Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
dramatische Pause und sagte dann: „Du kommst wieder, nachdem du gegangen bist.“
„Wie stellst du dir das vor?“, fragte er verständnislos.
„Du weißt doch, wie ich das meine. Hast du es schon vergessen?“ Ich schnippte mit den Fingern „ It’s a kind of magic - du gehst und dann treffen wir uns im Traum wieder.“
Er stand wortlos auf.
Ich begleitete ihn bis zur Etagentür. Dort legte ich meine Arme um seinen Hals und küsste ihn so ehrlich, wie ich nur konnte. „Damit du nicht vergisst, was auf dich wartet, wenn du wiederkommst.“
„Das kann ich nie vergessen, Lilith. Wie sehr ich mich auch bemühe.“
Er ging alleine die Treppe hinunter. Ich hörte, wie er im Wohnzimmer einige Sätze mit Gerti wechselte. Dann fiel die Haustür ins Schloss.
20
Asmodeo schritt die Treppe hinunter und wandte sich zum Flur, in der Absicht, das Haus zu verlassen. Die Erinnerung an Lilith begleitete ihn. Lilith und er, gefangen im Kerzenschein.
Je länger sie zusammengesessen hatten, desto deutlicher war ihm bewusst geworden, wie unwiderstehlich auch sie sich zu ihm hingezogen fühlte. - Er genoss die Spannung, die zwischen ihnen beiden herrschte. Sie enthielt zahllose Versprechen.
Fast hätte er Lilith Großmutter überhört, die ihn aus dem halb geschlossenen Wohnzimmer zu sich rief.
Er hielt an, schob die Tür beiseite und wechselte einige Sätze mit der alten Dame. Sie saß in einem Sessel und hatte offensichtlich gelesen. Das aufgeschlagene Buch lag auf ihrem Schoß und sie blickte ihn über den Rand ihrer Brille hinweg an, während sie ihm von den Fortschritten ihrer Fotoarbeit im Institut berichtete. Sie bat ihn, sie am nächsten Tag im Institut zu besuchen, um sich selbst ein Bild zu machen. Schließlich müsse er seinem Vater berichten können, ob sie den Auftrag korrekt ausführte.
Mit ehrlichem Bedauern lehnte er ihre Einladung ab. Er hatte vor längerem zugesagt, einen Vortrag im Münchner Wirtschaftsministerium zu halten.
Inzwischen wäre er lieber in E. geblieben, so wie sich die Dinge entwickelten – gestand er sich ein.
Als er die Haustür hinter sich zuzog, stockte er. Jetzt, im Nachhinein, kam es ihm fast so vor, als wäre es der alten Dame wichtig gewesen, dass er am nächsten Tag nicht fortfuhr. War da nicht eine Enttäuschung über ihr Gesicht gehuscht, als er ablehnte? Oder war es eher eine Art Verunsicherung gewesen?
Vermutlich täuschte er sich. Kein Wunder, er war mit seinen Gedanken ganz woanders. Das Gespräch mit Lilith ging ihm nicht aus dem Kopf.
Lilith Aussagen, ihre Haltung, aber auch ihre Forderungen hatten ihn völlig überrascht. Zwei Tage hatte er gewartet, in der Gewissheit, dass sie in der Zwischenzeit Johannes hinterherlief. Zwei Tage war er regelrecht durch die Hölle gegangen – Asmodeo hielt inne – was für eine typisch menschliche, eindimensionale Sichtweise! Und doch, das was er diese zwei Tage empfunden hatte, kam dem Zustand Hölle überraschenderweise sehr nahe. Lilith‘ telefonische Einladung hatte er tatsächlich wie eine Art Erlösung empfunden.
War es Fügung oder Schicksal, dass sie ausgerechnet Goethes Faust als Film gewählt hatte?
Sie hatte erkannt, wie wichtig ihm ihre Meinung war. Ehrlich und unumwunden hatte sie ihm erklärt, dass sie sich vorstellen könnte, eine Beziehung mit dem Teufel einzugehen. Und wie genau sie dabei in wenigen Worten seine innersten Beweggründe beschrieben hatte, als sie sagte, Mephisto sei dazu verdammt, bis in alle Ewigkeit das Gute zu bekämpfen und zu scheitern.
Der Teufel dürfe sie nur nicht täuschen. Niemand dürfe das. Darauf hatte sie großen Wert gelegt. Alles andere sei für sie nebensächlich - insbesondere die Vergangenheit. Und er spürte in diesem Moment, dass auch für ihn die Vergangenheit eine immer geringere Rolle spielte.
Er hielt sich einfach zu intensiv in der Gegenwart auf.
In der Gegenwart von Lilith.
Asmodeo hatte bislang nie auch nur in Erwägung gezogen, sich vor Lilith nicht verstellen zu müssen. Was gäbe das für ungeahnte Möglichkeiten, wenn er seine wahre Identität nicht mehr vor ihr verbergen müsste! Wenn er sich ihr zeigen könnte, wie er wirklich war!
Dieses bedingungslose Akzeptieren des Anderen- gehörte das zur Liebe dazu?
Lilith hatte ihn gefragt, ob er sie liebte.
Als Asmodeo seinen Wagen auf den Parkplatz lenkte, als er sein Haus betrat, ins Bad ging und sich schließlich auf das Futtonbett legte, um mit Lilith zu träumen, versuchte er immer noch, darauf
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