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Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)

Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)

Titel: Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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um das Bild, das sich ihm bot, auf sich wirken zu lassen. Sein Blick glitt über meinen Bücherschrank zu meinem Schreibtisch über mein Bett und schließlich zu der Decke am Boden mit dem Essen und den leuchtenden Kerzen.
    „Gefällt es dir?“, fragte ich.
    Ganz allmählich veränderte sich sein Gesicht, es wurde weicher und viel gefühlvoller, als ich es jemals gesehen hatte. Er antwortete mit seiner samtigen Stimme, die mich zu umarmen schien: „Das ist eine wundervolle Idee, Lilith.“
    Wir setzten uns in die Kissen, Asmodeo öffnete den Wein und goss uns beiden ein. Währenddessen bestückte ich einen Teller mit dem Fingerfood für ihn und reichte ihm das Ganze mit einer Serviette.
    Er probierte und trank einen Schluck Wein hinterher.
    „Exquisit“, lobte er und als ich aufblickte, war ich mehr als unsicher, ob er damit tatsächlich das Essen meinte.
    Draußen begann es erneut zu regnen. Durch das gekippte Fenster hörten wir das Prasseln der Regentropfen.
    Wir sprachen nicht viel. Er beobachtete wieder jede meiner Bewegungen, wie ich es von ihm schon gewohnt war.
    „Sag mal, Asmodeo“, begann ich, „kann ich dich mal was fragen?“
    Er trank einen Schluck Wein, ohne die Augen von mir zu wenden.
    „Du schaust mich manchmal so seltsam an. Gibt es dafür einen Grund?“
    „Und du willst diesen Grund natürlich wissen“, stellte er unnötigerweise fest.
    „Deswegen habe ich gefragt.“
    Seine Antwort kam mit Verspätung, er wirkte fast verlegen. „Ich muss sehr oft an dich denken. Und wenn ich dann in deiner Nähe bin, vergleiche ich dein Bild, das ich in mir trage, mit …wie soll ich sagen… mit dem Original.“
    „Und, wie schneide ich da ab?“, flüsterte ich. „Was ist besser, das Original, oder...“ Ich lehnte mich vor, um seinen Brustkorb zu berühren. „Oder das Bild, das du da drinnen hast?“, brachte ich meinen Satz zu Ende.
    Jetzt dachte er doch tatsächlich eine Weile nach!
    Dann sagte er: „Das Original ist unschlagbar“.
    Damit hatte ich nicht gerechnet. Bevor ich wusste, was ich tat, beugte ich mich ganz zu ihm hinüber, legte meine Hand an sein Gesicht und küsste ihn sanft.
    „Mir geht es mit dir genauso“, gestand ich.
    Er nahm meine Hand von seinem Gesicht und berührte meine Fingerspitzen mit den Lippen. Rasch zog ich meinen Arm zurück. Doch es half nicht viel. Ich konnte noch immer seinen Mund spüren.
    „Wir sollten mit dem Essen weitermachen“, sagte ich.
    „Eine gute Idee“, antwortete er, aber seine Miene sagte etwas anderes.
    Schweigend nippten wir am Wein und er sah sich wieder in meinem Zimmer um. Seine Augen blieben an den Kerzen hängen. „Ich mag den Schein der Kerzen.“
    „Ihr Licht ist traumhaft“, erwiderte ich.
    „Manche meinen ja, man kann im Kerzenschein gefangen werden“, sinnierte er und ich spürte, wie eine Art kalter Lufthauch durchs Zimmer ging. Beinahe gegen meinen Willen lenkte ich den Blick in die Ecke meines Raumes, in der ich vor wenigen Tagen vergeblich versucht hatte, den Geist festzuhalten, den ich heraufbeschworen hatte. Ich erinnerte mich an das Gefühl seiner Gegenwart und konnte mir nicht erklären, warum ich in Asmodeos Nähe ähnlich empfand – ich spürte die gleiche Vertrautheit und Geborgenheit.
    Asmodeo bemerkte meine Verunsicherung und fügte lächelnd hinzu: „Nicht, dass ich manchmal nicht gern gefangen werde.“
     
    18
     
    Seine Worte trafen mich wie ein Pfeil, und als ich zu ihm aufblickte, meinte ich, undeutlich eine Bestätigung meiner Ahnung in seinen Augen lesen zu können.
    „Wollen wir uns jetzt den Film anschauen?“, wechselte ich das Thema.
    Ohne seine Antwort abzuwarten, sprang ich auf, um mein Laptop hochzufahren, den ich zusammen mit der DVD auf meinem Nachttisch platziert hatte.
    Wir stapelten die Kissen, damit wir es uns bäuchlings auf der Decke bequem machen konnten. „Was schauen wir uns überhaupt an?“, wollte er wissen.
    „Faust.“
    „Goethes Faust?“
    „Na ja, wir haben in der Schule den Faust gelesen.“ Ich machte ein schuldbewusstes Gesicht, „Beziehungsweise, die anderen haben ihn gelesen, ich weniger. Und mein Instinkt sagt mir, dass ich für das Abi hier etwas tiefer einsteigen sollte. Deshalb habe ich mir eine Verfilmung des Theaterstücks beschafft. Sie ist zwar schon alt, soll aber gut sein.“
    „Sicher die Fassung mit Gründgens in der Hauptrolle.“
    „Du kennst sie?“ – was war ihm eigentlich nicht vertraut?
    „Das kann man so sagen“, antwortete er

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