, ob ich zu dir gehören will, oder nicht.“
    „Das sind nicht viele Bedingungen.“ Asmodeo klang erleichtert. Er wollte mich an sich ziehen, aber ich sträubte mich, ließ es nicht zu. „Es sind die einzigen Bedingungen, die für mich zählen.“
    Seine Miene wurde skeptisch. „Aber was ist mit seiner Vergangenheit? Teufel sind ja nicht gerade berühmt dafür, als Wohltäter durch die Welt zu streifen.“
    „Weißt du Asmodeo, ich kann mir ganz gut vorstellen, was ein Teufel den ganzen Tag über anstellt. Manches davon macht sicher auch riesigen Spaß.“
    Asmodeo lachte.
    „Aber“, fuhr ich fort, „ein Wesen wird dadurch bestimmt, was es hier im Jetzt und in der Gegenwart macht und nicht durch

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