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Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)

Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)

Titel: Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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    21
     
    Ich räumte mein Zimmer auf, löschte alle Kerzen, stapelte das Geschirr fein säuberlich auf das Tablett und klopfte die Wolldecke aus, bevor ich sie zusammenfaltete. Ich brachte die Teller in die Küche und stellte sie in die Spülmaschine. Gerti saß noch immer im Wohnzimmer, die Schiebetür dorthin war halb geschlossen. Ich rief ihr „Gute Nacht, Gerti!“ zu und sie antwortete mit „Schlaf schön, mein Findling“. Ihre Stimme klang müde, fast deprimiert.
     
    22
     
    Wieder in meinem Raum machte ich mich für die Nacht fertig. Ich öffnete das Fenster weit, um frische Luft hineinzulassen. Es war viel zu kalt für Ende Mai.
    Ich legte mich rücklings auf mein Bett, blickte zum offenen Fenster hinaus und dachte an Asmodeo.
    Allmählich wurde ich schläfrig. Und dann erinnerte ich mich an Johannes und glaubte zu spüren, wie er mich in seinen Armen hielt und mich küsste. Ich verlor jeden Sinn für Realität, als ich in meinen Nebel abdriftete.
     
    23
     
    Die Straße schlängelte sich vor mir. An ihrem Ende konnte ich undeutlich die Konturen des eisernen Tores erkennen. Die Nebelschwaden wurden immer dichter.
    Wie jede Nacht schlug mir mein Herz bis zum Hals, aber diesmal nicht vor panischer Angst, sondern vor grenzenloser Vorfreude und Sehnsucht.
    Ich hörte Schritte. Die vertraute Gestalt löste sich aus dem Dunst und ich lief ihr entgegen.
    Ich legte meine Arme um Asmodeos Hals und drückte mich an ihn, als hätte ich ihn jahrzehntelang nicht mehr gesehen.
    „Das nenne ich einen Empfang“, raunte er mir zu.
    Ich genoss seine Nähe, wollte ihn nicht mehr loslassen. „Muss das mit dem Nebel eigentlich immer sein?“, fragte ich schließlich.
    „Der Nebel gehört zu deinem Traum. Ich bin hier nur auf Besuch.“
    „Na wenn das so ist, dann kann ich auch bestimmen, wohin wir gehen?“ Ich blickte aus unserer Umarmung zu ihm hoch, doch konnte ich sein Gesicht nicht deutlich erkennen. Ich spürte ihn aber leise lächeln.
    „Du bestimmst das Ziel unserer Reise und ich zeige dir, wie man dahin kommt. Du brauchst eine Art… Navigationssystem dafür.“
    „Und ich kann überall hingehen? Es gibt keine Einschränkungen?“
    „Nein, Lilith, die gibt es nicht.“
    Ich wusste genau, wohin ich wollte. „Ich möchte zu deinem See. Zu dem See, von dem du mir erzählt hast. In dem Arturo und Nichesa leben. Würde es dir dort nicht auch gefallen?“
    Ich fühlte, wie seine Hand über meinen Hinterkopf und dann über meinen Rücken hinab glitt. „Dort gefällt es mir ganz sicher.“
    Ich ergriff seinen Arm und schritt mit ihm in den Nebel hinein. Ganz unmerklich korrigierte er unsere Richtung.
    Der Nebel wurde dermaßen undurchdringlich, dass ich Asmodeo nicht mehr sehen konnte. Ich spürte lediglich seine harte Hand, die mich festhielt.
     
    24
     
    Ich hatte Angst.
    „Lass mich nicht los, Asmodeo!“
    Der Boden verschwand unter meinen Füßen und mir war, als würde ich durch Watte fallen. Ich hatte Asmodeos Arm verloren und suchte verzweifelt nach ihm.
    Jetzt änderte sich meine Umgebung. Ein ungeheures Gewicht lastete auf mir. Ich befürchtete, zerquetscht zu werden.
    Um mich herum war smaragdgrüne Finsternis. Ich steckte in dieser Dunkelheit fest. Von weit oben drang spärliches Licht zu mir herunter. Ich sah hinauf und erkannte die vertraute Form des Mondes. Er zitterte, bebte und schien sich zu bewegen.
    Meine Augen fingen an, sich an die Umgebung zu gewöhnen und ich streckte meine Hand aus. Die Erkenntnis überwältigte mich. Ich schwamm inmitten eines tiefen ruhigen Gewässers. Ich konnte nicht mehr atmen und würde ersticken.
    Der Druck auf meinen Ohren war unerträglich. Ich wusste, dass es mein Todesurteil war, aber reflexartig öffnete ich den Mund, um zu schreien. Der See drang kalt in meine Lungen, füllte jeden Hohlraum aus, um mich zu ertränken.
    Alles in mir krampfte sich zusammen. In einem letzten Aufbäumen meines Willens würgte und hustete ich. Seidenweich strömte die Flüssigkeit wieder heraus.
    Es gab keinen Zweifel - ich konnte das Wasser atmen.
    Mit meinen Füßen stieß ich mich vom steinigen Grund ab und schwebte nach oben in Richtung des Mondes. Ich probierte einige Schwimmzüge und mein Tempo beschleunigte sich. Das Wasser bot mir keinen Widerstand, ich schoss hindurch, als wäre es Luft und als gäbe es keine Schwerkraft.
    Der Mond wurde größer, das Licht wurde intensiver. Ich durchbrach die Wellen und sprang in hohem Bogen aus dem Wasser

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